Die Lady von Milkweed Manor (German Edition)
Dunweedy unterbrach ihn mit lauter Stimme. Sie war aus dem Cottage geeilt und ergriff jetzt seinen Arm. »Wie lieb, dass Sie sich die Mühe machen, mich aufzusuchen. Mein armer Rücken tut wieder ganz fürchterlich weh. Sie sind so gut zu mir.«
Katherine sah von Mrs Dunweedy zu Dr. Taylor und hob misstrauisch eine Braue.
»Sie sind wegen Mrs Dunweedy hier?«
»Aber ja, Dr. Taylor hat angeboten, nach mir zu schauen«, sagte Margaret Dunweedy. »Er ist ein guter Freund meines Sohnes. Sie waren Schulkameraden.«
»Ein etwas langer Weg für einen Hausbesuch, oder?«, fragte Katherine.
Dr. Taylor schaute zum Cottage hinüber und sah Charlotte mit bleichem Gesicht und ernstem Ausdruck am Fenster sehen. Sie sah ihn flehend an.
»So groß ist die Entfernung nun auch wieder nicht«, sagte er. »Ich komme hin und wieder geschäftlich hier vorbei.«
Katherine Harris folgte seinem Blick und erhaschte zweifellos ebenfalls noch einen Blick auf Charlotte, bevor diese vom Fenster zurücktrat. »Ich frage mich, was das wohl für Geschäfte sind.«
»Dr. Taylor, was ich Ihnen noch sagen muss«, unterbrach Mrs Dunweedy sie. »Ich habe eine Untermieterin, seit Sie das letzte Mal hier waren.«
»Ach wirklich?«
»Ja, ihr Name ist Charlotte Lamb, aber ich glaube, Sie kennen sie aus der Klinik als Charlotte Smith. Sie hat ihre Tochter bei sich. Armes, vaterloses Engelchen …«
Lady Katherine wirkte ungläubig. »Sie wollen mir wirklich erzählen, dass Sie nicht gekommen sind, um … meine Bitte vom letzten Herbst zu erfüllen?«
»Selbstverständlich will ich sie erfüllen«, sagte Daniel, »nun, da ich weiß, dass sie hier ist.«
Sobald Lady Katherines Kutsche hinter der ersten Biegung verschwunden war, wandte Charlotte sich vom Fenster weg und trat drei lange Schritte ins Zimmer zurück. »Ich hatte nicht das Recht, so zu tun, als … als sei Ihr Kind mein eigenes. Es muss furchtbar für Sie gewesen sein.«
»Was Sie sicherlich sehr gut nachempfinden können«, sagte er sanft.
Sie blickte rasch zu ihm auf, als fürchte sie, dass er böse sein könnte. Er zwang sich zu einem Lächeln, um sie zu beruhigen.
Dann betrachtete er Anne einen Augenblick und sagte: »Ich hatte bis zu diesem Augenblick keine Ahnung, in welch eine Zwickmühle ich Sie mit meiner Bitte gebracht habe.«
»Es ist nicht Ihre Schuld.«
»Trotzdem. Und leider weiß ich nicht, ob das, was ich Ihnen heute sagen muss, eine Erleichterung oder eine noch schlimmere Prüfung für Sie sein wird.«
Ihr Blick heftete sich an sein Gesicht. »Was ist passiert?«
Er biss sich auf die Unterlippe. »Lizette geht es besser.«
»Das ist doch wunderbar. Sie …«, begann sie, doch er fiel ihr mit ernster Miene ins Wort.
»Sie möchte Anne bei sich zu Hause haben.«
Charlottes Mund öffnete sich, doch drei lange Sekunden sagte sie kein einziges Wort.
Dann, schnell: »Natürlich. Wie schön. Ich bin glücklich für Sie. Und für Ihre Frau. Und natürlich für Anne … Anne sollte bei ihrer Mutter sein.«
»Danke«, sagte er mit einem einzigen Nicken und schlug dann die Augen nieder. »Angesichts … dessen, was hier passiert ist, wie schwierig es für Sie ist … und angesichts der Tatsache, dass es wahrscheinlich noch schwieriger werden wird, bitte ich Sie nicht, uns zu begleiten«, sagte er. »Ich werde eine andere Amme finden und Sie können sich eine geeignetere Stellung suchen … oder nach Hause zurückkehren.«
»Ich werde nicht nach Hause zurückkehren«, sagte sie.
»Was werden Sie dann tun?«
»Ich weiß es noch nicht. Ich dachte, dass ich Anne länger haben würde. Ich hätte mich besser vorbereiten sollen.«
»Es tut mir leid.«
»Das muss es nicht.« Bewunderungswürdigerweise lächelte sie, dann fragte sie: »Gehen Sie nach London zurück?«
»Ja, eine Zeit lang. Allerdings wurde mir für einige Monate ein Cottage an der Küste angeboten und ich erwäge ernstlich, das Angebot anzunehmen. Ich glaube, ein Ortswechsel würde Lizette guttun.«
»Wo liegt das Cottage?«
»Nicht weit von Shoreham an der Südküste. Nicht besonders komfortabel, fürchte ich.«
»Ich kenne dort niemanden.«
»Natürlich würden wir Sie gerne mitnehmen. Wenn Sie wollen, können wir …«
»Ich will. Ich möchte Annes Amme bleiben.«
»Wirklich? Gut, wunderbar.«
»Es tut mir leid, meine Großtante so plötzlich zu verlassen, aber sie wird es sicher verstehen.«
»Ja. Sie scheint eine treue Freundin zu sein.« Er lächelte und dachte an die enthusiastischen
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