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Die Lagune Der Flamingos

Die Lagune Der Flamingos

Titel: Die Lagune Der Flamingos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofia Caspari
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hätten sie damals die Gelegenheit gehabt, Anna. Bitte bedenke das. Vor Bestechung wären sie ganz gewiss nicht zurückgeschreckt. Sie wollten dich vernichten. Hast du das vergessen?«
    Anna nickte. »Ja, aber das macht es nicht richtig. Es ist eine der Sachen, auf die ich wirklich nicht stolz bin.«
    Eduard unterdrückte einen Seufzer.
    Stefan Breyvogel, Annas schärfstem Konkurrenten, war es damals für kurze Zeit gelungen, die anderen gegen ihr Fuhrunternehmen zu organisieren. Man hatte ihr unlauteres Geschäftsgebaren vorgeworfen und vereinbart, ihre Angebote in Folge gemeinsam zu unterbieten. Anfänglich hatte alles gut ausgesehen für Breyvogel, doch dann hatte er plötzlich seine Unterstützer verloren. Erst später hatte Anna verstanden, dass Eduard zu diesem Zweck hatte Gelder fließen lassen. Breyvogel hatte wohl immer vermutet, dass die Sache nicht mit rechten Dingen zugegangen war, doch er hatte keine Beweise gehabt. Anna, erinnerte sich Eduard, hatte ihm schon einmal gesagt, dass deshalb das schlechte Gewissen an ihr nage.
    Jetzt verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Nun zurück zu meiner Frage. Warum bist du hier? Es sind noch viele von deinen alten Freunden da, nehme ich an?«
    Eduard schnaubte leise. »Das bezweifle ich, dazu ist dieses Leben zu gefährlich. Die meisten werden nicht alt. Außerdem soll die Polizei jetzt sogar zuweilen ihre Arbeit tun. Ach Gott, Anna, wir hielten uns damals für die Könige der Unterwelt und waren doch nur kleine Strauchdiebe. Das hat sich alles geändert. Die Hölle ist heute so viel größer geworden, so, wie Buenos Aires größer geworden ist. Wer hätte einmal gedacht, dass hier täglich Tausende von Emigranten an Land gehen würden? Wer hätte gedacht, dass die Vorstadt Barracas mit ihren leichten, aus Brettern oder Blech zusammengeschlagenen Pfahlhäusern auf beinahe zehntausend Bewohner anwachsen würde? Ach, Anna, ich weiß nichts mehr von dieser Stadt und dem Leben hier.«
    Eduard versuchte, seinem Tonfall etwas Scherzhaftes zu geben, doch es wollte ihm nicht gelingen. Die Zigarre war zu Ende geraucht. Er hielt den Stumpen unschlüssig zwischen den Fingern. Anna kam näher. Im Schein des Mondes schimmerten ihre großen braunen Augen geheimnisvoll. Er konnte verstehen, dass Julius sich damals hoffnungslos in sie verliebt hatte.
    »Du denkst doch nicht etwa an Rache, Eduard?«, fragte sie leise.
    Er hatte ihr Misstrauen also nicht zerstreuen können. Eduard wollte etwas erwidern, doch er konnte keine Antwort geben. Hatte er an Rache gedacht, nach so langer Zeit? War er deshalb hier, um den zu rächen, der seinetwegen hatte sterben müssen?
    Elias, flüsterte eine Stimme in seinem Kopf, Elias …

Zweites Kapitel
    Nachdem auch noch sein jüngerer Bruder Gustav umgekommen war, hatte Eduard gedacht, dass nun genügend Menschen ihr Leben verloren hatten. Aber der Gedanke an den alten Freund, Berater und Vertrauten Elias hatte sich, trotz der vielen Jahre, die vergangen waren, irgendwann nicht mehr vertreiben lassen. Elias war derjenige gewesen, der ihn hatte glauben lassen, dass da noch etwas Menschliches in ihm war. Wenn Gustav auch den Mordauftrag gegeben haben mochte, so musste Eduard doch immer häufiger daran denken, dass ein anderer die Tat ausgeführt hatte … Nur wer?
    Eduard zog den Becher mit Rum, den er sich eben zum zweiten Mal hatte füllen lassen, näher zu sich hin. Die pulpería, in der er sich früher so oft aufgehalten hatte, hatte sich nicht verändert. Anna hatte zudem Recht – es gab tatsächlich noch Leute, die ihn kannten. Er wurde gegrüßt, gemieden, mal abschätzig gemustert, mal überschwänglich umarmt. Es hatten mehr überlebt, als er gedacht hatte, und die Nachricht, dass sich Don Eduardo, wie man ihn damals ehrfürchtig genannt hatte, in der Stadt befand, verbreitete sich offenbar schnell.
    Es dauerte nicht lange, da tauchte Lorenz auf. Der Mann hatte ihm damals geholfen, seine Nichte Marlena und deren Freundin Estella zu befreien. Eduard wusste bereits, dass der Mann unterdessen nicht untätig geblieben war. Man munkelte, er sei der neue starke Mann in der Stadt. Dabei ließ er sich nur noch selten blicken. Nachweisen konnte man ihm offenbar nie etwas. Es hieß, er habe gute Kontakte zur Polizei, er hatte sogar glücklich geheiratet.
    Eduard nahm sich Zeit, Lorenz zu mustern, als der nun langsam auf seinen Platz zusteuerte. Er trug einen guten Anzug, in dem er wie ein seriöser Geschäftsmann wirkte. Bis auf einen Schnurrbart

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