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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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abgeplagt hatte. Es war tatsächlich Wasser darin, es schwappte über den Rand des Bottichs und platschte zu Antonios Füßen nieder. Unbeirrt trug er es zum Herd des Brandes und schüttete es in einem Schwung auf die Flammen, die daraufhin dort, wo das Wasser niedergegangen war, erloschen. Dafür schienen sie an anderer Stelle nur umso höher zu lodern, und Laura sah entsetzt, dass das Feuer bereits begonnen hatte, auf die Deckenbalken der Halle überzugreifen.
    »Die Bühne!«, schrie jemand, vermutlich ein weiterer Schauspieler, der sich als Priester verkleidet hatte. Sein Haar war so kraus wie bei einem Mohr, aber dabei von einem seltsam künstlich wirkenden Blond, und sein Gesicht mit den zusammengedrückt wirkenden Zügen verlieh ihm das Aussehen einer erschrockenen Bulldogge. »Die Kulissen haben Feuer gefangen!«
    »Gleich brennt das ganze verdammte Theater!«, schrie Antonio zurück. »Seht alle zu, dass ihr hier rauskommt!«
    Der Aufruhr vor dem Eingang hatte noch zugenommen, denn jetzt drängten von draußen Menschen herein, die drinnen noch Freunde oder Familienmitglieder vermuteten. Laut schreiend wollten sie sich Einlass verschaffen und behinderten diejenigen, die hinausstrebten, beim Verlassen der brennenden Halle.
    Jemand rannte zur rückwärtigen Wand und löste den Riegel am dort befindlichen Tor, das zum Kanal hin gelegen war. Indessen stellte sich sofort heraus, dass dieses gut gemeinte Unterfangen ein Fehler gewesen war, denn im nächsten Moment fuhr ein heftiger Windstoß durch die Halle. Herbeigeführt vom Durchzug, der zwischen den beiden einander gegenüberliegenden Toren entstand, wurde das Feuer erst richtig angefacht. Die Flammen entwickelten sich binnen Augenblicken zu einer tosenden Wand, die vom Boden bis zur Decke reichte und gleich darauf nicht nur die Bühnenaufbauten, sondern auch sämtliche Holzstapel, Kisten, Fässer und Taurollen in der nächsten Umgebung erfasste.
    Jemand legte Laura die Hand auf die Schulter, und sie fuhr herum, in der teils angstvollen, teils hoffnungsfrohen Erwartung, es könne Antonio sein. Doch nicht er stand hinter ihr, sondern ein Mann in einem dunklen Umhang. Er trug eine Tiermaske, die ihm bis über das Kinn reichte. Schräg hinter ihm, halb vom Saum seines Umhangs verborgen, sah sie Crestina auf dem Boden liegen, tot oder bewusstlos, das Gesicht vom aufgelösten grauen Haar bedeckt.
    »Du, komm her.« Seine Stimme war nur ein Flüstern, doch Laura kam es so vor, als würde der bloße Klang ihren Kopf zum Bersten bringen und ihr Inneres zu Eis gefrieren lassen. Bevor sie reagieren konnte, packte er sie und hielt ihr den Mund zu. Sie bekam keine Luft mehr und versuchte, ihn zu treten, damit er sie losließe und sie wieder atmen konnte. Sie schlug wild um sich, doch ihre Anstrengungen waren vergebens. Es gelang ihr nicht, sich zu befreien. Dann spürte sie von allen Seiten die Schwärze heranfluten, und all ihre Empfindungen waren mit einem Mal ausgelöscht.
    Antonio erkannte die Sinnlosigkeit seines Handelns. Er ließ den Bottich, den er an dem Fass hinter der bereits brennenden Bühne erneut mit Wasser gefüllt hatte, einfach fallen. Seine Beinkleider und die Schnabelschuhe waren vollkommen durchnässt, doch wen kümmerte das schon inmitten dieses von Feuer und Rauch erfüllten Infernos. Durch die von Qualm erfüllte Halle kämpfte er sich zu der Stelle vor, wo er Raffaele zuletzt gesehen hatte, doch dort, wo der Alte vorhin noch laut jammernd nach der Reliquie gesucht hatte, war niemand mehr. Sicher hatte jemand ihn gepackt und ins Freie befördert, so wie die meisten Besucher inzwischen den Weg nach draußen gefunden hatten. Nur noch wenige Zuschauer und einige der Komparsen irrten durch den Rauch und versuchten, brauchbares Inventar zu retten. Ein paar aufmerksamere Zeitgenossen hatten sehr wohl den Wert zurückbleibender Gegenstände erkannt, ob es sich nun um herabgefallene Seidentücher oder volle Schnapsflaschen handelte. Zwei oder drei der Besucher waren in dem Gedränge sogar ohnmächtig geworden, und Antonio sah, dass sich Ippolito nicht entblödete, sie nach Wertgegenständen zu durchsuchen. Er stieß den Schauspieler zur Seite, als dieser sich bückte, um eine alte Frau auf den Rücken zu drehen und an ihrem Gürtel herumzufummeln.
    »Was soll das?«, rief Antonio aufgebracht.
    »Lass mich doch! Sie ist tot, wem kann es also schaden, wenn ich mir nehme, was sie gewiss nicht mehr braucht!«
    In diesem Augenblick kam die Frau stöhnend zu

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