Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
Vom Netzwerk:
sich vorstellte, wie sie sich bei der Arbeit mit Öl und Blütenstaub beschmutzte. Abends vor dem Einschlafen malte er sich voller Erregung aus, sie zu entkleiden, langsam diesmal, nicht so hektisch wie bei jenem ersten und einzigen Mal, wo er über sie hergefallen war, als hätte er komplett den Verstand verloren.
    Hinterher hatte er sich dafür entschuldigt, und sie hatte auf seine Frage, ob sie ihm verzeihe, genickt, doch er war nicht sicher, ob sie nicht doch vielleicht böse auf ihn gewesen war. Sie war so stumm und in sich gekehrt gewesen, als er sie anschließend nach Hause gebracht hatte. In seinem Brief hatte er ihr gegenüber nochmals seine Zerknirschung über sein unziemliches Benehmen zum Ausdruck gebracht und ihr versichert, dass dergleichen nicht mehr vorkäme, bis ein Priester sie rechtmäßig zu seinem Weibe erklärt hätte. Er hatte während der Reise bereits nach einem Brautgeschenk Ausschau gehalten, und als Ergebnis seiner Suche führte er in seiner Gürteltasche ein goldenes, mit Perlen besetztes Armgeschmeide mit sich, das er ihr anlässlich der Ehezeremonie nach seiner Rückkehr anlegen würde.
    Hin und wieder überlegte er, ob ihr wohl das Zimmer gefallen würde, in dem er in Venedig wohnte; es war geräumig, sauber und hatte einen Heizkamin, und die Bettstatt war breit, mit einer dicken und weichen Matratze. Der Komfort wurde vielleicht ein wenig dadurch geschmälert, dass Ippolito und Raffaele im Nebenraum hausten; Raffaele erlegte sich beim Rülpsen und Furzen keinerlei Zwänge auf, und wenn er vom Abtritt kam, stank es bestialisch im ganzen Haus. Ippolito drängte es ebenfalls nicht nach übertriebener Körperhygiene; Antonio hatte noch nie gesehen, dass er sich gewaschen oder gar gebadet hätte. Doch man konnte alle Türen schließen und hatte dann die nötige Abgeschiedenheit. Und wenn das Alaungeschäft erfolgreich war, würde er nicht mehr lange in dem gemieteten Zimmer wohnen, sondern in dem Palazzo, der ihm vorschwebte und dessen Erwerb nach wie vor sein ehrgeizigstes Ziel darstellte. Raffaele würde er vermutlich nicht so schnell loswerden. Den hatte ihm das Schicksal auferlegt, ob mit oder ohne Theatervorstellungen, aber in einem großen Haus würde er ihn so unterbringen können, dass er nicht allzu unangenehm auffiele.
    Mosè riss ihn aus seinen Träumereien. »Woran denkt Ihr, junger Freund?«
    Antonio zuckte die Achseln. »An die Zukunft.«
    »Dann lasst uns zusehen, dass wir weiterkommen.«
    Sie schlugen das Lager ab, sattelten die Pferde und brachen sofort auf. Mosè hatte den Boten vorausgeschickt, der beim Baró ihre Ankunft noch vor Anbruch der Dunkelheit ankündigen sollte.
    Seit dem Tode seines Vorgängers und Konkurrenten um die Krone, Matthias I. Corvinus, regierte der Jagiellone Wladislaw II. zugleich Böhmen und Ungarn. Hierbei war er völlig vom Adel abhängig, der schon vor Jahren mit einer besonderen Gesetzgebung eigene Mitbestimmungsrechte durchgesetzt hatte. In den einzelnen Teilen des Landes regierten die Herren der großen Adelshäuser weitgehend unbeeinflusst von der Krone, und Mosè war mit von Wessel einer Meinung, dass sich daran im Krieg nicht viel ändern würde. Eine Umverteilung der Machtverhältnisse in Italien würde den Ungarn mehr Nachteile als Vorteile bringen. Venedig war im Kampf gegen die Osmanen, die auch Ungarn seit Jahrzehnten mit kriegerischen Attacken heimsuchten, ein nicht wegzudenkendes Bollwerk. Außerdem galt es, den Fortbestand einträglicher Geschäftsbeziehungen zu sichern.
    Da, wo es ums Geldverdienen ging, so hatte Mosè Antonio süffisant erklärt, waren Männer mit Macht und Einfluss zur Stelle, um Handelswege offenzuhalten und aus Feinden Freunde zu machen. Er gab nicht viel auf die Liga, jedenfalls nicht in ihrer derzeitigen Konstellation. »Die Boten werden gar nicht so schnell reiten können, wie sich die Zusammensetzung des Bündnisses ändern wird«, hatte er prophezeit.
    Der Baró empfing sie mit allem Pomp, der sonst vermutlich nur adligen Gästen zuteil wurde, in seinem kleinen, aber erlesen ausgestatteten Schloss, das sich etwa eine halbe Wegstunde entfernt von Munkács befand, jenem Ort, wo sie die bisher ergiebigsten Vorkommen entdeckt hatten.
    Der Baró, ein gut genährter Mittvierziger mit Halbglatze, und seine – deutlich jüngere – Gattin waren so luxuriös gekleidet, als wollten sie ein Staatsbankett abhalten. Die abgerissene Erscheinung ihrer Gäste tat ihrer zuvorkommenden Freundlichkeit keinerlei

Weitere Kostenlose Bücher