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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Abbruch. Sie brillierten in höflicher Unterhaltung sowohl auf Französisch als auch in gebrochenem Venezianisch. Aus der Küche des Schlosses brachten Servierkräfte schmackhaft zubereitete Speisen. Die Tafel war mit fein ziseliertem Silber und edlem Kristall gedeckt, und kostbare Gobelins sowie Spiegel und Gemälde zierten die Wände. Ein wärmendes Feuer prasselte in dem hohen Marmorkamin und vertrieb zusammen mit dem schweren Tokaier, den der Mundschenk servierte, auch noch die letzte Kälte aus den Gliedern der Reisenden.
    »Ihre Majestäten, Kaiser und König, haben uns im Zuge eines Adelsaufgebots Nachricht geben lassen, dass wir Truppen aufzustellen haben«, erzählte der Baró scheinbar beiläufig, während sein Tranchiermeister nach allen Regeln der Kunst und mit akrobatischem Spiel seiner Messer einen Fasan zerteilte. »Es heißt, wir sollen uns bereit machen, gegen die Osmanen zu Felde zu ziehen.«
    »Das wird sicher ein teurer Spaß«, meinte Mosè mitfühlend. Er bedankte sich höflich bei dem Tranchiermeister, nachdem dieser eine Keule des Bratvogels zuerst durch die Luft geschleudert und dann mit elegantem Schwung auf einem Vorlegebrett platziert hatte. Mosè nahm sein Tafelmesser und hieb es in das Bratenstück, um es zum Mund zu führen und abzubeißen. »Ihr werdet viel Geld brauchen«, sagte er kauend.
    »Das ist wohl wahr«, erklärte der Baró vergnügt. Er hob sein Glas, und Mosè prostete ihm gut gelaunt zu. Den Wein, obschon von Gojim gekeltert, trank er auf einen Zug und ließ sich anschließend bereitwillig nachschenken.
    Damit war anscheinend alles gesagt, denn niemand schien es für nötig zu halten, über Einzelheiten des Geschäfts zu reden.
    Es folgte Gang auf Gang, bis das Mahl schließlich zu Ende und alle gesättigt waren. Antonio brannte jedoch die ganze Zeit über eine Frage auf der Seele, die er nicht länger aufschieben mochte. Er hatte vorhin die Dienstboten darüber reden hören und wollte sich Klarheit verschaffen.
    »Vor ein paar Tagen war schon jemand aus Venedig hier, nicht wahr? Ein Patrizier namens Cattaneo.«
    Der Baró lächelte nur. »Ihr habt recht, er war da, der gute Giacomo. Nicht nur sein Makler, sondern er selbst, höchstpersönlich und mit Gefolge. Ein Mann mit Lebensart. Hat einen Schwarzen zum Gefährten, äußerst ungewöhnlich.«
    Carlo, dachte Antonio düster. Mein Freund, wie konntest du dich nur so aufgeben!
    »Warum habt Ihr nicht mit ihm das Alaungeschäft gemacht?«, wollte er wissen. »Hatte er nicht die nötigen Mittel?«
    Der Baró schien überrascht. »Doch, sicher hatte er die.«
    Antonio runzelte befremdet die Stirn. »Aber warum ... Ich verstehe nicht ...«
    »Manchmal geht es um mehr als nur um Geld, das solltet Ihr trotz Eurer Jugend wissen, Messèr Bragadin.« Der Baró stellte sein Glas ab und sah Antonio nachdenklich an. »Mein junger Freund, Euer formidabler Ruf ist Euch vorausgeeilt. Euch mag scheinen, dass wir hier am Ende der Welt wohnen, fernab von jeder Kultur und Zivilisation, aber unsere Ohren und Augen sind ebenso gut wie die jener Menschen, die in den Zentren der Macht leben. Manches erfahren wir ein wenig später, aber wir erfahren es immer . Ob es sich nun um höfische Lebensart, die neueste Mode oder den interessantesten Klatsch handelt.« Er lächelte, denn er schien zu merken, dass Antonio ungeduldig wurde. »Worauf ich hinauswill, ist Folgendes: Ich kann den Kerl nicht ausstehen.«
    »Oh. Ach so.« Antonio lachte, befreit und erleichtert. Es war genau so, wie er es sich gedacht hatte. Genau wie bei ihm selbst.
    Doch abermals überraschte ihn der ungarische Adlige. »Es hängt nicht damit zusammen, wie er auftritt. Sein Benehmen ist untadlig. Sein Esprit beeindruckend. Sein Portefeuille gut gefüllt.« Der Baró senkte die Stimme. »Aber man erzählt sich Dinge über ihn, mon cher . Dinge, über die ich hier nicht laut spreche.«
    »Was für Dinge?«, fragte Antonio prompt.
    »Sagt Euch der Name Gilles de Rais etwas?«
    Antonio schüttelte perplex den Kopf. »Nein, leider nicht.«
    »Nun, dann sollten wir uns nicht länger mit diesem langweiligen Kram den Abend verderben«, mischte sich die Gemahlin des Baró ein, eine brünette, mit Perlen behängte Schönheit, die allem Anschein nach aus Frankreich stammte. Sie klatschte in die Hände. »Du hast mir Tanz und Gesang versprochen!«
    »Gewiss doch, mon amour .« Ihr Mann strahlte sie an, und auf sein Zeichen trat ein Troubadour an den Tisch. Die beiden Hofdamen der

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