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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Laura gewandt fügte sie hinzu: »Komm mit.« Isacco beschied sie knapp: »Du kannst auch mitgehen, wenn du willst. Hier kann männliche Begleitung nicht schaden, und gelehrte erst recht nicht. Kommst du?«
    »Wohin?«, fragte er verdattert.
    »Zum Dogenpalast.«
    Man verwies sie an einen Schreiber im ersten Stock des Palastes. Die Ehrfurcht, die Laura beim Betreten des Palastes noch angesichts der mit prunkvollem steinernem Zierrat überladenen Pforte sowie des mit beeindruckenden Statuen verzierten Triumphbogens im Innenhof empfunden hatte, verflüchtigte sich rasch, als sie in das winzige, schlecht geheizte Amtszimmer traten, in dem es nach muffigem Papier roch. Sie wusste, dass es hier im Palast für die Sitzungen des Rates Säle von ungeheuren Ausmaßen gab, und auch der Doge, der im zweiten Stockwerk residierte, war sicherlich fürstlich untergebracht. Doch die einfachen Beamten der verschiedenen Provveditori mussten mit schlichten Kammern vorliebnehmen.
    Der Schreiber, ein übermüdet dreinschauender kleiner Mann, der beinahe in seinem übergroßen Talar ertrank, legte seine Stielbrille zur Seite, als sie den Raum betraten. Er kratzte sich unter der schwarzen Samtkappe und spielte mit einem Tintenfass herum, während er ihrem Anliegen lauschte. Isacco hatte den Vortrag übernommen; mit wohlgesetzten Worten schilderte er den Fall, ohne den Besuch der Nonne zu erwähnen. »Es ist natürlich sehr lange her«, schloss Isacco. »Aber vielleicht findet man ja noch Akten darüber, wie es damals geregelt wurde.«
    »Oh, ich erinnere mich noch sehr gut an den Fall«, versetzte der Schreiber. »Ich selbst habe alle Verfügungen aufgenommen.« Er ging zur rückwärtigen Wand, schob in den dort befindlichen Regalen einige Akten zur Seite und kam mit einem zerfledderten, ledergebundenen Folianten zurück an sein Lesepult. Mit angefeuchtetem Finger begann er, umständlich zu blättern, während Laura ungeduldig von einem Fuß auf den anderen trat.
    »Hier habe ich es. Gegeben zu Venedig, im September 1502, verfügt von den Procuratori de citra .« Er räusperte sich. »Die sind nämlich als Vormundschaftsrichter zuständig«, erklärte er.
    »Sagt schon, was dort steht«, befahl ihm Mansuetta ungeduldig.
    Er musterte sie von oben herab, dann räusperte er sich erneut und fasste den Eintrag zusammen. »Die verwaisten Kinder Laura Monteverdi, geboren am 12. Oktober Anno Domini 1492, und Matteo Monteverdi, geboren am 27. August Anno Domini 1502, sind seinerzeit dem Ospizio di Santa Maria della Pietà unterstellt worden, unter der Verwaltung der Provveditori agli ospedali .«
    Laura sank das Herz. Sie hätte es wissen müssen. Arcanzola machte keine leeren Drohungen. Sie und Matteo standen immer noch unter Vormundschaft des Waisenhauses!
    Der Finger des Beamten glitt an den Eintragungen hinunter. »Ah, hier ist es doch, ich wusste, dass es auf dieser Seite ist! Ein zweiter Eintrag in derselben Sache. Gegeben zu Venedig, im November 1503. Verfügt auf Antrag der Tante der Waisenkinder, Monna Angelica Querini.«
    Laura holte scharf Luft, doch Mansuetta streckte die Hand und fasste sie beim Arm.
    Sei still , besagte diese Geste.
    Der Schreiber fasste in leierndem Ton den amtlichen Eintrag zusammen. »Die verwaisten Kinder Laura und Matteo Monteverdi werden antragsgemäß der Vormundschaft ebenjener Tante unterstellt, welche mit beglaubigten Abschriften aus Taufregistern ihre Abstammung und die Verwandtschaft belegt hat. Hernach weist ebenjene Tante das Aufsichtsrecht über die genannten Waisenkinder der ebenfalls bei Eintragung anwesenden, freien Popolanin Crestina Ferro zu, welche hiermit Ihr Einverständnis und ihren festen Willen bekundet, allwährend nach Kräften für das Wohl der Kinder einzustehen.«
    »Und wenn Crestina Ferro die Aufsicht nicht mehr ausüben kann?«, fragte Isacco. »Fällt dann die Vormundschaft an ebenjene Tante zurück?«
    »Selbstverständlich«, sagte der Schreiber. Er lächelte die Besucher verbindlich an, während er den Band wieder zuklappte. »Ich sehe nicht, wo das Problem liegt.«
    »Wir danken für Eure Mühe«, sagte Mansuetta. »Wenn wir das eher gewusst hätten, wären wir natürlich gleich zu Tante Angelica gegangen, sie hat schon oft gefragt, warum wir nicht zu Besuch kommen.«
    Der Schreiber verneigte sich kurz und war bereits wieder in seine Arbeit vertieft, als Mansuetta zur Tür hinkte und dabei Laura hinter sich herzog, der ungezählte Fragen auf der Zunge lagen.
    »Warte doch«,

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