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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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wo aus sie den restlichen Weg per Schiff zurücklegen wollten. Mosè plante, die Alauntransporte über Fiume zu führen; diese Stadt hatte Venedig im Vorjahr unter seine Herrschaft gebracht und konnte sie daher als Handelsstützpunkt nutzen.
    Nachdem sie die letzten Ausläufer der Gebirgszüge vor der Küste hinter sich hatten, wurde das Wetter besser. Sie begegneten nun häufiger Menschen, auch vielen Bewaffneten. Condottiere waren im Auftrag der Serenissima überall an der Adria unterwegs, um Söldner für den bevorstehenden Krieg zu rekrutieren.
    Am Vorabend des Tages, an dem sie sich nach Venedig einschiffen wollten, traf Mosè im Hafen von Fiume im Beisein Antonios einen Kontoristen seines Handelshauses, der dafür Sorge tragen sollte, dass die ankommenden Alaunlieferungen auf Schiffe verladen wurden. Für die weitere Abwicklung der Geschäfte übergab er dem Mann einen großen Teil seiner restlichen Goldvorräte und erklärte Antonio anschließend zufrieden, nun sei von ihrer Seite aus das Wichtigste getan.
    Antonio nickte und schaute den Kai entlang, der sich mit den davor ankernden Koggen und Karavellen nicht sonderlich von den Hafenanlagen der Serenissima unterschied. Leichterschiffer kamen mit ihren Kähnen die Rjecina flussabwärts, um ihre Fracht im Hafen zu löschen. Flöße trieben an den Ufermauern entlang, und auf umgedrehten Booten saßen Matrosen, um Taue zu spleißen, während andere Seeleute Schiffswände kalfaterten oder Segel flickten. Es wurde herumgebrüllt, gelacht und gearbeitet, und über allem lag der Geruch nach Tang, Salz und Fisch. Zwischen Getreidespeichern, Lagerschuppen und Fischerhütten herrschte die gleiche Betriebsamkeit wie in der heimischen Lagune von Venedig.
    Die Habsburger hatten Fiume beständig für den Seehandel ausgebaut, bevor die Stadt im letzten Jahr von dem venezianischen Condottiere D’Alviano erobert worden war. Dabei war der Ort geplündert und teilweise zerstört worden, doch als Handelsstützpunkt war er so nützlich wie eh und je.
    Für die letzte Nacht vor ihrer Abreise kehrten sie in einer Herberge ein, die sich auf einer Anhöhe befand, von der aus sie auf die Reste einer römischen Siedlung blicken konnten, Ruinen von Thermen, Häusern und einem Stadttor.
    Nachdem Mosè, Ippolito und die Griechen sich bereits auf ihre Kammern zurückgezogen hatten, blieb Raffaele noch bei Antonio im Schankraum sitzen. Raffaele musste nach den Strapazen der letzten Zeit mindestens ebenso erschöpft wie Antonio sein, doch er machte keine Anstalten, zu Bett zu gehen. Er wirkte bedrückt, wie er dort auf der Bank saß, die Schultern zusammengezogen und die Nase dicht über seinem Weinkrug, aber es war offensichtlich, dass er ungestört mit Antonio reden wollte, bevor die Reise zu Ende war.
    Der Wirt brachte ihnen unaufgefordert zwei Humpen heißen Wein, der mit Zucker und Gewürzen aufgekocht war, genau der richtige Schlummertrunk für eine letzte erholsame Nacht vor der Heimfahrt.
    Statt sich mit Raffaele zu unterhalten, hätte Antonio lieber noch eine Weile allein am Kamin des Schankraums gesessen und die Wärme des Feuers genossen. Die Herberge war groß, gepflegt und gut geführt, eine Wohltat nach den Strapazen der letzten Zeit. Er dachte an Laura und daran, wie wohl ihr Wiedersehen verlaufen würde, und er fragte sich, ob sie ihn vermisst hatte.
    »In Venedig feiern sie jetzt Karneval«, sagte Raffaele.
    Antonio nickte. »Wenn wir günstigen Wind haben, sind wir rechtzeitig zu Hause und können noch die ganze letzte Woche mitfeiern.«
    »Ich wollte wegen unseres Handels mit dir reden.« Raffaele hüstelte. »Du weißt schon, die Reliquie.«
    Antonio ließ sich sein Erschrecken nicht anmerken, und er zwang sich, nicht an das Lederband zu fassen, an dem er den Anhänger trug. Er hatte alles, was Raffaele an sein ehemaliges Eigentum hätte erinnern können, verschwinden lassen, sowohl die Kette wie auch das Medaillon. Er hatte sich ein neues besorgt und es an einer geflochtenen Lederschnur befestigt, und alle gingen davon aus, dass sich darin eine Miniatur der Muttergottes befand, wie viele Männer sie am Herzen trugen.
    »Was ist damit?«, fragte er, während er sich bemühte, nicht auf die Kette mit dem Medaillon zu starren, das um Raffaeles Hals hing.
    Das war die eigentliche Absurdität an dem ganzen Geschehen. Er selbst hatte das Blut Christi an sich gebracht, während Raffaele so getan hatte, als besäße er es noch. Der Alte hatte nicht nur den Verlust der Reliquie

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