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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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lauter, als die Leute sahen, dass Zuane den Saal betreten hatte. Laura merkte, dass neugierige Blicke sie streiften, und am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Die Einrichtung des großen Saales erinnerte sie auf fatale Weise an den Portego im Hause von Cattaneo; beinahe schien es, als hätten die Besitzer bei der Wahl ihrer Möbel und der Ziergegenstände auf den Tischchen und Wandsimsen voneinander abgeschaut.
    Zu Zuanes Feier hatten sich etwa drei Dutzend Gäste versammelt. Die meisten Anwesenden trugen Masken und fantasievolle Kostüme, aber es waren auch viele Besucher anwesend, die sich nicht verkleidet hatten. Dafür waren sie so prachtvoll herausgeputzt, dass Laura sich neben all den in Samt und Seide gekleideten Menschen wie eine arme Krämerin vorkam – was sie streng genommen wohl auch war. Doch dann fühlte sie eine vertraute Aufwallung: Wut. Sie war nicht schlechter als diese Leute, nur weil sie ärmer war. Krieche vor dem Adel niemals wie ein Wurm, sondern schreite wie eine Königin. Das waren die Worte ihrer Mutter gewesen, und sie hatte sie mit so beschwörender Stimme vorgebracht, dass Laura meinte, sie immer noch hören zu können.
    Nun, hier und heute hatte sie zum ersten Mal Gelegenheit, vor dem Adel wie eine Königin zu schreiten. Stolz reckte sie das Kinn und ging an Zuanes Seite durch den Saal, blieb da und dort mit ihm stehen, ließ sich vorstellen und wartete, bis die Glückwünsche, die unausgesetzt von allen Seiten auf Zuane niederprasselten, endlich aufhörten und die Blicke, die auf ihr ruhten, sich in andere Richtungen wandten. In einer Ecke des Saals standen einige Musiker, die eine fröhliche Melodie spielten. Laut genug, um jedes unerwünschte Getuschel, das ihr gelten mochte, zuverlässig zu übertönen.
    »Und hier haben wir meine Tante Eugenia«, sagte Zuane, als eine in raschelnde silberblaue Seide gehüllte Frau vor ihnen auftauchte, die Laura bisher in dem Gedränge nicht gesehen hatte. Sie trug eine Halbmaske in der Farbe ihres Kleides, und ihr Haar fiel in einem Wasserfall blonder Locken über ihr makelloses Dekolleté und ihre nackten Schultern. Sie lächelte Zuane mit perlweißen Zähnen an.
    »Du sollst mich nicht immer Tante nennen, du Schlingel! Du weißt doch, wie alt ich mich dann fühle!«
    »Nun, da du die Schwester meines Vaters bist, ist es wohl die korrekte Bezeichnung, aber wenn es dich so sehr stört, sollte ich mir vielleicht wirklich bald etwas anderes ausdenken.« Zuane erwiderte das Lächeln der Frau. »Dennoch – niemand würde je auf den absurden Gedanken verfallen, dich für alt zu halten. Wer immer dich sieht, glaubt auf der Stelle, du seist dem Quell der ewigen Jugend entstiegen!«
    Mit dieser Bemerkung versöhnte er seine Tante offenbar sehr nachhaltig, denn sie lachte erfreut und beugte sich vor, um ihn auf die Wange zu küssen. »Ach, wie sehr ich dir zugetan bin, mein Junge!«
    »Ich dir auch, Tante Eugenia.«
    Augenblicklich trat ein schmollender Ausdruck auf ihr Gesicht. »Zuane!«
    Zuane verdrehte in komischer Verzweiflung die Augen. »Ja doch, ich versuche, dran zu denken. Versprochen.«
    Eugenia warf Laura durch die Augenschlitze ihrer Halbmaske einen abwägenden Blick zu. »Du bist in Gesellschaft?«
    »Oh, verzeih meine Unhöflichkeit, Ta... Eugenia. Das hier ist Laura Monteverdi, eine junge Apothekerin vom Rialto.« Er wies über die Schulter auf die beiden Maler, die sich zu einigen anderen Gästen gesellt hatten. »Meine Freunde Zorzo und Tiziano kennst du ja bereits.«
    »Natürlich. Die Maler.«
    Eine Spur von Abfälligkeit war in Eugenias Stimme zu hören.
    »Der Malerei gehört meine ganze Leidenschaft«, sagte Zuane erklärend zu Laura. »Ich habe mit Zorzo und Tiziano gemeinsam bei Meister Bellini studiert.« Er bedachte sie mit einem bekümmerten Blick. »Leider fehlt mir ein ganz entscheidender Faktor, um mich als Künstler bezeichnen zu können: das Talent.«
    »Das ist nicht wahr«, sagte eine Männerstimme hinter Laura. »Dein Porträt von Angelica ist ein Meisterwerk, wie es dein Freund Tiziano kaum besser hätte malen können.«
    Laura drehte sich um und sah sich einem Mann in den Fünfzigern gegenüber. Er war edel, aber nicht auffallend gekleidet. Sein Wams war aus schwarzem Samt, ohne die goldenen Tressen und Stickereien, die sonst häufig die Gesellschaftsroben der Reichen zierten.
    Sie betrachtete ihn und hoffte, dass niemand ihr die Aufregung über den eben gehörten Namen anmerkte.
    Der Mann trug keine Maske

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