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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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unerwähnt gelassen, sondern obendrein ein paar Tage nach dem Brand auf einmal eine Kette mit einem anderen Medaillon getragen, das dem verlorenen haargenau glich.
    Antonio hatte anfangs nicht begriffen, was der Alte mit diesem Spielchen bezweckte, aber dann war er rasch auf die einzig plausible Erklärung gekommen. Natürlich fürchtete Raffaele, Antonio werde die Wette als ungültig betrachten, sobald herauskäme, dass er die Reliquie nicht mehr besaß. Es hätte zum Lachen sein können, wenn Antonio deswegen nicht ein so schlechtes Gewissen gehabt hätte.
    Raffaele räusperte sich abermals. »Es sieht ja nun alles danach aus, als würdest du deine Wette gewinnen, nicht wahr? Das letzte der fünf Jahre ist noch nicht vorbei, und dein Palazzo ist dir so gut wie sicher. Ich habe mitbekommen, von welchen Zahlen ihr geredet habt, du und Mosè. Das ist viel Geld, mein Junge. Du wirst rasch einer der reichsten Männer Venedigs sein.«
    »Wer weiß, ob das alles so schnell geht«, meinte Antonio ausweichend.
    »Es wird sehr schnell gehen. Bis Ostern wird die erste Alaunlieferung erwartet, das hat der Baró fest zugesagt. Sie haben dort bereits einige Vorräte angelegt und Schachtöfen zum Rösten gebaut. Die Schieferbrüche werden in aller Eile weiter ausgebeutet.«
    Das konnte Antonio schlecht abstreiten. »Wir rechnen mit einem planmäßigen Verlauf«, räumte er ein. »Auch wenn natürlich noch niemand sagen kann, welche zusätzlichen Risiken sich durch den Krieg ergeben.«
    »Wenn Ungarn nicht der Liga von Cambrai beitritt und der Transport nicht durch Feindesland geht, sehe ich kaum zusätzliche Risiken.«
    Antonio war derselben Meinung, sagte aber nichts weiter dazu. Er wartete darauf, dass der Alte zur Sache kam.
    »Da nun bald der Krieg kommt, werden wir gefährliche Zeiten erleben. Räuberbanden werden im Schlepptau der Heere durch das Land ziehen, sie werden sengen und morden und die unbescholtenen Bürger um ihr Hab und Gut bringen. Da du viel unterwegs sein wirst und ich in deinem Gefolge reite ... Ähm, wir sind uns doch einig, dass ich weiter mit dir reite, oder?«
    »Sicher.« Antonio zuckte die Achseln. »Du bist ein guter Gefolgsmann.«
    Raffaele war nicht mehr der Jüngste, und manchmal knackten seine Gelenke so laut, dass man meinte, die Knochen müssten ihm entzweispringen, aber davon abgesehen erfreute er sich überraschend guter Gesundheit. Er hatte in seinen jungen Jahren als Söldner gekämpft und verstand es immer noch, hervorragend mit Schwert und Degen umzugehen; von ihm hatte Antonio einen Großteil seiner Fechtkünste erlernt. Egal, wie schlecht das Wetter war oder wie beschwerlich ihr Vorwärtskommen – der Alte hatte sich nie beklagt. Er schien mit jeder Meile, die sie geritten waren, immer nur zäher geworden zu sein. An steilen Pässen, wo sie hatten absitzen und die Pferde am Zügel führen müssen, hatte er eine erstaunliche Ausdauer an den Tag gelegt, und er hatte auch keine Schwäche gezeigt, wenn sie infolge karger Vorräte Hunger litten. Lediglich das eine oder andere Mal hatte er seine Reisegefährten gegen sich aufgebracht, weil er abends am Feuer nicht nur gerne Eklogen nach Art des Vergil, sondern auch selbst gedichtete Sonette vorgetragen hatte, die sich den übrigen Anwesenden nicht recht erschlossen, geschweige denn, sie erbauten.
    »Wo war ich stehen geblieben, Antonio?«
    »Dass du ein guter Gefolgsmann bist und weiter mit mir reiten wirst.«
    »Richtig. Nehmen wir also an, wir reiten arglos durch Feindesland dahin ...«
    »Ungarn ist fürs Erste nicht feindlich.«
    »Es kann noch viel geschehen. Wir könnten auch in einen Piratenüberfall geraten. Du weißt, dass die Osmanen die ganze adriatische Küste unsicher machen.«
    Antonio lächelte nachgiebig. »Na gut, nehmen wir also an, wir reiten durch Feindesland.«
    Raffaele wurde eifriger. »Angenommen, wir werden überfallen. Wir könnten in einen Hinterhalt geraten. Allen gelingt die Flucht, nur ich werde ergriffen, weil ich der Älteste bin und nicht ganz so schnell beim Aufsitzen wie die anderen.« Er unterbrach sich und nahm einen Schluck Wein, als müsse er seine Stimme für das Wichtige, das er noch hervorzubringen hatte, ölen. »Nehmen wir nun weiter an, skrupellose Räuber würden sich meiner Reliquie bemächtigen.«
    »Du bist ein exzellenter Fechter, wie ich aus unzähligen Unterrichtsstunden weiß, die du mir erteilt hast.«
    »Oh, aber unterstellen wir, ich habe mein Schwert verloren.« Raffaele stellte

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