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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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bekannt, dass wir vor euch bei diesem ungarischen Baró waren, richtig?«
    Antonio zuckte die Achseln. »So ist es. Ich finde, dass ein Mann immer im Bilde sein sollte, was seine Feinde gerade tun.«
    Carlo grinste flüchtig. »Hierin pflichte ich dir bei, hoffe aber, dass du nicht mich zu deinen Feinden zählst, nur weil ich einem deiner Gegner diene.«
    Antonio wunderte sich vage über die gefällige Wortwahl, obwohl er bereits wusste, dass Carlo sich mittlerweile nicht nur einer umfassenden klassischen Bildung erfreute, sondern auch angefangen hatte, die Jurisprudenz und die Philosophie zu studieren. Außerdem hatte er gehört, dass Cattaneo Besitzer einer sündhaft teuren Villa auf der Terraferma geworden war, was sein Vermögen drastisch reduziert hatte. Vor allem nachdem osmanische Piraten eine Handelsgaleere aufgebracht hatten, die bis an die Frachtluke mit veredeltem Tuch und wertvollem Leder beladen war, dessen weitaus größter Anteil aus Beständen von Cattaneos Compagnia stammte. Wenig später war ein Lagerhaus abgebrannt, in dem Gewürze aufbewahrt wurden, die, bevor sie in Flammen aufgingen, mindestens fünfzigtausend Dukaten wert gewesen waren. Noch hatte es nicht die Runde gemacht, doch das Handelshaus Cattaneo steuerte nach diesen Rückschlägen auf den Bankrott zu. Mit dem Alaungeschäft hätte Cattaneo alles problemlos konsolidieren und darüber hinaus neue Reichtümer erwerben können, doch dieser Plan war nun durchkreuzt.
    Antonio konnte nicht umhin, seiner Neugier nachzugeben. »Was hat Cattaneo gesagt, als er erfuhr, dass ihm das Geschäft durch die Lappen geht?«
    Carlo lächelte flüchtig, doch ohne Heiterkeit. »Er hat getobt und Rache geschworen.«
    »Gut«, sagte Antonio zufrieden. »Sehr gut.«
    »Unterschätze ihn nicht«, sagte Carlo. »Mach diesen Fehler niemals.«
    Antonio musterte ihn abwägend. »Hast du diesen Fehler schon gemacht?«
    »Manchmal«, gab Carlo tonlos zurück.
    Eine größere Welle schlug gegen den Bug und trieb Gischt über die Reling. Antonio trat einen Schritt zurück und fuhr achtlos mit der Hand über seinen Umhang, der noch ganz steif und ausgewaschen war von den vielen ungarischen Regengüssen und Schneefällen. »Valeria hat es besser getroffen als du, würde ich meinen.«
    Carlo verschränkte die Hände, bis seine Fingerknöchel weiß wurden. »Du hast mit ihr gesprochen?«
    »Ja, ich war kurz vor meinem Aufbruch bei ihr, in ihrem hübschen neuen Kurtisanenhaus. Sie erzählte, dass Cattaneo es ihr zusammen mit einem Haufen Schmuck als Morgengabe zu Füßen gelegt hat, so wie es einer Braut des Teufels gezieme.«
    »Sie hatte schon immer einen bemerkenswerten Sinn für Humor.«
    »Für mich hat es sich nicht sonderlich komisch angehört.«
    Carlo nickte angestrengt. »Wie geht es ihr?«
    »Besser«, sagte Antonio sachlich. »Sehr viel besser. Jedenfalls sagt sie das.«
    Carlo atmete langsam aus. »Gut. Das ist gut.«
    »Cattaneos Haus ist mindestens sechs Mal so groß wie ihre neue Bleibe«, meinte Antonio spöttisch. »Hattet ihr zu dritt dort nicht mehr genug Platz?«
    »Es gibt keinen Ort, der groß genug für uns drei wäre.«
    »Das klingt, als hättest du dich in dein Schicksal ergeben. So warst du früher nie.«
    »Du weißt nicht, wie ich früher war, Antonio Bragadin.«
    »Nein«, sagte Antonio langsam, und tatsächlich wurde ihm klar, wie sehr das zutraf. Niemand von ihnen hatte je erfahren, wie Carlo früher wirklich gewesen war. Sie kannten ja nicht einmal seinen richtigen Namen. Für sie alle war er immer Carlo gewesen, seit jener jämmerlichen und lächerlichen Zeremonie am Strand, bei der Valeria dem Schwarzen befohlen hatte, sich hinzuknien, damit sie ihn »taufen« konnte. Gott mochte sie für diese Häresie bestraft haben, aber Carlo hatte dadurch immerhin einen Namen gewonnen, mit dem sie ihn ansprechen konnten. Und das eine oder andere wussten sie tatsächlich über ihn, nämlich wie klug er war und wie hilfsbereit. Wie geschickt im Umgang mit dem Messer und wie überaus begabt darin, sich seiner Umwelt in jeder nur denkbaren Weise anzupassen. War er vorher schon so gewesen, dort im dunklen Herzen Afrikas, unter seinesgleichen in einem Stamm, dessen Namen vermutlich kaum ein Christ richtig aussprechen konnte? Mit einem fremden Heidengott, dem er, wie alle seines Volkes, seine Geschicke anempfohlen hatte?
    Antonio blickte Carlo prüfend an, und mit einem Mal erkannte er das grenzenlose Leid in den Augen des anderen.
    »Carlo, warum gehst du

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