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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Brustkorb hob und senkte sich vor Anstrengung. Er wankte zur Seite und stützte sich an einer Taurolle ab. »Ich könnte es«, wiederholte er. Es klang erschöpft, aber entschlossen. »Betrachte das, was du eben gesehen hast, als kleine Demonstration. Damit du begreifst, wie schnell wir im Leben manchmal gerade das verlieren können, was uns lieb und wertvoll ist. Und dass oft sogar wir selbst es sind, die für diesen Verlust verantwortlich sind. Weil wir nun mal Opfer bringen müssen, um des großen Ganzen willen, das wir Leben nennen. Vielleicht bist dann du derjenige, der künftig ein wenig demütiger wird.«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und ging davon. Sich hier und da abstützend, folgte er seinem Sklaven in die Kabine und ließ nichts weiter zurück als die paar Tropfen Blut, die er vergossen hatte. Und den Hauch von etwas Bösem, das noch lange Zeit danach die Luft zu verpesten schien. Nicht einmal der eisige Ostwind, der bald darauf aufkam und mit Macht die Segel straffte, konnte es zum Verschwinden bringen.
    »Wenn man tausend mal tausend mal tausend Fische kauft, wie viele hat man dann?«, fragte Matteo.
    »Viele«, sagte Mansuetta geistesabwesend.
    »Sehr viele«, fügte Veronica hinzu. »Bestimmt fast so viele, wie es hier auf dem Markt zu kaufen gibt.«
    Matteo lachte. »Ein guter Witz!«
    »Wieso?«, fragte Veronica verunsichert. »Sind es nicht so viele?« Sie dachte nach. »Mehr als drei Fässer voll?«
    Er lachte erneut, doch es blieb ihm im Halse stecken, als Mansuetta ihn knuffte und ihm damit begreiflich machte, dass die Magd keineswegs scherzte, sondern sich einfach keine Vorstellung von der Menge machen konnte, die er genannt hatte.
    Er versuchte es erneut. »Nehmen wir an, es wären Makrelen, von denen eine so lang ist wie dein Arm.«
    Veronica streckte wie zur Probe den Arm aus. »Das wären recht große Makrelen«, gab sie zu bedenken.
    »Es ist ja nur eine Annahme.«
    »Ach so. Was wäre dann?«
    »Dann könnte man die Fische mehrmals im Kreis um die Erde herumlegen. Und vielleicht sogar bis zum Mond und wieder zurück.«
    Veronica starrte ihn ungläubig an. »Sie würden vom Himmel fallen! Oder im Wasser untergehen!«
    Matteo stöhnte, und Mansuetta unterdrückte ein Grinsen, obwohl es mit ihrer Laune nicht zum Besten stand. Sie gingen zu dritt über den Fischmarkt, wobei Veronicas Aufgabe darin bestand, den Korb mit den Einkäufen zu tragen. Matteo war dafür zuständig, Mansuetta zu leiten und ihr als Stütze zu dienen, wenn sie Stufen steigen mussten. Außerdem lenkte er die beiden Frauen mit allerlei anstrengenden Fragen über Mengen und Maße ab. Jedenfalls fand Mansuetta die Fragen anstrengend, um nicht zu sagen, sinnlos. Sonst war sie keineswegs dieser Meinung, im Gegenteil. Sie wurde niemals müde zu betonen, wie aufgeweckt, intelligent, ja geradezu genial sie Matteos Fragen fand, und sie trachtete stets danach, sie, so gut es ging, zu beantworten. Zumindest hatte sie das getan, solange es ihr noch möglich gewesen war. Seit geraumer Zeit überstiegen seine Fragen jedoch ihre Fähigkeiten. Sein Verstand hatte sich zu weit entwickelt, als dass sie noch mit ihm hätte Schritt halten können. Nicht einmal mehr Isacco war noch in der Lage, Matteos Formeln nachzuvollziehen. Matteo hatte angefangen, eigene Symbole zu ersinnen, weil er fand, dass er bestimmte Gleichungen sonst nicht richtig berechnen könne, und er wurde wütend, wenn niemand sich die Mühe machte, ihn zu verstehen. Die Wut, davon war Mansuetta überzeugt, hatte er, ebenso wie sie selbst und auch Laura, von ihrer gemeinsamen Mutter geerbt.
    Mansuetta seufzte, während sie an einem der Fischkarren stehen blieb, um einen Aal zu begutachten. Sie selbst hatte in der letzten Zeit ihre Wut nur sehr mühsam bezähmen können, was in erster Linie an Laura lag. Doch in die Wut mischte sich auch schlechtes Gewissen. Sie konnte sich tausendfach einreden, dass sie nur im Interesse ihrer Schwester gehandelt hatte, den Brief von Antonio Bragadin zu unterschlagen; schließlich war Laura unerfahren und nicht urteilsfähig, was Männer anging. In diesem Punkt bedurfte sie unbedingt erwachsener Aufsicht. Das war schon sehr leicht daran zu erkennen, dass sie sich diesem Wüstling in Sünde hingegeben hatte. Laura musste im Grunde dankbar sein, dass Mansuetta das einfach überging.
    Andererseits, so überlegte Mansuetta, hätte sie, um Laura deswegen zur Rede zu stellen, schon den Brief herausrücken müssen, und gerade das wollte sie

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