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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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nicht fort von ihm? Liegt es an dem, was er dir gibt? Was zwingt dich, ihn zu ertragen? Ist es das angenehme Leben im Luxus oder die Bildung?«
    Carlo hob die Brauen. »Bildung ...«, sagte er gedehnt. »O ja, das ist ein machtvoller Zauber.« Er grinste. »Und das meine ich im wahrsten Sinne des Wortes. Es wäre ein Jammer, wenn mir all das verborgen geblieben wäre. Pico della Mirandola, Thomas von Aquin. Platon und Aristoteles. Euklid und Pythagoras. Die Philosophie und die Mathematik. Ah, die Mathematik!« Er breitete die Arme aus. »Allein dafür hat es sich gelohnt, Giacomos Sklave zu werden, glaub mir.«
    »Aber musst du es denn immer bleiben?« Antonio zögerte, aber nur den Bruchteil eines Augenblicks. »Du könntest mein Gefolgsmann werden.« Ihm kam ein neuer Gedanke. »Oder du könntest zurück in deine Heimat. Ich könnte dir helfen, nach Afrika zurückzukehren.«
    »Ich wäre schon tausendmal gegangen«, sagte Carlo gelassen. »Und vorher hätte ich ihn getötet, um ihn für alle Zeiten los zu sein. Aber um ihretwillen tat ich es nicht.«
    »Valeria?«, vergewisserte Antonio sich. »Liebst du sie etwa immer noch?«
    Auf diese Frage gab Carlo keine Antwort. »Ihr Anspruch auf Leben ist mehr wert als der meine auf Freiheit.« Er hob die Schultern. »Es ist im Übrigen sehr viel erträglicher geworden mit ihm.«
    »Du meinst, weil er dich nicht mehr schlägt? Weil er dich mit Geschenken und anderen zweifelhaften Wohltaten überhäuft? Weil er dir Unterricht in den Wissenschaften angedeihen lässt? Oder weil er Valeria gestattet hat, ihren eigenen Haushalt zu führen?« Antonio gab einen Schuss ins Blaue ab. »Er erpresst dich mit ihr. Sie darf nur dann in Frieden weiterleben, wenn du fügsam bist und bei ihm bleibst. Vermutlich hat er sogar Schergen gedungen, die sie auch dann noch umbringen, wenn er selbst schon in die Hölle gefahren ist.«
    An Carlos Gesichtsausdruck erkannte er, dass er mit seiner Vermutung richtig lag, und er begriff, dass es Bösartigkeiten im Leben gab, die seiner eigenen Lebensanschauung so fremd waren, dass es ihn schauderte, daran auch nur zu denken.
    »Wann immer du Hilfe brauchst«, sagte er. »Zögere nicht, zu mir zu kommen.« Er legte die Hand an sein Schwertgehenk. »Heute nehme ich es jederzeit mit ihm auf. Und bald auch an Macht und Reichtum.«
    »Im Moment ist es nicht schwer, ihm Paroli zu bieten. Er ist schwächer als ein kleines Kind.«
    »Ist er krank?«
    »Er hatte die Pest«, sagte Carlo.
    Antonio erstarrte und blickte erschrocken zu den Decksaufbauten, wo sich die Kabinen der Passagiere befanden.
    »Keine Sorge, es ist nicht mehr ansteckend. Alle Beulen sind aufgebrochen und geschrumpft, er ist bereits auf dem Wege der Besserung.«
    »Was ist mit dir? Vielleicht hast du dich angesteckt!«
    Carlo hob die Achseln. »Ich hatte es vor ihm, aber in einer leichteren Verlaufsform. Mir geht es wieder gut.«
    »Dass er nach dieser Niederlage im Alaungeschäft auch noch die Krankheit hinnehmen musste, lässt ihn vielleicht künftig ein wenig demütiger werden«, sagte Antonio gehässig.
    Er fuhr herum, als er ein Geräusch hinter sich hörte. Cattaneo war hinter dem Hauptmast hervorgetreten und legte die wenigen Schritte zurück, die ihn von Antonio und Carlo trennten. Vermutlich hatte er jedes Wort ihrer Unterhaltung gehört.
    Sein Aufzug war ebenso gepflegt wie der von Carlo. Seinen Gewändern war nicht anzusehen, dass er wochenlang durch unwegsames Gelände geritten war; vermutlich war er mit besser ausgestatteter Entourage gereist als Antonio und seine Kavalkade. Oder aber er hatte sich, was eher wahrscheinlich war, in Fiume neu eingekleidet.
    Abgesehen von seiner tadellosen Aufmachung sah er schrecklich aus. Seine Augen waren trüb und umschattet, und auf seiner unnatürlich bleichen Haut zeichneten sich scharf umrissene rote Flecken ab, Überreste von Fieberpusteln, die ihn wie eine Karikatur seiner selbst aussehen ließen. Weit erschreckender waren sicherlich die Spuren der aufgeplatzten Pestbeulen an seinem Leib, doch diese Entstellungen waren allesamt unter dem dunklen Umhang verborgen. Er war so stark abgemagert, dass er einem jener ausgemergelten Häftlinge ähnelte, die nach Jahren im Kerker aus ihren Verliesen entlassen wurden. Carlo hatte recht; mit Cattaneos Körperkräften war es wirklich nicht weit her. Er hielt sich an der Reling fest und atmete schwer, wie nach einem langen Lauf, während er sich mit zusammengebissenen Zähnen Antonio zuwandte.
    »Sieh

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