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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Mansuetta. Wieso wollte er mitgehen? Ihr Blick fiel auf Veronica, die gerade damit beschäftigt war, den Fisch in ihrem Korb zu verstauen. Die Magd war zwar blass und ziemlich mager, aber ansonsten recht hübsch. Und vor allem im mannbaren Alter, genau wie Laura.
    »Der Fisch ist teurer als sonst«, sagte Mansuetta schroff.
    Giovanni zuckte bedauernd die Schultern. »Das kommt vom Krieg.«
    »Ihr macht Witze. Es herrscht noch gar kein Krieg.«
    »Aber man weiß, dass er bevorsteht. Dadurch wird alles teurer.«
    »Das ist absurd!«
    »Nein«, mischte Matteo sich eifrig ein. »Es stimmt! Im Krieg sind alle Leute mit Kämpfen beschäftigt. Soldaten zertrampeln die Felder, und auf den Meeren kreuzen Feindschiffe. Dadurch wird die Arbeit der Bauern und Fischer gefährlicher. Sie können nicht mehr so viel ernten oder fischen. Das Wenige, was sie noch auf den Markt schaffen können, müssen sie daher teurer als sonst verkaufen, um davon leben zu können. Und wenn sie wissen, dass der Krieg kommt, machen sie es genauso. Sie verkaufen ihre Waren teurer, damit sie für schlechte Zeiten zurücklegen können.«
    Veronica starrte ihn mit offenem Mund an. »Wie kommst du bloß immer auf solche Sachen? Wer hat dir das mit den Bauern und Fischern gesagt?«
    »Das steht in Isaccos Lateinbüchern«, sagte Mansuetta erschöpft. »Da gibt es ganze Kapitel, nur über Kriege. Wie sie geführt werden und was sie bewirken. Ich musste all diesen Kram sogar irgendwann selbst lesen.«
    »Oh, Ihr könnt lesen?«, fragte Giovanni beeindruckt.
    Mansuetta unterdrückte ein sarkastisches Grinsen. »Nur wenn ich gerade meinen Lesestein zur Hand habe.« Sie fragte sich, warum sie hier auf dem Markt stand und mit einem Fischhändler sinnlose Diskussionen führte.
    »Woher wisst Ihr es denn nun?«, wollte Matteo von Giovanni wissen.
    »Was denn?«, fragte der Fischhändler überrascht zurück. Dann erinnerte er sich an Matteos vorangegangene Frage. »Oh, die Gewichte. Ich weiß, dass dieses da, das du in der Hand hältst, ein halbes Pfund wiegt. Das dort wiegt ein Pfund. Und das große da fünf. Die kleineren sind Unzengewichte. Ich weiß, wie viel sie wiegen, weil sie vom Eichmeister geprüft sind. Es gibt eigens ein Amt dafür, wo es kontrolliert wird.« Er lächelte schalkhaft. »Sonst könnte ja jeder seine eigenen Gewichte machen und die Kunden betrügen.«
    »In der Apotheke und in der Offizin haben wir auch Waagen«, sagte Matteo. »Aber sie sind kleiner.« Er dachte kurz nach. »Es würde viel schneller gehen, wenn die Waage sofort beim Wiegen das Gewicht anzeigt, ohne dass man so viele Gewichte in die zweite Schale legen muss.«
    Der Fischhändler kratzte sich am Kopf. »Wie soll das denn gehen?«
    Matteo gab keine Antwort. Sein Blick schien sich nach innen zu wenden, und er ging mit langsamen Schritten über den Fischmarkt davon, ohne von seiner Umgebung Notiz zu nehmen. Einer Händlerin fiel ein Korb mit Fischen aufs Pflaster, doch Matteo stieg nur über die glitschigen Leiber hinweg und ging seelenruhig weiter.
    »Er ist so ein seltsames Kind«, meinte Veronica mitleidig.
    »Er ist klug, das ist alles«, widersprach Mansuetta.
    »Das sehe ich ebenso«, stimmte Giovanni zu. »Ihr solltet ihn fördern. Vielleicht kann er später die Rechte studieren. Oder Magister der Philosophie werden. Vielleicht sogar ein berühmter Medicus.«
    »Seine Welt ist die Mathematik«, meinte Mansuetta. Dennoch hatte der Fischhändler recht. Matteo bedurfte weiterer Förderung. Isacco hatte sich in der letzten Zeit wenig aufgeschlossen gezeigt, den Jungen mit weiterem Studienmaterial zu versorgen, vermutlich deshalb, weil er selbst nicht mehr Schritt halten konnte. Er hatte behauptet, er habe Matteo alles beigebracht, was es über die Algebra zu wissen gebe. Mansuetta war jedoch ziemlich sicher, dass es noch neuere, bessere Erkenntnisse auf diesem Gebiet gab als diejenigen, mit denen Isacco aufwarten konnte.
    »Mir ist kalt, ich will nach Hause«, klagte Veronica. Sie stand neben Mansuetta, den Korb mit dem Fisch und den übrigen Einkäufen des Morgens auf der Hüfte. Den freien Arm hatte sie um den dürren Körper geschlungen, das Umschlagtuch fröstelnd um sich gezogen. Ihr lief die Nase, und ihre Lippen waren fast so blau wie ihre Augen. Das Haar schaute strohig und ohne Glanz unter ihrer wenig kleidsamen Haube hervor.
    Mansuetta konnte nun, da sie so dicht neben ihr stand, zum ersten Mal sehen, dass Veronica vorn im Unterkiefer ein Zahn fehlte. Nun ja,

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