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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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die in lockeren Gruppierungen entlang der mit goldgeprägtem Leder bespannten Wände standen. Er setzte sich nieder und streckte die Beine von sich. »Silvio, bring mir Wein!«, rief er. An Querini gewandt, fuhr er fort: »Wenn du nicht wegen meiner Stimme für die nächste Ratssitzung hier bist, schlage ich vor, dass du zur Sache kommst.« Cattaneo nahm den Weinpokal entgegen, den Silvio ihm reichte. Er prostete seinem Besucher zu, ohne indessen Anstalten zu machen, ihm ebenfalls Wein oder einen Sitzplatz anzubieten.
    Querini ließ mit keinem Blick erkennen, ob er sich durch die grobe Unhöflichkeit brüskiert fühlte. Er bedachte zuerst Cattaneo, dann Carlo mit einem Lächeln. »Ich bin heute hier, um deinen Sklaven zu kaufen.«
    Cattaneo lachte. »Du machst Witze.«
    »Keineswegs. Ich gebe zu, mich treibt der Neid. Ich kann es nicht gut verkraften, dass dein Besitz mehr Aufsehen erregt als meiner.«
    »Carlo ist nicht zu verkaufen.«
    »Ah, Carlo heißt er. Ein guter christlicher Name. Ist er getauft?«
    Bilder zuckten in Carlos Erinnerung auf. Er selbst, kniend zwischen Schilfrohren an einem sumpfigen Strandstück. Über ihm eine kreischende Möwe, und hinter ihm das gegen seine Füße schwappende, nach Fisch stinkende Wasser der Lagune. Valeria hatte dicht vor ihm gestanden, ihre damals noch kleinen Brüste in Höhe seiner Augen. Ihr Gesicht, so schön und seltsam ernst. Das silberne Haar, das von einem Windhauch erfasst und gegen seine Wange geweht worden war. Ihr Duft, der so unverwechselbar zu ihr gehörte wie ihr Lächeln und der Klang ihrer Stimme. Valeria ...
    »Er ist so heidnisch, wie er schwarz ist«, sagte Cattaneo. »Viele sind der Meinung, dass er nicht mal ein richtiger Mensch ist.«
    »Auf gewisse Weise muss das zutreffen, denn sonst könnte man ihn nicht verkaufen oder besitzen.«
    »Ich sagte doch, er ist unverkäuflich.«
    »Du hast noch nicht gehört, was ich für ihn bezahlen will.«
    »Spar dir deinen Atem. Kein Geld der Welt würde reichen, um seinen Wert aufzuwiegen.«
    »Nicht einmal fünftausend Dukaten?«
    Cattaneo lachte erneut, doch diesmal klang es verunsichert. »So viel gibt niemand für einen Sklaven aus!«
    »Ich bin nicht niemand.«
    »Nein«, sagte Cattaneo gedehnt. »Das bist du nicht. Du bist ein gottverfluchter Schweinehund, der so eiskalt ist, dass es einen friert, wenn man dich nur sieht.«
    »Und du hast heute bereits zum zweiten Mal in meiner Gegenwart den Namen des Herrn missbraucht«, sagte Querini freundlich. »Ich biete dir hiermit fünftausend Dukaten für deinen Sklaven Carlo, so wie er dort steht, nur mit dem, was er am Körper trägt. Mit dem Geld hättest du deine maroden Finanzen auf einen Schlag konsolidiert.«
    »Wenn ich so dringend Geld bräuchte, würde ich eher meine Villa auf der Terraferma verkaufen.«
    »Ich weiß zufällig, dass du genau das seit Monaten versuchst – ohne Erfolg. Die Zeiten sind wahrlich nicht günstig, um auf der Terraferma Besitz zu erwerben. Es gibt Krieg. Bald wird das ganze Land dort unter Geschützdonner beben.«
    »Ich verkaufe Carlo nicht«, sagte Cattaneo. »Er ist viel mehr als ein Sklave für mich.«
    »Das weiß ich.«
    Cattaneo musterte den Besucher mit verengten Augen. »Ist das der wahre Grund, warum du ihn haben willst? Weil du weißt, dass ich ihn aufrichtig liebe und weil du nicht ertragen kannst, wie glücklich ich mit ihm bin?«
    »Ob ihn das interessiert? Fragen wir ihn. Mein Junge, erwiderst du die Liebe deines Herrn?«
    Carlo gab keine Antwort auf diese lächerliche Frage.
    »Darum geht es gar nicht!« Cattaneo sprang so schnell aus dem Lehnstuhl auf, dass Wein aus dem schweren Glaspokal schwappte. »In der Liebe zählen nur die eigenen Gefühle! Nur sie sind es, deren man sich immer sicher sein kann!«
    »Nun denn, wenn du ihn so sehr liebst, willst du sicherlich das Beste für ihn, oder nicht?«
    »Natürlich will ich das!«
    »Dann fragen wir ihn doch, ob er lieber dein oder mein Sklave sein möchte.«
    »Er will lieber mein Sklave sein!«, rief Cattaneo triumphierend aus. »Er würde entsetzlich unglücklich werden, wenn er von hier fortginge!« Er warf Carlo einen Blick zu, als wolle er ihm wortlos befehlen, diese Aussage auf der Stelle zu bestätigen.
    »Vielleicht verließe er dich nur zu gern, wenn er nicht um sein Leben fürchten müsste. Oder um das von anderen, die ihm teuer sind.«
    »Ich will nicht länger sein Sklave sein«, sagte Carlo mit klarer Stimme. Er schaute direkt in die Augen des

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