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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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Antonio schon beweisen, dass es klappte!
    Doch ebenso schnell, wie ihr diese Gedanken gekommen waren, verwarf Laura sie wieder. Sie würde sich von keinem Mann abhängig machen, egal von welchem. Wohin dergleichen führte, wusste sie mittlerweile nur allzu gut.
    Sie konzentrierte sich auf ihren Bruder, auf sein hochrotes Gesicht und auf die Schwellungen unter seinen Ohren, die ihn auf monströse Weise anders aussehen ließen als sonst.
    Seine Augen waren zusammengekniffen, und Tränen rannen ihm über die Wangen. »Mein Kopf tut so weh, Laura!«
    »Ich gebe dir gleich etwas, wovon es weggeht, mein Herz. Du wirst schlafen, und wenn du aufwachst, wirst du dich viel besser fühlen, das verspreche ich dir.« Sie strich ihm das Haar aus der Stirn und stellte dabei erleichtert fest, dass das Fieber nicht mehr so hoch war wie am frühen Morgen, als sie zur Arbeit aufgebrochen war. Offenbar hatten die Wickel schon Wirkung gezeigt.
    Mit halbem Ohr hörte sie, wie der Arzt die Stiege hinabstieg, gefolgt von Mansuetta, die sich angestrengt Stufe für Stufe nach unten quälte. Die beiden sprachen mit gedämpfter Stimme, sodass Laura nicht mehr als einzelne Wortfetzen verstehen konnte. Vermutlich versuchte Mansuetta, ihm weitere Informationen über Crestinas Verbleib zu entlocken, doch Laura war sicher, dass Simon ihr nichts Neues erzählen würde, sei es, weil er es nicht wollte, oder, weil er nichts wusste.
    Letztlich, so sagte Laura sich, war es vielleicht sogar besser so. Sie hatte genug andere Sorgen. Es hatte keinen Sinn, in der Vergangenheit herumzustochern, war doch die Zukunft düster genug, ohne jede Hoffnung auf Glück oder gar Liebe.
    Ob nun Antonio sie verlassen hatte oder sie ihn, spielte dabei nicht die geringste Rolle. Seine Geschäfte waren ihm wichtiger als sie. Er ging fort, und sie blieb zurück, und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte. Wie bisher würde sie auch weiterhin allein mit allem fertig werden müssen. Sie würde es schaffen – oder bei dem Versuch zugrunde gehen.
    Am 17. April 1509 überbrachte der französische Herold die offizielle Kriegserklärung an Venedig. Vor versammelter Runde warf er den Männern des Consiglio den Fehdehandschuh hin, und danach herrschte in der Stadt eine von lähmender Furcht geprägte Stimmung.
    Cattaneo streifte durch seine Gemächer wie der Löwe, den er immer noch auf seiner Besitzung auf der Terraferma hielt. Die Mitglieder seines Haushalts bewegten sich nur auf Zehenspitzen um ihn herum, bis auf Carlo, der statuengleich vor der Loggia des Portego stand und auf den Kanal hinabschaute. Er war bereits mit dem Gefühl aufgewacht, dass heute einschneidende Änderungen bevorstanden. Es mochte die Kriegserklärung sein oder der Besuch, den Silvio für den Nachmittag angekündigt hatte – so oder so kostete es ihn Mühe, ruhig zu bleiben. Die angespannte Erwartung, die ihn schon den ganzen Tag über beherrschte, war fast so stark wie damals bei seiner Ankunft in Venedig, als ihm sein Vater die Fußfesseln durchschnitten hatte, damit er vor dem Portugiesen fliehen konnte. Das Gefühl, vielleicht auch vor Cattaneo davonlaufen zu können, war noch nie so deutlich gewesen wie jetzt.
    »Warum bist du stumm wie ein Fisch?«, fuhr Giacomo ihn an. Sein Tonfall war quengelig und zugleich aggressiv. »Ich habe dich doch oft genug um Verzeihung gebeten, oder etwa nicht? Wer außer mir wäre so großmütig, das winzige Stück eines Fingers mit einem Brillanten aufzuwiegen, der größer ist als das Ei einer Taube? Das verdammte Ding hat mehr gekostet als ein Schiff!« Er bedachte Carlo mit verschlagenen Blicken. »Und obendrein habe ich dir noch den Kopf des Halunken zu Füßen gelegt, der dir das angetan hat!«
    »So wie damals, als du dafür gesorgt hast, dass mein Schänder verbrannt wurde, nicht wahr?«, versetzte Carlo in gleichmütigem Ton.
    Giacomo fuhr auf. »Was willst du damit sagen, du undankbarer Wicht? Soll ich dir meinen Schutz entziehen?«
    »Wo war dein Schutz, als ich meinen Finger verlor?«
    Giacomo schien erneut aufbrausen zu wollen, doch dann senkte er den Kopf. Auf seinem Gesicht erschien ein jämmerlicher Ausdruck. »Du hast jedes Recht, mir zu grollen! Ich hätte dich nicht mit zu dieser dummen Gesellschaft nehmen dürfen! Da ging es zu wild her, so viel steht fest! Allein, dass der Wein, den sie uns reichten, mit Drogen versetzt war ... Und bestimmt bist du auch noch böse auf mich, weil ich dich auf dem Schiff mit dem Messer verletzt habe! Du musst

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