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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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erkennen.
    Valeria erwartete ein Kind.
    Laura stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte über die Schultern der Umstehenden in alle Richtungen. Seit einer Weile versuchte sie vergeblich, im Trubel des Festsaals ihren Mann ausfindig zu machen. Er hatte sich nur kurz entschuldigt, weil er irgendwo in der weitläufigen Halle Heinrich von Wessel entdeckt hatte, den deutschen Kaufmann, der ihn hier mit seinem Landsmann Albrecht von Brandenburg zusammenbringen wollte.
    »Ich gehe rasch zu ihm und treffe eine Verabredung für ein Gespräch. Amüsier dich so lange.« Mit diesen Worten war er im Gedränge verschwunden und bisher nicht wieder aufgetaucht.
    Laura gab es fürs Erste auf, nach ihm Ausschau zu halten. Stattdessen freute sie sich an dem Fest und genoss die ausgelassene Stimmung. Sie wippte auf den Fußballen und bewegte sich im Takt der Musik. Zu gern hätte sie einfach drauflosgetanzt, bloß um zu wissen, wie es sich anfühlte. Natürlich hatte sie das Tanzen schon ausprobiert, aber niemals auf einer öffentlichen Veranstaltung. Außerdem hatte es bei diesen Versuchen keine Musik gegeben. Sie hatte sich den Klang von Flöten, Trommeln und Lauten lediglich vorgestellt, während sie die flotten Schritte einer Galliarde übte oder die langsameren, eher getragenen Bewegungen der Pavane. Bisher hatte sie noch keine Gelegenheit gefunden, ihre Kenntnisse in die Praxis umzusetzen. Sie hatte noch nie mit Antonio getanzt, nicht einmal anlässlich ihrer Hochzeit. Letzteres war indessen niemandem vorzuwerfen, denn sie hatten überstürzt und in aller Stille geheiratet. Pater Anselmo hatte sie und Antonio noch in der Nacht getraut, in der sie einander in Padua wiedergefunden hatten. Laura hatte darauf bestanden, und Antonio war es nur recht gewesen, obwohl das Ganze mehr von einem raschen Gnadenakt gehabt hatte als von einer weihevollen Vermählung. Hinterher war ihnen angesichts der vorangegangenen blutigen Ereignisse nicht zum Feiern zumute gewesen, und auch im Anschluss an ihre Rückkehr nach Venedig hatte es wegen Antonios häufiger Abwesenheit kein Fest gegeben. Bis heute nicht.
    Laura hatte sich geschworen, während des Karnevals mit Antonio zu tanzen, auf einem Fest, das sie selbst ausrichten wollte, aber dann war die Reise nach England dazwischengekommen. Heute jedoch befanden sie sich auf einer geeigneten Feier, und sie würde endlich mit ihm tanzen können.
    Sie wusste, dass Antonio die Schritte beherrschte; er hatte ihr einmal erzählt, dass er sie in Ungarn im Schloss eines Adligen gelernt hatte. Sie selbst würde es schon irgendwie hinkriegen. Veronica hatte ihr gezeigt, wie man es machte; sie hatte die Tänze mehrfach auf Feiern ihrer früheren Herrschaft beobachtet und gut aufgepasst.
    Bei der Erinnerung verharrte Laura mitten in der Bewegung. Veronica hatte nur so wenig Zeit gehabt, den besten Teil ihres Lebens zu genießen, und sie war ausgerechnet an einem jener glücklichen Tage gestorben, die sie am liebsten für alle Ewigkeit hätte festhalten mögen.
    Laura atmete durch und sprach im Stillen ein rasches Gebet, in dem sie Gottes Segen für Veronicas himmlische Existenz erflehte, bevor sie ihr Augenmerk wieder auf die Feierlichkeiten in der königlichen Halle lenkte.
    Obwohl von eher düsterem Gepränge, wirkte der große Saal durch die Kaminfeuer und die zahllosen brennenden Kerzen nahezu anheimelnd, ein Eindruck, der durch die wohlklingende Musik und die vielen tanzenden und lachenden Menschen noch verstärkt wurde.
    Nicht der Deutsche von Wessel hatte Laura und Antonio die Einladung zu der heutigen Feier verschafft, sondern der venezianische Gesandte Andrea Badoer, der zusammen mit anderen Oratores der Serenissima in diesen Wochen am Hofe des englischen Königs weilte. Es hieß, dass am heutigen Abend eine für die Serenissima bedeutsame Entscheidung Heinrichs proklamiert werden sollte. Allem Anschein nach war der Anlass dafür erfreulich. Offenbar hatten die Botschafter der Markusrepublik bei den Verhandlungen ganze Arbeit geleistet, denn die Stimmung unter den Diplomaten, die sie bisher gesehen hatte, war glänzend.
    Auch sonst herrschte im Saal allenthalben ein fröhliches Treiben, das von bester Laune kündete, nicht nur bei den feiernden Höflingen und Gästen, sondern auch beim König selbst, der bereits zu Beginn des Abends in Erscheinung getreten war und sich seither lächelnd mit den Gefolgsleuten und Besuchern unterhielt.
    Heinrich VIII. sah auf leicht bäuerliche Weise gut aus und war von

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