Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
von San Marco noch im Arsenal habe.« Er grinste. »In diesem Fall muss man wohl sagen, dass es stimmt, denn Messèr Badoer konnte Heinrich uneingeschränkt für die Belange der Serenissima gewinnen. Es war eine Freude, ihn verhandeln zu hören. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Heute Abend noch will der König durch seinen Proklamator vor allen Gästen den neuen Freundschaftsbund zwischen England und Venedig verkünden.«
Laura klatschte lachend in die Hände. »Tatsächlich? Das ist ja wundervoll! Wie sehr es dich freuen muss, dass du bei diesem historischen Gespräch zugegen warst!«
»Nicht nur das. Ich habe sogar mit dem König geredet. Sein Latein ist wirklich gut, was man von meinem nicht behaupten kann. Trotzdem haben wir uns verstanden.« Zuanes Lächeln wurde breiter. »Heinrich interessiert sich für die Wasservogeljagd und wollte alles über die Arten wissen, die in der Lagune beheimatet sind. Und er will mir beibringen, wie man zu Lande jagt. Nächste Woche nimmt er mich zu einer Sauhatz mit.« Er musterte sie fragend. »Wie gefällt es dir in England? Was hältst du von London?«
»Es kommt mir alles ein wenig düster vor, aber sicher liegt das zum großen Teil daran, dass ich hier fremd bin.« Sie verzog das Gesicht. »Vor allem an das Essen muss man sich gewöhnen.«
Er lachte. »An manche Dinge gewöhnt man sich nie, es sei denn, in der Not.«
Anerkennend schaute Laura ihn an. Zuane sah blendend aus. Sein helles Haar fiel in leuchtenden Wellen bis auf die Schultern, was einen anderen Mann zweifellos weibisch hätte wirken lassen, doch bei Zuane betonte es nur das klassisch männliche Ebenmaß seiner Züge. Sein schmales Gesicht war glatt rasiert und leicht gebräunt; vermutlich hatte er sich während der Seereise nach London viel an Deck aufgehalten. Er trug ein golddurchwirktes Wams im Burgunderrot des Hauses Querini und dazu passende schimmernde Seidenstrumpfhosen. Sein samtenes Barett war mit Federn und Stickereien verziert, und an seinem Gürtel prangten kostbare Silberbeschläge.
Zuane wiederum musterte Lauras Erscheinung ebenfalls mit offensichtlicher Bewunderung, nur dass sich bei ihm ein Hauch von Wehmut in sein Lächeln mischte. Laura hatte ihn seit ihrer Eheschließung nur ein einziges Mal gesehen, und da hatte er nicht viele Worte gemacht. Seine Glückwünsche waren ein wenig steif ausgefallen. Sichtlich um Haltung bemüht, hatte er sich vor ihr verneigt und ihr als Hochzeitsgeschenk eine Perlenbrosche überreicht.
Zuane riss sie aus ihren Gedanken, als er die Hand ausstreckte und sanft das Schmuckstück berührte, mit dem die Samtschärpe an ihrer Schulter gehalten wurde.
»Du trägst sie ja!«
»Natürlich«, sagte sie. »Ich trage sie bei jeder passenden Gelegenheit.« Das war nichts weiter als die Wahrheit. Die Brosche war ihr sehr teuer, nicht etwa weil sie wertvoll war – das war sie ohne Frage –, sondern weil sie von Zuane stammte. Aus naheliegenden Gründen konnten sie sich nicht mehr treffen, doch das änderte nichts daran, dass Laura ihn vermisste. Er war ein treuer Freund, einen besseren hätte sie sich nicht wünschen können. Dennoch musste sie sich zu ihrem eigenen Leidwesen von ihm fernhalten, schließlich war sie eine verheiratete Frau.
»Ich hätte geschworen, dass dein Mann es dir verboten hat«, meinte Zuane in sarkastischem Ton.
»Was?« Sie blickte ihn verwirrt an.
»Sie zu tragen.«
»Ach so.« Sie merkte, wie sie errötete. »Nein, das hat er nicht.« Zweifellos hätte er es ihr verboten, wenn er gewusst hätte, von wem dieses besondere Geschenk stammte. Die Wahrheit war, dass er es einfach nicht mitbekommen hatte, weil er zu jener Zeit wieder einmal im Ausland gewesen war. Als er nach seiner Rückkehr die Brosche zum ersten Mal bei ihr gesehen hatte, war es ihr nicht weiter schwergefallen, ihn glauben zu machen, dass sie selbst das Schmuckstück erstanden hatte. Weißt du, ich wollte die ganze Zeit schon eine Brosche, die zu dem Armreif passt. Mehr hatte sie nicht dazu gesagt, und Antonio hatte keinen Grund gesehen, ihr zu misstrauen, denn er hatte ihr eigens dafür Geld gegeben, dass sie sich mit allerlei Tand herausputzen konnte. Er legte nicht nur Wert auf ein repräsentatives Heim, sondern demonstrierte auch gern bei Kirchgängen und Andate, was er seiner Familie und seinem Gefolge bieten konnte. Er war kein schäbiger Krämer, sondern ein Mann, der Achtung verdiente.
»Laura, bist du glücklich?«, fragte Zuane mit seltsamer
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