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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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sofort nach und rammte ihm das Messer ins Herz.«
    Sie blickte auf den Toten nieder, der sie mit aufgerissenen Augen anklagend anzustarren schien.
    »Während dieser Mistkerl mich würgte, besaß er die Frechheit, mir eine Art Predigt zu halten.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Es war nur komisches Gefasel. Hätte er nicht über dich gesprochen, hätte ich mir wahrscheinlich nicht viel dabei gedacht und wäre gleich wieder zur Tagesordnung übergegangen.«
    »So, wie du es immer machst, nachdem du auf diese Weise einen Freier losgeworden bist«, meinte er mit mildem Spott.
    Sie warf ihm einen schrägen Blick zu. Vermutlich erinnerte sie sich ebenso wie er an jenen betrunkenen Zecher, der ihr und Laura vor vielen Jahren während des Karnevals auf der Piazza gefährlich geworden war. Damals hatte Carlo mit seinem Dolch das Schlimmste verhindert, heute hatte sie sich selbst gewehrt. Doch anscheinend war die Gefahr noch nicht vorüber, obwohl der Mörder tot zu ihren Füßen lag.
    Valeria räusperte sich. »Er sagte: Wisse, wir sind viele. Unsere Zahl ist die des Tieres, denn wir verkörpern das Böse in dieser Stadt. In sechserlei Gestalt treten wir auf und nehmen Leben, wie es uns gefällt. Heute bist du dran ...« Valeria stockte und holte Luft. Ihr Gesicht war noch bleicher als vorher, während sie vorsichtig ihren Hals massierte und sich dann abermals räusperte, wie um ihre Stimme unter Kontrolle zu bringen.
    »Weiter«, drängte Carlo. »Was sagte er dann?«
    »Heute bist du dran ... und morgen dein schwarzer Freund.« Sie runzelte zweifelnd die Stirn. »Hätte er das nicht gesagt, hätte ich einfach geglaubt, dass er verrückt ist.«
    »Wahrscheinlich war er nicht verrückter als Giacomo«, sagte Carlo geistesabwesend. Er dachte fieberhaft nach und versuchte, alle Informationen zu einem Gesamtbild zusammenzufügen.
    Valeria blickte ihn forschend an. »Die Zahl des Tieres – was hat er damit gemeint?«
    »Ein Kapitel aus dem Johannesevangelium.«
    »Was steht da? Und was ist mit sechserlei Gestalt gemeint?«  
    »Keine Ahnung.«
    »Du weißt etwas! Ich sehe es dir an!«
    Er wandte sich zu ihr um. »Wenn ich genug wüsste, wäre das hier nicht passiert.« Er schüttelte den Kopf. »Giacomo ist zu lange weg, wahrscheinlich glauben sie, dass er tot ist.«
    »Wen meinst du mit sie ?«
    »Wenn ich das wüsste, hätte der Kerl da keine Gelegenheit mehr gehabt, dich zu würgen.«
    »Du meinst diese alte Geschichte, mit der Giacomo dich damals erpresst hat? Dass er mich töten lassen will, wenn ihm etwas zustößt?«
    Carlo nickte. »Offenbar ist die Verbindung zwischen ihm und seinen Helfershelfern abgerissen, sodass man es nun für an der Zeit hält, frühere Pakte einzulösen.« Ernst fügte er hinzu: »Sieh dich vor, Valeria.«
    »Keine Sorge, ich werde mich umgehend nach einem neuen Leibwächter umtun.«
    »Ein einzelner Leibwächter reicht nicht. Du darfst keinen Moment mehr allein bleiben. Ich meine keinen Moment, nicht einmal nachts. Und wenn du Gesellschaft hast, dann niemals mehr von solchen Männern, von denen du nicht weißt, was sie wirklich von dir wollen.«
    »Du kannst ja auf mich aufpassen und bei mir schlafen.« Sie lächelte ihn auf altvertraute Weise an, in einer Mischung aus Verworfenheit und sanfter Koketterie, die ihm den Atem stocken ließ, fast so wie früher, als er noch auf seiner Matte in dem stinkenden Loch am Corte Cavallo gesessen und sie heimlich angeschmachtet hatte.
    »Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee ist, wenn ich in deinem Bett schlafe.«
    »Warum nicht?«
    »Dort herrscht mir zu viel Betrieb.«
    »Wohl kaum, denn es würden nur wir beide drin liegen.«
    Er lachte.
    Sie hob den Kopf und blitzte ihn an. »Glaubst du mir nicht?«
    »Seit wann gehst du allein ins Bett?«, gab er spöttisch zurück.
    »Seit unserem letzten Treffen. Wärst du nur wenigstens ein einziges Mal gekommen, wenn ich nach dir gerufen habe, so würdest du mich jetzt nicht ansehen, als erzählte ich dir Witze. Ich schlafe nicht mehr mit anderen Männern, Carlo. Du warst der Letzte.«
    Er lachte abermals, ungläubig und fassungslos. Fassungslos vor allem über sich selbst, weil er versucht war, ihr zu glauben.  
    Als sie sich von ihm wegdrehte, um mit müden Schritten zurück zum Bett zu gehen, traf es ihn wie ein Schlag, denn nun sah er ihre Gestalt im Profil. Unter den Massen ihres herabwallenden Haars und der verschwenderischen Stofffülle ihres Nachthemdes war deutlich die Wölbung ihres Leibes zu

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