Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
in ihre weiße Haut eingegraben, es sah aus wie ein schauriges Schmuckband. Zorn wallte in ihm auf und drohte ihn zu ersticken.
Mühsam holte er Luft. »Wer hat das getan?«
Anstelle einer Antwort deutete sie in eine Ecke neben ihrem Bett, auf einen unförmigen Umriss, den Carlo beim Betreten des Gemachs für einen unordentlich zusammengeworfenen Haufen Laken gehalten hatte.
Carlo hob das Tuch an und fand darunter einen Toten. Er untersuchte die Leiche flüchtig, entdeckte aber zunächst keine Verletzungen, bis er einen dunklen Fleck in Höhe des Herzens sah und einen weiteren dicht neben dem Nabel. Einen Schritt entfernt lag ein Dolch, auf dessen Klinge noch feucht das Blut glänzte. Der Mann war erstochen worden.
»Wer hat ihn getötet?« Carlo wandte sich zu Valeria um.
Sie hatte sich vom Bett hochgerappelt und trat zu ihm. »Ich. Wer sonst?«
Carlo unterdrückte ein Lächeln, obwohl die Umstände alles andere als erheiternd waren. »Zum Beispiel hätte dein kretischer Leibwächter ihn erstechen können. Schließlich ist er zu deinem Schutz da. Wo ist er?«
»Tot«, sagte Valeria. Ihre Stimme klang krächzend und belegt, Nachwirkung der Strangulation. »Hinterrücks erdolcht. Der Kerl muss ihn schon beim Betreten des Hauses umgebracht und unten in der Wasserhalle versenkt haben. Eines der Mädchen hat ihn vorhin gefunden.« Sie rieb sich mit einem Zipfel ihres Gewandes die Tränen von den Wangen und presste den Stoff dann auf den Schnitt, wohl weniger, um die Blutung zu stillen, als den Schmerz zu lindern.
Carlo stieß die Leiche mit dem Fuß an. Bis auf die Tatsache, dass er tot war, gab es bei dem Mann nichts Außergewöhnliches zu entdecken. Um die vierzig, mit Neigung zu vorzeitigem Haarverlust und leicht schwammigem Körperbau, wäre er zu Lebzeiten mit seinen nichtssagenden Gesichtszügen in jeder Menschenmenge untergegangen. Seine Kleidung war hochwertig, aber nicht auffallend. Ins Auge stach jedoch der Gegenstand, den er in der rechten Hand hielt. Eine Garrotte.
Carlo starrte den Beweis des gescheiterten Mordanschlags an und hatte nicht übel Lust, dem Toten die Würgeschlinge zu entreißen und sie ihm um den Hals zu winden, um ihn daran aufzuknüpfen.
Er merkte, wie Valeria ihn von der Seite musterte. »Sein Name war Alvise Dandolo«, sagte sie.
Carlo nickte. »Alteingesessene venezianische Adelsfamilie.«
»In seinem Fall eine eher nichtsnutzige Seitenlinie, aber mit genug Geld. Kennst du ihn?«
»Ich habe ihn gelegentlich getroffen«, erwiderte Carlo. Angeekelt von den Erinnerungen verzog er das Gesicht. »Bei gewissen ... Feierlichkeiten, zu denen Giacomo mich früher mitnahm. Und du? Wer war er für dich?«
»Niemand Besonderes. Einfach einer von vielen.«
»Einer von den vielen, mit denen du schläfst, meinst du?«
»Nein. Er will nur die ganz Jungen. Er geht zu Gabriela, die hat kaum Brüste und sieht auch sonst aus wie ein Kind. Das mag er am liebsten.« Valeria trat vor einen der Spiegel und fuhr mit den Fingerspitzen über den Schnitt. »Zum Teufel, das wird eine hässliche Narbe geben, meinst du nicht auch?«
Carlo ließ das Laken fallen und trat an Valerias Seite. Er schaute sie über ihre Schulter hinweg im Spiegel an. »Warum hast du mich holen lassen, wenn du doch so offensichtlich allein mit allem fertig wirst?«
»Wegen dem, was er gesagt hat, bevor ich ihm den Dolch ins Herz gerammt habe.«
Carlo ging zum Kamin und nahm das Schüreisen, um im Feuer herumzustochern. »Erzähl«, forderte er sie auf.
Sie zuckte die Achseln und stöhnte leise auf, weil die unbedachte Bewegung ihre Schmerzen verschlimmerte. »Der Kerl war mit Gabriela fertig und machte sich auf, um zu gehen. Doch stattdessen schlich er sich in mein Gemach, wo er mich überrascht hat.«
»Wobei?«
Sie musterte ihn verärgert. »Einfach nur beim Einschlafen.« Sie deutete auf ihr Nachtgewand und ihre bloßen Füße, die unter dem Saum hervorlugten.
»Ich merkte, dass jemand im Zimmer war, doch bevor ich um Hilfe rufen konnte, war er bereits an meinem Bett und hatte die Garrotte um meinen Hals gelegt. Ich trat ihn und wand mich, doch damit erreichte ich nur, dass wir beide aus dem Bett fielen. Wir rollten herum, und als ich gegen ihn stieß, gelang es mir, hinter mich zu fassen und seinen Dolch aus der Scheide zu reißen. Bei dem Gerangel habe ich mich dann selbst verletzt. Und als ich die Hand endlich richtig frei bekam, stieß ich zu und traf ihn, worauf er mich losließ und zur Seite fiel. Ich setzte
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