Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
umspielte, schien ihm auf versteckte Weise spöttisch. Gleich darauf wandte sie sich ab und schlenderte zur Tür hinaus. Antonio hörte Albrecht nur noch mit halbem Ohr zu; sie hatten den geschäftlichen Teil ohnehin abgehandelt, alles Weitere würde ein Notar ausarbeiten. Albrecht erzählte weitschweifig davon, dass er einen Teil seines künftigen Reichtums dafür verwenden wollte, die Universitäten zu unterstützen.
»Was ist los?«, fragte von Wessel, nachdem er mit dem Übersetzen fertig war. »Wen sucht Ihr?«
»Meine Frau.«
»Ah, ich warte schon lange, dass Ihr sie mir endlich vorstellt. Ich nehme an, es handelt sich um jene bemerkenswerte junge Dame, die damals vom Gerüst aus unser Gespräch im Fondaco dei Tedeschi belauschte? Um dieselbe, die Jahre davor, als Knabe verkleidet, nur um ein Haar einer Degenattacke Giacomo Cattaneos entging? Rote Locken, liebliches Gesicht?«
»Ganz recht, das ist meine Frau Laura«, sagte Antonio verblüfft. Der umtriebige alte Fuchs hatte auch nach all den Jahren nicht die Fähigkeit verloren, ihn in Erstaunen zu versetzen. »Seht Ihr sie hier irgendwo? Vorhin stand sie noch dort drüben bei der Tür.«
»Oh, aber sicher. Sie ist auf der Tanzfläche. Ich sah sie eben hinüberschreiten, mit einem erstaunlich gut aussehenden venezianischen Galan, der sie offenbar zum Tanz gebeten hat.«
Antonio runzelte die Stirn. Um die Tanzfläche hatte sich ein dichter Kreis von Zuschauern gebildet, sodass ihm die Sicht versperrt war.
»Woher wisst Ihr, dass es ein Venezianer ist, mit dem sie tanzt?«, wollte er wissen.
»Nun, es ist Zuane. Marcello Querinis Sohn.«
Schon nach den ersten Schritten verlor sich Lauras Nervosität. Die Musik gab den Rhythmus vor, sie musste ihr nur folgen. Zuane führte sie souverän von einer Tanzfigur zur nächsten, er war, wie sie sofort feststellen konnte, ein exzellenter Tänzer. Begeistert gab sie sich den Bewegungen hin und strahlte ihn an.
»Es ist mein erstes Mal«, gestand sie ihm lachend. »Vorher habe ich nur heimlich zu Hause geübt!«
»Das kann ich nicht glauben«, gab er zurück. »Du tanzt wunderbar!«
Ihr war klar, dass er maßlos übertrieb. Dennoch schien es ihr, als würde der eine oder andere bewundernde Blick sie treffen, während sie sich an Zuanes Arm durch den Saal bewegte.
Sie wusste, dass sie schön war mit ihrer kunstvoll geflochtenen Frisur und dem neuen Kleid. Eine der Kammerzofen, die im königlichen Palast beschäftigt waren, hatte ihr beim Herrichten der Haare und beim Ankleiden geholfen. Ihre Gamurra war aus weichem, bernsteinfarbenem Samt, eine Farbe, die vortrefflich mit ihrem roten Haar harmonierte. Die bestickten Seidenschuhe waren dünn und elastisch, nicht ganz das Richtige bei der Fußkälte, die trotz der überall befeuerten Kamine in Windsor Castle herrschte, doch ideal zum Tanzen. Die meisten Schritte und Sprünge fielen genauso aus, wie Laura es sich vorstellte.
Um sie herum hatte sich ein Ring aus Zuschauern gebildet. Die meisten betrachteten den König und seine Tanzpartnerin, eine bildhübsche und temperamentvolle Hofdame in einem auffallend roten Kleid. Es war nicht zu übersehen, dass Heinrich kein Kind von Traurigkeit war. Er amüsierte sich prächtig und spreizte sich vor den vielen Beobachtern wie ein Pfau. Doch Laura registrierte auch die vielen bewundernden Blicke, die sie selbst und Zuane einheimsten, und auch die beifälligen Kommentare entgingen ihr nicht, obwohl sie in einer ihr fremden Sprache gesprochen wurden. Sie genoss die Aufmerksamkeit, und ihre Bewegungen wurden kühner. Zuane lachte und hielt sie fester, während er zu gewagteren Schrittkombinationen überging.
Mit einem Mal verharrte Laura. Mitten in einer Drehung blieb sie stehen und fuhr herum. Ein Frösteln überlief sie. Da war jemand ...
»Was ist?« Zuane zog sie weiter, ließ das Ganze wie einen kühnen Tanzschritt aussehen, den sie in beiderseitigem Einvernehmen eingefügt hatten.
»Ich ... weiß nicht«, stammelte sie. »Mir war nur, als wäre dort ...«
»Ah, ich verstehe. Dein Mann ist aufgetaucht.«
Er deutete mit dem Kinn auf den Kreis der Umstehenden, wo soeben Antonio erschien, mit einer Miene, die einigen Ärger verhieß.
»Sieht aus, als würde er mich gern erdolchen. Nun denn, damit ist unser kurzes Vergnügen wohl beendet.« Mit einer Verneigung ließ Zuane Laura los. »Danke für den Tanz. Es war mir eine Ehre und eine Freude. Ich hoffe, wir wiederholen das bei Gelegenheit.«
Gleich darauf war
Weitere Kostenlose Bücher