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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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von d’Amboise fast bis an den Rand der Lagune vor.«
    Valeria erschrak. Die Stadt quoll über vor hungernden Flüchtlingen und kriegsverletzten Soldaten, und jeder wusste andere und noch scheußlichere Neuigkeiten zu berichten, doch dass es bereits so ernst war, hätte sie nicht gedacht.
    Querini sprach es aus. »Unsere tausendjährige goldene Insel ist im Begriff, unterzugehen. Die Stadt wird noch dieses Jahr fallen, wenn nicht Hilfe von außen kommt.«
    »Aber der Papst ...«
    »Ja, der Papst. Unsere letzte Rettung. Wir hoffen verzweifelt auf seine Hilfe, aber er lässt sich Zeit. Ohne seine Truppen sind wir verloren.«
    »Dass du unter diesen Umständen überhaupt bis Florenz gekommen bist, grenzt an ein Wunder!«
    »Ich hatte Glück.«
    Valeria wusste, dass er darauf gezählt hatte, Antonio Bragadin zu dieser Handelsmission hinausschicken zu können, wie sonst auch immer, doch der hatte diesmal andere Pläne gehabt. Folglich hatte Querini selbst diese gefährliche Reise antreten müssen, denn das Geschäft war zu wichtig gewesen, um es einem anderen anzuvertrauen. Falls Querini deswegen noch aufgebracht war, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    »Glück ist manchmal die letzte Rettung«, spann Querini seine letzte Bemerkung fort. Er betrachtete sie abwägend. »Davon hättest du kürzlich auch selbst etwas gebrauchen können, nicht wahr?«
    »Du hast von dem Zwischenfall in meinem Haus gehört?«
    »Ganz Venedig weiß davon, dass die schöne Kurtisane Valeria um ein Haar Opfer eines skrupellosen Mörders geworden wäre. Es war die erste Neuigkeit, mit der ich zu Hause empfangen wurde.«
    »Und du bist gleich zu mir gekommen?« Sie lächelte kühl. »Was für ein schöner Beweis deiner Zuneigung.«
    »Wie du dir denken kannst, bin ich aus einem anderen Grund hier«, sagte er gelassen.
    »Ah, auch das hat sich also herumgesprochen.«
    »Venedig ist eine Stadt, die nur aus Augen, Ohren und Mündern besteht.« Er betrachtete sie eingehend, und Valeria lehnte sich unter seinen Blicken zurück. Nun, da er es wusste, bestand kein Grund mehr, es zu verheimlichen. Solange sie saß und ihren Oberkörper unter wallenden Hausgewändern verbergen konnte, sah man nichts davon, doch sobald sie sich aufrichtete, war es für jeden erkennbar.
    »Wann kommt das Kind?«, wollte Querini wissen.
    Sie legte beide Hände auf ihren gewölbten Leib. »Um Himmelfahrt herum«, erwiderte sie wahrheitsgemäß.
    »Es könnte also von mir sein.«
    »Ich werde keine Ansprüche an dich stellen, Marcello.«
    »Darauf will ich nicht hinaus.« Seine Miene war undurchdringlich, doch sie konnte förmlich sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. »Ich will wissen, ob es von mir ist.«
    »Sagen wir, es wäre möglich – und belassen es einfach dabei.«
    »Du hast einmal gesagt, du trägst grundsätzlich keine Kinder aus.«
    »Es sei denn, von Männern, die mir etwas bedeuten.«
    »Ich weiß, dass ich mich nicht zu diesem Kreis zählen kann, obwohl du mich respektierst. Also wer dann?«
    »Du weißt es zweifellos«, sagte sie unwillig. »Warum muss ich es erst erzählen?«
    »Ich will es aus deinem Mund hören. Zählt Cattaneo noch zu den engeren Kandidaten?«
    Sie lachte und kräuselte in einer Aufwallung von Abscheu den Mund. »Lieber gäbe ich mich einem Schwein hin!«
    Sie sagte das aus tiefster Überzeugung. Dennoch versetzte es ihr einen Stich, seinen Namen zu hören. Die Erinnerung an frühere Gefühle flackerte in ihr auf, sie konnte nichts dagegen tun. Furcht vor dem Abgründigen, gepaart mit hoffnungsloser Liebe und dem verzweifelten Wunsch, zu jemandem zu gehören, der sie so sah, wie sie war.
    Doch das war lange vorbei. Zerbrochen und weggeschwemmt vom unaussprechlichen Inhalt eines Beutels, der in einer Karnevalsnacht den Besitzer gewechselt hatte.
    »Also kommt außer mir nur der Schwarze in Betracht. Aus diesem Grund trägst du das Kind aus. Seinetwegen. Weil er der Vater sein könnte.«
    »So ist es.«
    »Ist die Wahrscheinlichkeit für einen von uns beiden größer?«
    »Nein, sie ist gleich. Du warst zwei Tage vor meiner Begegnung mit ihm hier, als einziger Mann nach meiner letzten Blutung. Dann, nach Carlo, gab es niemanden mehr.« Betont setzte sie hinzu: »Keinen außer Carlo.« Sie hätte ihn leicht belügen können, doch das war noch nie ihre Art gewesen. Außerdem verschaffte es ihr ein leises Gefühl von Genugtuung, bei einem Mann wie ihm am längeren Hebel zu sitzen.
    Er stand auf und kam zum Tisch, wo er sich

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