Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
»Ich wusste gar nicht, dass du einen Hang zur Romantik hast. Aber dabei übersah ich wohl, dass du sehr wohl zur Liebe fähig bist. Sonst wärst du nicht guter Hoffnung.«
»Du sagst es.« Diesmal war ihre Stimme wieder gelassen, als wäre ihr all das völlig egal. »Ich bin guter Hoffnung, weil ich liebe. Ich liebe Carlo. Ihn und sonst niemanden, und ihm will ich dieses Kind schenken. Oder mir selbst, wenn er nicht bei mir bleibt.«
»Wieso meinst du, dass er nicht bei dir bleibt?«
»Das spüre ich.« Sie sprach leiser, als wollte sie verhindern, dass jemand außer ihr die nächsten Worte hörte. »Es zieht ihn fort, weißt du. Sein Herz schlägt in einer fremden Welt, und dorthin wird er irgendwann zurückkehren wollen. Ein Teil von ihm möchte hier sein, ein anderer Teil dort.« Sie legte die Feige zurück in die Obstschale. Mit einem Mal fühlte sie sich elend. Carlo war nur für ein paar Stunden weggegangen, zu dringenden Geschäften, hatte er gesagt. Und doch schien es ihr, als strebe er bereits für immer von ihr fort. Sie hatte gespürt, wie sein Blick sich in der letzten Zeit nach innen und zugleich in die Ferne wandte, als lausche er auf ein vage bekanntes Lied, das nur er hören konnte. Ein Lockruf aus dieser dunklen Fremde, die ihn hervorgebracht hatte.
»Wenn dein Kind weiß ist, wird er erst recht nicht bleiben«, meinte Querini in gleichmütigem Tonfall. »Was macht es aus, wenn du dich für diesen Fall absicherst? Werde meine Frau.« Er dachte kurz nach. »Ich heirate dich auch, wenn es ein Mädchen wird.«
»Wie großherzig«, spottete sie.
»Keineswegs. Du bist jung und fruchtbar. Eines der nächsten Kinder wäre mit Sicherheit ein Sohn.« Er hielt kurz inne. »Natürlich muss dieses Leben hier aufhören. Andere Männer wird es nicht mehr geben.«
Sie lachte bitter. »Glaubst du denn, dass die anderen Männer für mich den Reiz dieses Lebens ausmachen?«
»Nein«, räumte er ein. »Ich kenne deine Beweggründe für das, was du tust. Du willst dasselbe wie ich. Von daher passen wir gut zusammen. Das wird es uns beiden einfacher machen.«
»Und was will ich deiner Meinung nach?«, erkundigte sie sich, gegen ihren Willen neugierig.
»Du willst unabhängig sein. Niemandem Rechenschaft ablegen müssen. Immer so sein können, wie du es willst, nicht so, wie es anderen gefällt.«
»Das hast du sehr gut umschrieben, Marcello«, sagte sie langsam. »Vielleicht könnte es mir doch gefallen, mit dir zu leben.« Sie hob die Brauen. »So denkst du es dir doch, oder? Dass wir unter einem Dach leben.«
»Selbstverständlich. Ich will meinen Sohn selbst aufziehen.«
Sie lachte, weil er das künftige Szenario so darstellte, als sei es bereits Wirklichkeit. In einer Aufwallung von Übermut und Verzweiflung spielte sie mit. »Gut, dann zöge ich, nachdem ich wunschgemäß ein weißes Kind zur Welt gebracht habe, als deine Frau in dein Haus. Vorausgesetzt natürlich, deine Schwester bricht dort zuvor ihre Zelte ab. Mit ihr in einem Haushalt hielte ich es keine drei Tage aus. Und dieser Bartolomeo muss ebenfalls verschwinden.«
Er schien widersprechen zu wollen, nickte dann aber. »Das lässt sich arrangieren. Aber Zuane bleibt, wenn er möchte.«
Sie zuckte die Achseln. »Ich habe nichts gegen ihn. Er ist ein netter Bursche.«
Querini runzelte die Stirn. »War er jemals ...«
»Hier?« Sie lächelte. »Wer von den jungen Nobili und Bravi di Calze war noch nicht hier! Aber die zwei, drei Male, die er sich nach einem Zechgelage mit seinen Freunden in meinem Haus vergnügt hat, zählen kaum. Und keine Sorge, in meinem Bett war er nie.« Sarkastisch grinsend fuhr sie fort: »Ich könnte ihm also eine ehrbare Mutter sein.« Bei den nächsten Worten nahm ihre Stimme wieder einen eisigen Klang an. »All das sind lächerliche und überflüssige Fantasien, Marcello. Ich trage Carlos Kind. Es wird schwarz sein.«
»Bei dieser alabasterhellen Mutter? Höchstens braun.« Mit seinem Spott nahm er ihren Worten die Schärfe. »Wie dem auch sei. Bring es erst einmal zur Welt. Danach sehen wir weiter.«
Sie stand auf und drückte den Rücken durch. Es strengte sie an, zu lange in einer Position zu verharren. Von ihm abgewandt ging sie zum Bett und ließ sich auf der Kante nieder. »War das alles? Dann solltest du jetzt gehen. Ich bin ein wenig müde und möchte mich hinlegen.«
Querini betrachtete ihren runden Bauch, als berge er den höchsten Gewinn, den er sich je bei einer Investition versprochen habe.
»Ruh
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