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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Thomas
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zu füttern und zu tränken und darüber den Mund zu halten.
    »Dieser Löwe ist über alle Maßen ausgehungert«, sagte Carlo sachlich. Er zog das Trenngitter hoch und stieß seinen Gefangenen mit dem Kopf voran über die Kante der Grube, sodass er an der eisernen Bewehrung vorbei hinabsehen konnte. Unten warf der Löwe brüllend den Kopf herum und versuchte, an den Wänden hochzuspringen.
    Vivarini schrie entsetzt auf, offenbar in der Annahme, Carlo wolle ihn hinunterwerfen. Damit lag er keineswegs falsch, doch Carlo würde ihn nicht töten, bevor er nicht die Auskünfte erhalten hatte, auf die er aus war.
    »Du kannst nun frei entscheiden«, fuhr Carlo fort. »Entweder schneide ich ein Stück nach dem anderen von deinem Körper ab und werfe es in die Grube, und dann schauen wir beide gemeinsam zu, wie der Löwe Teil um Teil von dir frisst. Oder du redest und stimmst mich damit vielleicht so gnädig, dass ich dich entgegen meinem ursprünglichen Vorhaben doch noch am Leben lasse.«
    Vivarini fing an zu würgen, aber er hatte schon im Sarg das meiste erbrochen; es kam nicht mehr viel. »Ich will nicht sterben«, ächzte er.
    »Wer will das schon. Habt ihr vielleicht die Kinder gefragt, ob sie sterben wollen?«
    Vivarini stellte sich dumm. »Welche Kinder?«
    »Die euer perverser Bund der Sechs geraubt und gemordet hat. Oder sollte ich besser sagen, geschlachtet wie Opfertiere? Wohlgemerkt, nachdem ihr sie hinreichend für eure perversen sexuellen Gelüste missbraucht hattet.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest!«
    »Vielleicht sollte ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, damit du dich an eure krankhaften Zeremonien erinnerst.« Carlo griff nach den gefesselten Händen des Mannes und zog sie zu sich heran. »Ich denke, ich fange mit dem kleinen Finger an. Das entbehrt nicht einer gewissen biblischen Poesie, findest du nicht? Finger um Finger sozusagen. Und danach vielleicht ein Ohr? Ein Auge? Oder doch lieber gleich einen Teil deines Skrotums?« Er fasste Vivarini hart in den Schritt.
    Der Mann kreischte, und der Löwe brüllte so laut, dass Carlo die Worte fast nicht verstanden hätte.
    »Tu es nicht! Ich sage alles!«
    »Erzähl mir von der Vereinbarung, die ihr mit Cattaneo hattet.«
    »Welche meinst du?«, stammelte Vivarini. »Die, nach welcher wir die Kurtisane und dich töten sollten, wenn Giacomo etwas zustößt?«
    »Ganz recht.« Carlo warf das Messer in die Luft und fing es wieder auf. »Wir verstehen uns, Bernabò. Ich nehme an, er hat euch darüber im Unklaren gelassen, dass er lediglich verreist ist?«
    »Er ist seit Monaten verschwunden«, rief Vivarini. »Sonst hat er es uns immer gesagt, wenn er wegfährt. Wir dachten, er sei tot, und ihr hättet ihn umgebracht!«
    »Wer ist wir ? Wer steckt noch mit euch im Bunde?«
    »Dandolo«, stieß Vivarini hervor. »Alvise Dandolo!«
    Carlo grub das Messer in den kleinen Finger an Vivarinis Rechter, dicht unterhalb des ersten Glieds. »Willst du dich über mich lustig machen? Er ist tot, das weißt du so gut wie ich. Ich will die Namen der Lebenden!«
    »Filipo Teldi!«, brüllte Vivarini.
    »Du lügst.« Ohne zu zögern, schnitt Carlo dem Mann ein Stück des Fingers ab und warf es in die Grube. Vivarini schrie wie von Sinnen. Der Löwe witterte das frische Blut und stürzte sich auf die vermeintliche Beute, nur um gleich darauf in Raserei auszubrechen, weil er nichts fand.
    »Er kriegt sofort das nächste Stück«, erklärte Carlo Vivarini, nachdem dessen Geschrei abgeebbt und in stoßweises Schluchzen übergegangen war. »Vorausgesetzt, du besinnst dich und sagst die Wahrheit. Bedenke, ich habe das Zahlenrätsel durchschaut, denn Alvise Dandolo hat den entscheidenden Hinweis herausposaunt, während er versuchte, Valeria zu erdrosseln. Ihr seid zu sechst, zumindest wart ihr es, und ihr habt eurem unheiligen Bund die Zahl des Tiers gegeben – die Zahl des Bösen schlechthin: des Satans. Diese lautet nach dem Evangelium des Johannes sechshundertsechsundsechzig. Sinn ergibt diese Zahl, bezogen auf eure Mörderbande, nur in römischen Ziffern. Man kommt exakt auf die Zahl des Bösen, wenn man alle verfügbaren sechs Ziffern unter tausend aneinanderreiht. DCLXVI . Sechshundertsechsundsechzig. Eine bemerkenswert düstere Spielerei, ich las irgendwann davon. Keine Frage, dass ihr euch an euren Namen orientiert habt. Vermutlich fandet ihr den teuflischen Zusammenhang höchst ergötzlich.« Laut zählte er auf: »Wir haben D für Dandolo, C für

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