Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
Cattaneo, L für Lando.« Er hielt inne und schüttelte angewidert den Kopf. »Marino Lando traf letztes Jahr der Schlag, seine schwarze Seele möge in der Hölle verrotten. Also Dandolo, Cattaneo, Lando. Das sind drei, zwei davon tot. Vivarini, du stehst für V . Wer sind die beiden anderen, die noch fehlen? X und I ?« Carlo setzte wieder das Messer an. »Sag mir die Namen des Fünften und des Sechsten!«
»Ipato!«, kreischte Vivarini. »Ordelafo Ipato!«
Carlo ließ die blutende Hand los. »Gut. Das war die Wahrheit, aber ich kannte sie vorher schon. Bei Ipato war ich nämlich zuerst, letzte Nacht, um genau zu sein. Weil er das einzige I war, das mir auf Anhieb einfiel. Leider konnte er mir keinen Namen sagen, außer deinem.«
»Ist er ...« Vivarini brachte die Frage nicht heraus, seine Stimme versagte.
»Tot, ja. Der Arme. Er fiel irgendwie in sein Messer, während er versuchte, es mir zwischen die Rippen zu stoßen. Deshalb war unsere Unterhaltung schneller beendet, als mir lieb sein konnte. Aus diesem Grund sind wir beide heute hier zusammen, Bernabò. Damit du mir den letzten Namen nennen kannst.«
»Ich weiß ihn nicht.«
»Wie schade. Dann musst du wohl dem Löwen dabei zuschauen, wie er deine Eier frisst.« Carlo packte Vivarini beim Hosenbund, riss das Suspensorium herunter und schob Vivarini die Schneide zwischen die Beine, die Spitze des Dolchs gegen die Hoden gepresst. »Sprich, Bernabò. Ich will den Namen wissen. Wer ist das X ?«
»Ich weiß es nicht«, heulte Vivarini. »Ich schwöre es beim heiligen Markus!«
Carlo hielt inne. »Der sechste Mann muss aber dabei gewesen sein«, sagte er kalt. »Ihr wart zu sechst, genauso sagte es Dandolo, und nur so passt die Zahl. Wer war es also?«
»Er kam nur vier oder fünf Mal zu unseren Versammlungen«, stieß Vivarini keuchend hervor. »Immer war er maskiert und trug einen bodenlangen Umhang mit Kapuze. Er hat nicht geredet und nichts getan, nur zugesehen.«
»Wer hat ihn mitgebracht?«
»Er kam allein, aber Giacomo Cattaneo hat sich für ihn verbürgt. Als wir ihn fragten, um wen es sich handle, sagte er, das sei nicht von Belang. Alles, was zähle, sei die Zahl des Tieres, und dafür bräuchten wir noch diesen sechsten Bundesgenossen, von dem niemand wisse, wer es sei. Eben ein X . Die Ziffer für unbekannt. Nur so war es richtig. Nur so stimmte die Zahl des Tiers.« Vivarini schluchzte und hustete. Aus seinem Fingerstumpf tropfte das Blut, und über sein Gesicht rannen Rotz und Tränen.
Carlo glaubte ihm, es passte alles zusammen. »Gut. Um den wahren Namen in Erfahrung zu bringen, werde ich wohl warten müssen, bis Cattaneo zurück nach Venedig kommt. Und was dich betrifft, Bernabò ...«
Vivarini sah halb hoffnungsvoll, halb verschlagen zu ihm auf. »Töte mich nicht!«, winselte er. »Hab Erbarmen! Ich habe dir alles gesagt! Und was ich dir gemeinsam mit den anderen angetan habe, bereue ich zutiefst!«
»Ich weine gleich vor Rührung.« Carlo betrachtete ihn abwägend. »Willst du meine Bedingungen hören, unter denen du am Leben bleiben kannst?«
»Ja«, stieß Vivarini hervor. »Oh ja!«
»Gut. Hiermit verbanne ich dich, Bernabò Vivarini. Auf Lebenszeit. Du weißt sicher genau wie ich, dass die Quarantia Criminal die Strafe der Verbannung nur in den schlimmsten Fällen verhängt. Für viele ist sie furchtbarer als der Tod. Aber du hast sie verdient. Findest du nicht auch?«
»Ja, natürlich!«, stimmte Vivarini weinerlich zu.
»Falls du also je wieder einen Fuß nach Venedig setzt, bist du ein toter Mann. Du wirst durch meine Hand sterben.« Carlo lächelte schwach. »Oder durch die Hände meiner Beauftragten, von denen es viele gibt. Die Verbannung gilt ab sofort.« Er schnitt Vivarini die Fesseln durch. »Mach das Beste daraus.«
Während er das Messer in den Gurt schob, wandte er sich ab. Vivarini sah offenbar seine Chance gekommen. Er warf sich auf Carlo, packte mit seiner unversehrten Rechten den Griff des Dolches und riss ihn aus der Scheide.
Carlo, der auf diesen Angriff gehofft hatte, trat hart mit dem Fuß nach hinten aus und traf Vivarini am Knie. Der Mann geriet ins Straucheln und torkelte einen Schritt zurück. Dass das die falsche Richtung war, erkannte er erst, als seine Füße auf rutschigen Grund gerieten und er gleich darauf über die Randbewehrung der Grube stolperte. Mit rudernden Armen versuchte Vivarini, sein Gleichgewicht zurückzugewinnen, doch vergeblich.
»Hol dich der Teufel!«, schrie er mit
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