Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
Äußerung verschwand sie schließlich nach nebenan in ihr eigenes Haus.
Am Nachmittag desselben Tages erschien eine amtlich wirkende Abordnung zweier Mitglieder der Scuola. Sie waren in Begleitung ihrer Ehefrauen, die beide schon mehrfach hier gewesen und sich um die Kinder und den Haushalt gekümmert hatten.
Eine der beiden rief Laura nach unten, wo in der größeren Kammer der reinste Auftrieb herrschte, weil alle Besucher sich hier versammelt hatten, einschließlich Monna Pippa, die von nebenan herübergekommen war und sich mit wichtiger Miene neben den Zunftherren aufgebaut hatte, als hätte sie in einer wichtigen Angelegenheit mitzureden.
Die Frau strich Laura über das Haar. »Mein Kind, nun ist es so weit. Endlich ist alles geklärt. Es hat eine Weile gedauert, aber nun können wir die erfreuliche Nachricht überbringen, dass alles geregelt ist.«
»Geregelt?«, fragte Laura verständnislos.
Der Zunftmeister, ein Mann mit Backenbart und ordentlich gefältelter Tunika, ergriff das Wort. »Dank der Familie Filacenova konnten wir die Sache zu einem besseren Abschluss bringen, als wir erwartet hatten. Weißt du, deine Eltern haben dir ein wenig Geld hinterlassen. Viel ist es nicht, leider. Doch zu unserer großen Freude haben sich eure Nachbarn bereitgefunden, ein wenig beizusteuern, da sie, wie Monna Pippa uns berichtet hat, deinen Eltern und auch dir immer herzlich zugeneigt waren.«
Das ist gelogen!, wollte Laura schreien, doch der Zunftmeister redete bereits weiter.
»Es ist insgesamt keine große Summe, aber zusammen mit den Mitteln aus dem Hinterbliebenenfonds der Zunft reicht es für eine Unterbringung in einem Waisenhaus. Es ist eine Einrichtung des Ospizio di Santa Maria della Pietà , ein ordentliches Haus, das von Nonnen geführt wird. Ich habe mir sagen lassen, dass die meisten Kinder aus den Heimen dieses Ordens gesund und kräftig ins Leben entlassen werden, wenn sie das zwölfte Jahr erreicht haben. Das heißt, du kannst danach entweder eine Anstellung in einem Haushalt finden, oder du kommst in ein anderes Heim, in eine Unterbringung nur für Mädchen. Die Amme kann zunächst für ein Jahr bei euch bleiben, so lange wird die Entlohnung fortgesetzt. Danach sehen wir weiter.«
Als hätte sie ein Stichwort gegeben, trat Monna Pippa vor. »Laura ist ein vernünftiges Mädchen, sie wird gehorsam sein. Nicht wahr, Laura?«
Sie wollte Laura den Arm um die Schultern legen, doch Laura wich ihr aus und blickte fassungslos in die Runde.
»Warum können wir nicht einfach hierbleiben? Ich will nicht ins Waisenhaus!«
»Aber Mädchen, du bist erst neun Jahre alt«, sagte die Frau des Zunftmeisters.
»Zehn«, fuhr Laura sie an. »Ich bin schon fast zehn!«
»Und dein Bruder ist noch in den Windeln. Du bist nicht erwachsen genug, um ihn selbst versorgen zu können.«
»Das kann doch die Amme übernehmen!« Laura merkte, dass sie wütend wurde, doch sie bemühte sich, ihren Tonfall zu mäßigen. »Es kostet bestimmt viel weniger Geld, wenn wir hierbleiben, in unserem eigenen Haus!«
»Mein Kind, das Haus gehört nicht dir, sondern der Familie Filacenova. Und die Mittel, ein Haus dieser Größe für zwei Waisenkinder zu mieten, hat die Scuola nicht.«
»Aber wir müssen nichts bezahlen, darüber gibt es eine Urkunde!«, rief Laura. »Eine Urkunde, in der alles steht!«
»Sagte ich Euch nicht, wie dringend sie Erziehung braucht?«, meinte Monna Pippa. »Merkt Ihr, wie widerborstig sie ist?«
»Ihr seid eine Lügnerin!«, rief Laura. Tränen stiegen ihr in die Augen, die sie ungeduldig wegwischte.
»Du vergisst dich, Mädchen.« Der Zunftmeister räusperte sich. »Deine Trauer in Ehren, es versteht sich, dass du außer dir bist und dass es schwer für dich ist. Aber freche Reden stehen einem Kind nicht an. Genug jetzt mit dem dummen Geschwätz. Geh hinauf und pack deine Sachen.« Er wandte sich an die beiden Frauen. »Helft ihr, dann geht es schneller.«
Die Frauen erklommen die Stiege, während Monna Pippa mit ihrem lieblichsten Lächeln stehen blieb und die Zunftherren in ein Gespräch verwickelte. Laura erschien es, als sei sie in eine Art Schauspiel geraten, eine merkwürdige Vorführung von Menschen, die in Wirklichkeit nicht zu ihrem Leben gehörten. Es kam ihr fast so vor, als könnte sie einmal in die Hände klatschen, und der ganze Spuk wäre vorbei. Doch oben gingen die Frauen rührig und unter gemurmelten Unterhaltungen ihrer Aufgabe nach, und hier unten in der vorderen Kammer standen
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