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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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Singular, spekulierte Lobsang, hatten die frühen Stadien des Lebens, wie auf vielen Erden, aus langen Zeitaltern des Kampfes halb ausgebildeter Geschöpfe ums schiere Überleben bestanden: Wesen, die noch nicht herausgefunden hatten, dass man mittels DNA genetische Informationen speichern konnte, und deren Kontrolle über die Proteine, aus denen alle Lebewesen bestanden, noch sehr beschränkt war. In den flachen Ozeanen schwärmten Milliarden und Abermilliarden Zellen umher, aber sie waren noch nicht so fortgeschritten, dass sie es sich leisten konnten, miteinander in Wettstreit zu treten. Stattdessen kooperierten sie. Jede nützliche Neuerung wurde blitzschnell von einer Zelle zur anderen weitergegeben. Als würde alles in diesem globalen Ozean wie ein einziger Mega-Organismus funktionieren.
    »Mit der Zeit«, sagte Lobsang, »erreichen auf den meisten Welten, auf jeden Fall auf der Datum-Erde, Komplexität und Organisation einen Punkt, an dem individuelle Zellen auch ohne fremde Hilfe überleben können. Genau dann fängt der Wettkampf an. Die großen Bereiche des Lebens fangen an, sich voneinander zu trennen. Kreaturen, die gelernt haben, sich die Kraft des Sonnenlichts zunutze zu machen, geben Sauerstoff als Abfallprodukt in die Luft ab, und der lange, langwierige Aufstieg zu vielzelligen Arten nimmt seinen Anfang. Das Zeitalter globaler Kooperation verschwindet spurlos, es bleiben lediglich rätselhafte Merkmale in der genetischen Ausstattung.«
    »Auf den meisten Welten«, sagte Sally. »Aber nicht auf der von Erste Person Singular.«
    »Genau. Bei dieser Welt muss es sich wirklich um einen bemerkenswerten Joker gehandelt haben. Hier hat die einsetzende Komplexität einen sehr vertraut aussehenden evolutionären Weg beschritten – aber die Einheit dieses einzigen, globalen Organismus ging nie verloren. Damit haben wir einen wirklich sehr weit entfernten Zweig des Baums der Möglichkeiten gefunden. Es …«
    » Sie, Lobsang«, warf Joshua ein.
    »Ja, sie, die weibliche Form ist durchaus angebracht, sie scheint mit einer Vielzahl offensichtlich gesunder Lebensformen trächtig zu sein. Sie war ursprünglich eher eine sich immer weiter entwickelnde Biosphäre als ein Wesen wie etwa ein Mensch. Als die Komplexität zunahm, müssen sich einzelne Kontrollknoten ausgebildet haben. Um weiter zu wachsen, wurde es für die Informationsstruktur wohl notwendig, eine Kopie von sich selbst auszubilden und zu bewahren, damit das große Ganze so etwas wie Selbsterkenntnis entwickeln konnte. Und das bedeutet, ein Bewusstsein.«
    Sally runzelte die Stirn. »Aber was will so ein Wesen denn?«
    »Das kann ich dir verraten«, antwortete Joshua. »Gesellschaft. Sie war einsam. Auch wenn sie es nicht wusste, ehe sie den Trollen begegnet ist.«
    »Aha.«
    Sie würden nie erfahren, wie eine Gruppe Trolle auf diese abgelegene Welt gelangt war, so viel war Joshua klar. Sie mussten durch die Lücke gekommen sein. Vielleicht waren sie traumatisiert, einige von ihnen verletzt, weil sie dem Vakuum ausgesetzt gewesen waren. »Aber sie war fasziniert«, sagte er mit geschlossenen Augen, um sich zu konzentrieren und sich an noch mehr zu erinnern. »Schon allein von der Tatsache, dass es mehr als einen von ihnen gab. Von der Art und Weise, wie sie einander ansahen, wie sie zusammenarbeiteten. Wie jeder von ihnen den anderen erkannte. Sie waren nicht allein, so wie sie. Sie hatten einander. Und sie wollte, was sie hatten, das Einzige auf der Welt, was ihr fehlte … Ein Troll kam ans Wasser.«
    Er hatte eine Vision wie einen Wachtraum, von dem Troll, der sich niederkniet, ganz unschuldig Krabben aus dem flachen Wasser fischt – und dann steigt ein Wasserberg vor ihm auf, umfängt ihn, hüllt ihn ein.
    »Und tötet ihn«, sagte Sally, als Joshua den Vorgang zu beschreiben versuchte.
    »Ja. Es lag nicht in ihrer Absicht, aber letztendlich lief es darauf hinaus. Die Trolle flohen. Vielleicht hat sie noch einen gefangen, ein Kind … hat es genau untersucht …«
    »Und sie hat gelernt zu wechseln«, vermutete Lobsang.
    »Ja. Sie hat sehr lange dafür gebraucht. Das Ding, dem wir begegnet sind, ist nicht alles von ihr, nicht alles, was sie einmal gewesen ist. Früher einmal hat sie einen ganzen Ozean ausgefüllt. Das Ding hier in diesem Meer ist … nur ein Ausdruck von ihr. Die Essenz. Eine Form, die kompakt genug ist, um zu wechseln.«
    »Dann ist sie den Trollen also gefolgt«, sagte Sally. »Entlang der Perlenschnur der Welten immer weiter nach

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