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Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Die Lange Erde: Roman (German Edition)

Titel: Die Lange Erde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Stephen Baxter
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ermutigend an.
    »Also, ich habe mein Glasmesser, aber irgendwie habe ich den Eindruck, dass dieser Kerl hier kein Messer braucht.« Er zögerte und kam sich irgendwie ungeschickt vor. »Außerdem ist es wirklich mein Messer, ich hab es selbst aus einem Stück importiertem Obsidian geschnitzt.« Ein Geschenk von jemandem, dem er das Leben gerettet hatte. »Ich habe es schon sehr lange.«
    Lobsangs leicht ungeduldige Stimme meldete sich wieder: »Denk mal an Folgendes: Eben noch hast du einen brutalen Angriff befürchtet, oder? Und jetzt können wir objektiv feststellen, dass er dir großherzig seinen Fisch geschenkt hat. Ich vermute, dass die Geste des Gebens hier wesentlich wichtiger ist als das Geschenk selbst. Falls du dich ohne Waffe nackt fühlst, kannst du dir später gerne eins von den laminierten Messern aus der Waffenkammer aussuchen, einverstanden? Aber jetzt gibst du ihm einfach das Messer , kapiert?«
    Joshua war wütend, in erster Linie auf sich selbst. »Ich wusste nicht mal, dass wir eine Waffenkammer haben!«
    »Man lernt im Leben nie aus, mein Freund, und sei dankbar dafür, dass du immer noch lebst und lernen kannst. Ein Geschenk besitzt einen Wert, der sehr wenig mit irgendeiner Währung zu tun hat. Überreiche es ihm mit einem fröhlichen Lächeln für die Kameras, Joshua, denn wir schreiben hier gerade Geschichte: Erster Kontakt mit einer fremdartigen Spezies, auch wenn es eine Spezies ist, die so liebenswürdig war, sich auf der Erde zu entwickeln.«
    Joshua hielt der Kreatur sein geliebtes Messer entgegen. Das Messer wurde mit äußerster Sorgfalt entgegengenommen, ins Licht gehalten und bewundert. Dann wurde die Klinge behutsam überprüft. Und dann ertönte ein Tohuwabohu in seinem Ohrhörer, das sich anhörte, als hätte jemand Bowlingkugeln in einen Zementmixer geworfen.
    Nach ein paar Sekunden ließ der Krach gnädigerweise nach, um sofort von Lobsangs aufgekratzt klingender Stimme ersetzt zu werden: »Wie interessant! Wenn diese Wesen für dich singen, benutzen sie Frequenzen, die wir für normal halten, wohingegen sie untereinander im Ultraschallbereich kommunizieren. Was du gehört hast, war mein Versuch, die Ultraschallunterhaltung in einen Tonumfang zu übersetzen, die ein Mensch wahrnehmen, wenn auch nicht verstehen kann.«
    Dann waren sie ohne Ankündigung verschwunden. Nichts zeugte mehr davon, dass die Kreaturen hier gewesen waren. Bis auf sehr große Fußabdrücke im Schnee, die der einsetzende Schneesturm langsam auffüllte. Und natürlich der Lachs.
    Im Schiff legte Joshua den großen Fisch in den Kühlschrank der Kombüse. Dann setzte er sich mit einem Becher Kaffee in den Aufenthaltsraum vor der Kombüse und sagte in den leeren Raum: »Ich will mit dir reden, Lobsang. Nicht mit einer Stimme in der Luft. Mit einem Gesicht, dem ich eine reinhauen kann.«
    »Ich verstehe, dass du sauer bist. Aber ich kann dir versichern, dass du zu keiner Sekunde in Gefahr geschwebt hast. Und wie du wahrscheinlich erraten hast, bist du mitnichten der erste Mensch, der diesen Wesen begegnet ist. Ich habe eine starke Hypothese, dass der erste Mensch, der ihnen begegnet ist, sie für Russen gehalten hat …«
    Dann erzählte Lobsang Joshua die Geschichte des Schützen Percy Blakeney, wie er sie aus den Notizen in dessen Tagebuch und den Bemerkungen gegenüber einer sehr erstaunten Krankenschwester im Datum-Frankreich rekonstruiert hatte. Dort war Percy nämlich in einem Krankenhaus aufgenommen worden, nachdem er im Jahr 1960 plötzlich ganz in der Nähe aufgetaucht war.

21
    B eim Schützen Percy, der sich dieser Gruppe ungerührt singender Fremder im frischen Grün seines unzerstörten Waldes gegenübersah, fiel der Groschen recht schnell.
    Klar doch! Das mussten Russen sein! Die Russen waren doch jetzt auch in diesen Krieg eingetreten! War in den Schützengräben nicht eine Ausgabe des Witzblattes Punch herumgereicht worden, in der die Russen wie … ja, genau wie Bären dargestellt wurden?
    Sein Großvater, ebenfalls ein Percy, war einst auf der Krim in Gefangenschaft geraten und hatte dem aufmerksamen Jungen seine Geschichten immer wieder gerne erzählt. »Gestunken haben die, meine Herren aber auch, die armen verdreckten Schweine, meiner Meinung nach war’n das absolute Wilde, und einige von denen stammten aus weiß Gott welchen gottverlassenen Gegenden, also ehrlich, mein Junge, so welche hab ich mein Lebtag noch nicht gesehen! So viel Pelz, und Bärte, in denen man eine Ziege hüten konnte,

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