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Die Lanze des Herrn

Die Lanze des Herrn

Titel: Die Lanze des Herrn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaud Delalande
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dachte an die Western seiner Jugend, an Piratenabenteuer, aber auch an große historische Filme, wenn sich weiße Ritter im Augenblick des sicheren Todes mit einer letzten Anstrengung aller Kräfte opferten, um ewigen Ruhm zu erlangen. Oder, und das passte besser zu ihm, an Butch Cassidy und The Sundance Kid, wie sie von Hunderten Schützen umzingelt, die letzten Worte wechselten, ihren Unterschlupf verließen und dem Tod ins Auge sahen.
    Warum nicht, so konnte man auch abtreten.
    Die Türen des Aufzugs öffneten sich mit dem üblichen Lärm.
    Judith und Anselmo trafen endlich am Ort des Geschehens ein. Man trat zur Seite und ließ sie durch.
    Die junge Frau bemerkte Frank Duncan, der am Ende des Flurs aus der Schleusentür kam, erst, als er sich auf sie stürzte. Die drei Soldaten, die sie begleiteten, wurden völlig überrascht. Er richtete seine Waffe auf die Partien oberhalb der kugelsicheren Westen und schoss. Zwei Soldaten stürzten zu Boden. Sie stießen Judith an, die daraufhin ihrerseits hinfiel und den mit Metall belegten Boden entlangglitt, bis sie an eine Stütze prallte. Der Schmerz in ihrem Kopf war wie eine Explosion. Im Schock schrie sie auf. Anselmo und der dritte Soldat stürzten ebenfalls. Duncan wankte auf den Soldaten zu und befahl ihm aufzustehen, um ihn zu erschießen. Anselmo sprang auf die Beine. Judith lag am Boden und kämpfte gegen eine Ohnmacht an. Sie war wie betäubt von dem heftigen Schmerz in ihrem Kopf. Duncan wandte ihr den Rücken zu, um Anselmo abzuwehren.
    Vom Aufzug kamen weitere Soldaten gerannt.
    Schwindelig sah Judith auf den Revolver, den ihr der Hauptmann gegeben hatte.
    Oh nein, nicht das!, dachte sie.
Dann aber griff sie mit zitternder Hand an ihren Gürtel.
    Duncan war zwar schwach, doch hielt er seine Waffe auf den Soldaten gerichtet. Anselmo wagte nicht, sich zu rühren. Die neu hinzugekommenen Soldaten, fünf oder sechs, stellten sich im Halbkreis um den Sicherheitschef auf und richteten ihre Waffe auf ihn, die einen stehend, die anderen halb kniend.
    Langsam löste Judith die Halfterschnalle, packte ebenso langsam mit zitternden, schwitzenden Händen die Pistole und zog sie Zentimeter um Zentimeter aus dem Halfter.
    Nein, das schaffe ich nie, dachte sie.
    »Lassen Sie mich durch«, stotterte Duncan. »Lassen Sie mich durch oder ich…«
    Er wusste, dass ihn jeden Augenblick die Kraft verlassen konnte, aber dennoch hatte er eine Eingebung. In seinem Kopf ging die Alarmsirene an, wie immer, wenn er in Lebensgefahr schwebte. Ihm fiel ein, dass er einen elementaren Fehler begangen hatte, er hatte vergessen, sich im Rücken zu sichern. Er warf einen Blick nach hinten. Er dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, aber ihm kam er wie eine Ewigkeit vor.
    Er sah eine junge Frau am Boden liegen.
    Judith blickte auf den auf sie gerichteten Lauf von Frank Duncans Revolver. Sie hatte ihre Waffe entsichert – streckte den Arm und drückte ab.
    Nicht in der Lage, höher zu zielen, traf sie ihn am Knie.
    Der Blitz. Die Heftigkeit des Schusses. Der Rückschlag. Sie hatte Gewalt immer verabscheut. Sie schloss die Augen und wandte den Kopf ab. Aus Duncans rechtem Bein schoss Blut, er stieß einen gellenden Schrei aus. Gleich darauf war sein Körper mit Hunderten von Lasereinschüssen übersät. Ihm blieb keine Zeit, verblüfft zu sein. Die Soldaten hatten alle zur gleichen Zeit abgedrückt. Es war ein Gemetzel. Blut lief ihm aus dem Mund. Von Krämpfen geschüttelt, fiel er zu Boden. Sein letzter Gedanke war, dass er den heldenhaften Tod starb, den er verdient hatte.
    Judith hatte ihren Arm sinken lassen. Dann ließ sie angewidert die Waffe fallen. Sie konnte noch nicht richtig begreifen, was geschehen war. Alles an ihr war verkrampft. Alles drehte sich ihr vor Augen. Da spürte sie plötzlich Anselmos Hand, der auf sie zugestürzt war und ihr nun tröstend über den Kopf strich.
    »Alles in Ordnung?«
    Weinend, mit zerzaustem Haar, sah sie ihn verstört an und versuchte ihm mit bebenden Lippen eine Antwort zu geben. Sie brachte keinen Laut hervor. Ein furchtbarer Gedanke ließ sie nicht mehr los.
    Jetzt hast auch du Schuld auf dich geladen.
    Sie hatte nicht gedacht, dass sie sich eines Tages in dieser Lage befinden könnte.
    Tief bestürzt betrat Judith den Großen Saal, gefolgt von Anselmo und den Soldaten des Sturmtrupps. Sie ging in die Mitte des Raumes.
    Überrascht betrachtete sie das Gewölbe dieses Heiligtums der Wissenschaft und dessen Perfektion, die von außen nicht zu

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