Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Laufmasche

Titel: Die Laufmasche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
Vom Netzwerk:
alle haben werden«, flüsterte Ollie flehend.
    »Spaß? Du hast sie wohl nicht mehr alle!« Till machte sich vier Schnitten Brot mit Schinken zum Abendessen. Anschließend aß er drei von den abgezählten Sahnejogurts. Ollie zählte ängstlich mit.

    »Für jeden ist nur ein Jogurt von jeder Sorte vorgesehen«, sagte er, als Till den dritten Jogurt öffnete. »Das weißt du doch. Ich will keinen Streit.«
    »Dann ist das hier dein Pfirsichjogurt«, bestimmte Till. »Und deinen Kirschjogurt esse ich auch noch.«
    Ollie sagte nichts mehr. Ich fand drei Bananen in der Küche. Eine davon wollte ich aufessen.
    »Also, ich weiß nicht, ob die auf Heinz-Peters Liste steht«, meinte Ollie vorsichtig. »Wenn nicht, dann ist sie sozusagen Privatbesitz.«
    Ich wollte die Banane zurücklegen. Aber Till bestand darauf, dass ich sie essen sollte.
    »Und wenn jemand meckert, dann muss Ollie sagen, dass er sie gegessen hat. Strafe muss sein.«
    Ollie machte ein betretenes Gesicht. »In Ordnung«, sagte er zerknirscht.
    Ich aß die Banane auf. Dann wollte ich ins Bett.
    »Guck mal in deinem Badezimmerbenutzungsplan nach, ob ich mir um diese Uhrzeit die Zähne putzen darf«, sagte ich zu Ollie.
    Er winkte uns müde nach.
    Im Bett stellten wir fest, dass wir uns nicht nur die schmale Matratze teilen mussten, sondern auch die einzige Bettdecke. Wenn wir beide nebeneinander auf dem Rücken lagen, hatte zwangsläufig einer zu wenig Decke. Der eine war ich. Mir war kalt.
    »Ich wäre für die Löffelchenstellung«, schlug ich flüsternd vor.
    »Mir ist jede Stellung recht«, flüsterte Till lüstern zu-rück und öffnete den obersten Knopf meines Schlafan- zugoberteils.
    Nebenan hustete jemand. Ungefähr so: »Ächä ächä ächä.«

    »Das ist Heinz-Peter«, flüsterte Till, und seine Hand tastete sich vom Hals abwärts. »Ar hat auch beim Hustän ein ächtäs Probläm mit däm Ä.«
    »Ächä ächä ächä chä«, hustete es wieder von nebenan. Es klang, als stünde Heinz-Peter direkt neben unserem Bett.
    »Lass das.« Halbherzig schob ich Tills Hand zur Seite. »Das Haus ist zu hellhörig.«
    »Du kannst ja ausnahmsweise mal dabei leise sein«, raunte Till und ließ seine Hand einfach weiterwandern. »Ich weiß gar nicht mehr, wie das ist, mit dir zu schlafen.«
    Das wusste ich auch nicht mehr. Das letzte Mal war mindestens zwei Monate her.
    »Ich versuche, leise zu sein«, flüsterte ich. Anschlie-
    ßend fror ich nicht mehr.
    Am nächsten Morgen wurden wir von Babygeschrei geweckt.
    »Ich hatte gerade so was Schönes geträumt«, murrte Till und versuchte, sich die Decke über den Kopf zu ziehen.
    Es klopfte ungeduldig von außen art unsere Tür.
    »Das Bad ist frei. Jeder hat zehn Minuten!«
    Ich kletterte aus dem Bett und bückte mich nach dem Schlafanzug. Till sah mir dabei zu.
    »Schön siehst du aus, Kuschel«, sagte er zärtlich.
    Ich zog mich an und seufzte dabei.
    »Weißt du, was ich so an dir mag?«, fragte Till.
    Wieder Bummern an der Tür. »Hallöle! Ihr seid dran mit Waschen! Jetzt nur noch fünfzehn Minuten!«
    »Nein«, sagte ich zu Till. »Was ist es?«
    »Dass du Sex von Beziehung trennen kannst«, erklärte Till. »Keine andere Frau kann das.«

    Ich konnte nicht finden, dass das ein Kompliment war. »Heute Nacht war eine Ausnahme«, sagte ich bestimmt. »Tut mir Leid.«
    Till zog verärgert seine Augenbrauen hoch. »Wir verstehen uns doch so super wie noch nie. Wir haben endlich die gleiche Wellenlänge, auch im Bett. Und nur weil wir keine offizielle Beziehung mehr haben wie andere Spießer, willst du nicht mehr mit mir schlafen?«
    Ich überlegte eine Weile. »Das ist nicht der Grund«, sagte ich dann ehrlich.
    »Nein? Ist es wegen diesem Typ, dessen Namen du nicht kennst?«
    »Nein. Es ist nur so, dass >es< es mir einfach nicht wert ist.«
    Es klopfte wieder. »Was ischt jätscht mit däm Badä- zimmär?«
    »Verpiss dich«, rief Till und setzte sich auf. »Was meinst du mit >es< ist es dir nicht wert? Das ist überhaupt kein richtiger Satz.«
    »Sex«, sagte ich. »Sex mit dir.«
    »Sex mit mir ist dir nichts wert?«
    »Nein«, erklärte ich und fand selber, dass das furchtbar klang. »Sex ist mir den Aufwand nicht wert.«
    Tills Gesichtsausdruck nötigte mich zu weiteren Erklärungen. Ich nahm seine Hand. »Vielleicht stimmt ja was mit mir nicht. Aber es ist einfach so, dass ich mehr möchte als ein nettes halbes Stündchen. Ich möchte Romantik, große Gefühle, Leidenschaft, Spannung, Drama, Liebe,

Weitere Kostenlose Bücher