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Die Launen des Todes

Die Launen des Todes

Titel: Die Launen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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auch, Superintendent«, sagte sie.
    »Kennen wir uns?«, fragte er.
    »Wir haben uns kurz an Weihnachten gesehen, wurden uns aber nicht vorgestellt«, sagte sie.
    »Das ist Mrya Rogers, meine Nachbarin«, sagte Rye.
    »Ich erinnere mich«, sagte er. »Schön, Sie wiederzusehen.«
    »Und das ist Tris, meine Begleitung«, sagte Mrs. Rogers.
    Tris, die Begleitung! Hatte sie ihn für die Nacht angeheuert?, fragte sich Dalziel. Hoffentlich hatte sie dafür eine Geld-zurück-Garantie bekommen.
    Die Kapelle, die das neue Jahr mit einem furiosen »Happy Days Are Here Again« begrüßt hatte, entschied, dass die Zeit des Küssens nun zu Ende sei, und verkündete mit Dudelsackgepfeife den Beginn von »Auld Lang Syne«.
    Cap erschien an seiner Seite, als sich alle im Kreis aufstellten.
    »Na, nett geknutscht?«, fragte er sie.
    »Leicht gequetscht, aber unbeirrt aufrechten Ganges«, sagte sie. »Na dann los!«
    »Should auld acquaintance be forgot and never brought to mind …«
    Sie sangen es tief bewegt, wiederholten den Kehrreim einen Zacken schneller und rauschten alle in die Mitte des Kreises. Dalziel visierte einen Mitarbeiter des Sozialreferats an, der ihm beim letzten Fall einige Probleme bereitet hatte, und war sehr zufrieden, als er sah, dass dieser daraufhin äußerst kurzatmig den Rückwärtsgang einlegte.
    »Das hat Spaß gemacht, was?«, sagte Cap.
    »Ganz nett. Aber nur eine Strophe, und selbst bei der kamen sie mit dem Text durcheinander«, sagte Dalziel, der beim Hogmanay gern ein wenig den schottischen Nationalisten heraushängen ließ.
    »Du kennst sie natürlich alle, nehme ich an?«
    »Verdammt noch mal, ja. Mein Dad hat sie mir beigebracht, und ich kann dir zum Beweis dessen jetzt noch die blauen Flecken zeigen. Meine Lieblingsstrophe ist die vorletzte:
    And here’s a hand, my trusty fiere,
    And gie’s a hand o’thine;
    We’ll tak a right good willie-waught
    For auld lang syne.«
    »Hübsch«, sagte sie. »Aber was um alles in der Welt ist ein ›right good willie-waught‹?«
    »Weiß ich nicht, aber ich werd dir hoffentlich einen besorgen, wenn wir zu Hause sind. Hallo, junger Bowler. Du amüsierst dich?«
    »Ja, Sir. Sehr.«
    »Großartig. Aber gewöhn dich nicht an den Geschmack von kostenlosem Champagner. Das kann teuer kommen. Jetzt aber, wohin denn, es wurde soeben der
Dashing White Sergeant
angekündigt.«
    »Damit muss Sergeant Wield gemeint sein, oder, Sir?«
    »Sei nicht unverschämt. Pack dir dein Mädel und zeig uns, was ihr draufhabt.«
    »Ich glaube nicht, dass wir darauf tanzen können, Sir.«
    »Dann ist es an der Zeit, dass ihr es verdammt noch mal lernt.«
    Es war eine einschüchternde Erfahrung, die Tanzfläche mit Andy Dalziel zu teilen, der seine gewaltige Masse mit, wie es zunächst schien, leidenschaftlicher Hemmungslosigkeit herumwuchtete, doch Hat dämmerte schnell, dass der Dicke sich vollkommen im Griff hatte. Wie Heinrich  VIII ., der im Hampton Court das Tanzbein schwang, stand er im Mittelpunkt der Formation und führte die anderen kraft seiner Befehlsgewalt und seines Vorbilds. Und wenn er der König war, dann war Rye die Königin. Hat wusste, wie natürlich sie sich bewegte, an diesem Abend allerdings erlebte er sie zum ersten Mal bei formalen Tänzen. Für ihn war es eine regelrechte Offenbarung, und er selbst fühlte sich täppisch und unzulänglich.
    Als die Musik verstummte und die Tanzenden auf der Suche nach Erfrischung auseinander gingen, klatschte Dalziel donnernd in die Hände und schrie: »Nein, Leute, wir haben uns gerade mal aufgewärmt! Mehr! Mehr!« Und die Kapelle, die die Stimme der Autorität durchaus erkannte, wenn sie sie vernahm, hob zu einer weiteren Melodie an. Auch Hat warf sich widerstrebend wieder in den Kampf, diesmal aber schien seltsamerweise Rye sich zu sperren. Ihre Hand lag kalt und schlaff in seiner, ihr Körper, der noch wenige Augenblicke zuvor zu schweben schien, wirkte schwer und steif.
    »He, komm schon«, sagte er, »wir können doch nicht zulassen, dass er meint, er hätte uns geschafft.«
    Sie sah ihn an und versuchte zu lächeln. Plötzlich bemerkte er, wie blass sie war.
    »Alles in Ordnung, Liebling?«
    »Ja, wunderbar.« Und wirklich, als sie zur Tanzfläche zurückkehrten, war ihr Schritt so leicht und elegant wie zuvor.
    Sie nahmen ihre Plätze ein, die Kapelle begann zu spielen, gemessen zunächst, doch unter Dalziels dröhnender Forderung, »etwas mehr Humpta« reinzulegen, nahm das Tempo mehr und mehr zu, bald darauf

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