Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
aus dem Revier verbissen, aber jetzt holt er es sich wieder.«
»Hoffentlich ist er ein guter Kämpfer. Du weißt ja, die Hunde und die Armbrust... Es wird keine ehrliche Auseinandersetzung werden, wenn die beiden auf einander treffen!«
»Nein, Sivert ist hinterhältig.«
»Und ein Totbeißer. Krank, würde ich sagen.« »Wohl wahr.«
»Ich halte mein Auge offen. Wenn sich etwas tut, hörst du von mir. Aber jetzt schlaf dich aus, Mirrrzaah.«
Wenn er wollte, konnte Diabolo ungeheuer nett sein.
Ich kehrte auf Melvinius’ Bett zurück, und der Pater ließ mich ein wenig unter die Decke schlüpfen. Es war schön kuschelig. Aber nicht zu vergleichen mit einem Schlaf zusammen mit atmenden, weichen Katzenfellen.
Doch auch wenn dieses anstrengende Kapitel damit erst einmal beendet war, würde es gewiss noch eine Fortsetzung haben.
Ein peinliches Kapitel
Am Morgen fühlte ich mich ausgeruht und voller Energie. Die Bibliothek musste noch einmal nach Mäusen durchsucht werden, aber hier war nichts mehr zu holen. Also war ich dankbar für das Hackfleisch in sahniger Sauce. Bald nach meinem Mahl trat Meiko mit einem grimmigen Ausdruck in die Bibliothek, wo ich mit Melvinius in einem schön gemalten Buch stöberte. Der Geruch der Farben erinnerte mich an Kristin, und ich hoffte, bald wieder kräftig genug zu sein, um der Basilika einen Besuch abstatten zu können.
»Du hast schlechte Neuigkeiten, Meinhard?«
Melvinius hob fragend den Blick zu dem Eintretenden.
»Ich habe meinen Sohn in der Infirmerie besucht und mich mit ihm unterhalten. Er ist zutiefst zerknirscht, denn er fühlt sich schuldig an dem, was geschehen ist. Ich habe versucht, ihn zu beruhigen. Mich selbst beruhigt das Vorgefallene allerdings überhaupt nicht.«
»Was ist vorgefallen?«
»Offensichtlich hat sich Jehan der dummen Ermine gegenüber verplappert, wodurch sie und ihre Tante den Schluss ziehen konnten, ich müsse sein Vater und vermutlich der verlorene Sohn von Rommerskirchen sein. Durch sie hat Sivert von meinem Hiersein erfahren. Es erschüttert mich noch immer, dass meineigener Bruder mir und Jehan nach dem Leben trachtet. Denn, wisst Ihr, Jehan hat sich nicht im Wald verirrt oder ist von einem herabstürzenden Ast verletzt worden – Sivert hat seine Hundemeute auf ihn gehetzt. Er ist nur durch geradezu unglaubliches Glück den Saupackern entronnen. Ich muss unbedingt etwas unternehmen, um ihn zu schützen.«
»Zunächst seid ihr beide hier im Kloster sicher, denke ich.«
»Solange Arnoldus nicht zurück ist, ja.«
»Um den Diakon werde ich mich persönlich kümmern!«
Melvinius, den ich bisher nur als sanften Mann erlebt hatte, legte eine stählerne Härte in seine Stimme, die dem Arnoldus nichts Gutes verhieß. Meiko schien genauso beeindruckt davon wie ich. Er nickte zustimmend.
»Ich würde zu gerne noch einmal das Haus von Clemens und Kristin durchsuchen. Die Moen war eine praktisch veranlagte Frau. Wenn sie die Kassette von meinem Vater erhalten hatte und gewarnt wurde, ein Unbefugter könne sie womöglich an sich nehmen, dann wird sie einen sicheren Aufbewahrungsort dafür gefunden haben. Doch gewiss nicht weit außerhalb des Hauses, denn sie wusste ja, ich würde kommen und die Dokumente benötigen.«
»Du könntest es den Hendryksons erklären.«
»Nur ungern. Ich möchte sie nicht zu Mitwissern machen und möglicherweise dadurch in Gefahr bringen. Es ist schon schlimm genug, dass Clemens überfallen wurde, aber Sivert hat sich auch schon an Kristin herangemacht.«
»Ich glaube, darüber musst du dir keine großen Sorgen machen. Die Jungfer war sehr betrübt, als sie von dem Brand erfuhr...«
Meiko – ich weiß nicht, für mich war er noch immer Meiko und nicht Meinhard – ging zum Fenster und starrte hinaus. Melvinius betrachtete ihn nachdenklich.
»Du magst sie?«
Meiko hob die Schultern.
»Sie ist eine feine junge Frau.«
»Ich bin kein feiner junger Mann.«
»Vielleicht denkt sie da anders.«
Meiko drehte sich um und grinste Melvinius plötzlich an. Er sah sehr verwegen und männlich aus und erinnerte mich ein wenig an Diabolo.
»Wollt Ihr Euch als Kuppler betätigen, Pater?« »Aber mitnichten. Ich habe nur so gewisse Schwingungen gespürt.«
»Schon gut, schon gut. Ja, ich mag die Malerin. Ich bewundere sie, wie sie das Problem ihres Bruders bewältigt und auch ihr eigenes Leben meistert. Aber im Moment, Pater, kann ich ihr wenig bieten und erst recht keine Hilfe leisten. Herzensangelegenheiten werden
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