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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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den Rest des Weges zu Fuß gehen, um kein Aufsehen zu erregen.«
    Kristin nickte.
    »Der Lindenhof liegt östlich von Dellenhofen, er wird die Straße durchs Dorf nehmen und durch den Wald hierher kommen. Ich werde nach ihm Ausschau halten. Unser Häuschen liegt ja an der Straße.«
    »Wenn er spät kommt, in der Dunkelheit?« »Wir müssen hoffen, Jehan.«
    »Pater, darf ich Kristin das Amulett mitgeben? Papa könnte es brauchen!«
    »Tu das, mein Junge.«
    Jehan holte das Beutelchen mit dem Feenstein, und gleichzeitig mit ihm kam Yvain zur Tür hinein.
    »Meister Clemens ist an der Pforte und fragt nach Euch und der Jungfer Kristin!«
    »Mein Bruder? Hoffentlich ist nichts passiert!«
    Kristin war aufgesprungen, und auch Pater Melvinius erhob sich. Wir eilten gemeinsam zum Eingang und fanden Clemens dort stehen.
    »Meister Clemens, gibt es Neuigkeiten?«
    »Gewissermaßen. Ich kam, um meine Schwester nach Hause zu begleiten, Pater. Sie soll nicht alleine durch den Wald gehen. Ich habe eine lange und höchst unerquickliche Unterhaltung mit dem Mattes gehabt!«
    »Hast du dich geprügelt?«
    Kristin packte ihren Bruder am Wams und musterte ihn voller Besorgnis.
    »Nein, nein, Liebes. Nur mit Worten. Pater, es mag auch Euch interessieren, dass der Mattes Geld von Sivert von Rommerskirchen angenommen hat. Er hat ihm vor Wochen schon den Auftrag gegeben, unser Haus zu durchsuchen und ihm seinen Anteil an dem Schatz versprochen.«
    »Der erste Einbruch?«
    »Mit Sicherheit. Und dann hat er ihm den Auftrag erteilt, sich im Garten umzuschauen. Daher der Eifer, mit dem er die Beete umgegraben hat.«
    »Das will mir überhaupt nicht gefallen.«
    »Mir auch nicht, Kristin. Ich habe ihn zwar die Furcht Gottes gelehrt, wenn er sich noch einmal in die Nähe unserer Behausung wagt, aber ich kann seine Schritte natürlich nicht überwachen. Darum wollte ich dich nach Hause begleiten.«
    »Ich werde auch mitgehen!«
    »Nein, Jehan, das wirst du nicht. Du bist hier sicherer aufgehoben als in Dellenhofen.«
    Melvinius war sehr ernst geworden und hatte dem Jungen die Hand auf die Schulter gelegt.
    »Aber...«
    »Kein Aber!«
    Jehan schien mit sich zu ringen, dann drückte er Kristin den Feenstein in die Hand und bat: »Achtet auf ihn. Wenn Ihr meinen Vater trefft, gebt ihn ihm. Auch wenn er dagegen protestiert.«
    »Das werde ich tun, und nun gehabt Euch wohl. Wir kommen morgen wieder her. Dann werden wir hoffentlich mehr wissen!«
    Das Blatt hatte sich gewendet, das entscheidende Kapitel war nun aufgeschlagen, und mich durchfuhr ein Schauder, als ich mir ausmalte, was es alles enthalten konnte.

Ein mörderisches Kapitel
    Als Kristin und Clemens aus der Klosterpforte nach draußen traten, folgte ich ihnen. Jedoch schlug ich einen anderen Weg ein als sie, denn mir war nicht wohl bei dem Gedanken, Meiko würde alleine und zu Fuß durch den Wald heimkehren. Wer aber kannte das Wesen des Waldes besser als Raguna, die scharfäugige Luchsin. Sie wollte ich um Rat fragen.
    Seit meiner Rückkehr hatte ich sie nicht mehr gesehen, aber ich war mir sicher, dass sie ihren gewohnten Platz auf ihrer Lieblingseiche immer mal wieder aufsuchte. Wenn ich sie schon nicht traf, so konnte ich ihr zumindest eine dringende Botschaft hinterlassen.
    Die Sonne war schon hinter den Baumwipfeln verschwunden, und lange Schatten lagen über den schwarzerdigen Gärten. Ich nahm nicht den Weg am Bachlauf entlang, sondern die Abkürzung zwischen den Kohlköpfen hindurch. Wirklich war mir Glück beschieden: Oben in den Ästen, von braunen Blättern gut versteckt, hockte Raguna und döste vor sich hin.
    »Meinen höflichen Gruß, Gevatterin,«, schnurrte ich unten am Stamm.
    Ein glitzerndes Auge musterte mich.
    »Schau an, der rotohrige Fratz!« Sie bequemte sich nach unten und beschnupperte mich kurz. »Dirscheint es wieder gut zu gehen. Hast du schon einen Ort, wo du deine Kleinen zur Welt bringen wirst?« »Habe ich. Dort in der neuen Hütte.«
    »Mh. Zu nah an den Menschen. Es gibt hier einen hohlen Baum, ganz in der Nähe.«
    »Verzeih, Raguna, aber ich ziehe nun mal die menschlichen Behausungen vor.«
    »Das tust du wohl, aber ich halte es für gefährlich.« »Manche Menschen sind es, da gebe ich dir Recht.« »Der Junge ist in Sicherheit?«
    »Ist er, dank deines Eingreifens.«
    »Nicht der Rede wert. Ein Ausgleich für seine Tat.« »Die Gefahr ist noch nicht gebannt.«
    »Mh!« Wieder musterten mich ihre klugen Augen eindringlich. »Der Katzenhasser ist nach

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