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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Hund war tot.
    Der Mann?
    Ich wollte loslaufen, aber Raguna fauchte leise. »Der andere ist noch in der Nähe.«
    »Rattenpack!«
    Wir bemühten wieder unsere Sinne.
    »Er kommt näher.«
    »Richtig!«, grollte Raguna.
    Ich hielt es dennoch nicht mehr aus, ich rannte auf Meiko zu. Blut strömte von seinem Arm, und sein Wams war ebenfalls getränkt davon. Doch sein Herz schlug noch, und sein Atem bildete in der kalten Luftleichte Wölkchen. Ich versuchte, seine gesunde Hand anzustupsen, aber er rührte sich nicht. Auch meine Nase in seinem Gesicht weckte ihn nicht auf. Gerade wollte ich etwas drastischer werden, als Raguna ein warnendes Knurren hören ließ.
    »Weg, Fratz. Auf den Baum!«
    Manchen Befehlen gehorche sogar ich. Mit Anlauf erklomm ich den Stamm und hangelte mich die Äste hoch. Auch Raguna verschwand im Geäst. Sivert tauchte zwischen den Hainbuchen auf, die Armbrust gespannt in der Armbeuge.
    Es war dunkel, nur wenig von dem Mondlicht fand seinen Weg durch das Laubdach, und so dauerte es eine Weile, bis er den verendeten Hund und den verwundeten Meiko fand. Einen Augenblick stand er verblüfft vor den beiden Gestalten, dann aber bemerkte auch er, dass noch Leben in dem Mann war. Meiko schien der Bedrohung gewahr zu werden. Er stöhnte laut und schlug die Augen auf.
    »Sivert!«
    Unter Schmerzen und Mühen versuchte er sich aufzurichten, doch mit einem hässlichen Lachen riss Sivert das Messer aus dem Hund und wollte es seinem Bruder in die Brust jagen.
    Meiko keuchte entsetzt auf und hob abwehrend den unverletzten Arm.
    »Wir sind Brüder!«
    »Leider! Du wärst besser auf deinen Fahrten ersoffen!«
    Siverts Arm spannte sich an, als er ausholte. Raguna ließ sich von oben aus dem Baum in seinen Nacken fallen.
    Meine Achtung vor ihr wuchs ins Unermessliche.
    Einen Schrei noch hatte Sivert. Der ging in ein Gurgeln über, dann fiel er nieder. Das Messer rutschte aus seiner Hand, als sich Raguna über seine Kehle beugte.
    Dann trat sie zurück, und ein kalter Schimmer lag in ihren Augen.
    »Meinen Gefährten, meine Kinder und meine Schwestern hat er getötet. Es ist gut so! Sein Leben für ihr Leben.«
    Ich kletterte halb rutschend, halb springend von meinem Baum und gesellte mich zu ihnen. Sivert lag neben seinem Bruder. Meiko aber bemerkte es nicht, sondern war wieder ohnmächtig geworden.
    »Komm, Fratz, wir können nichts mehr tun.« »Doch, Raguna. Meiko lebt noch.«
    »Du kannst ihm nicht helfen.«
    »Ich will aber nicht, dass er hier stirbt.«
    »Vielleicht kommt er von selbst wieder zu sich. Menschen können ganz schön zäh sein.«
    Ich glaubte das nicht. Aber eine Möglichkeit gab es noch.
    »Ich werde Hilfe holen. Das Haus von Kristin ist nicht weit von hier! Ich kenne dieses Waldstück von früher, als ich noch bei der Moen lebte.«
    »Na gut, das ist deine Sache. Ich gehe zurück. Genug Arbeit für heute Nacht. Habe Hunger!«
    Raguna drehte sich um und wollte im Wald verschwinden.
    »Danke, Gevatterin.«
    »Keine Ursache.«
    Ein Kapitel, mit Blut geschrieben, war beendet.

Ein hilfreiches Kapitel
    Raguna war im Unterholz verschwunden, und ich setzte mich nach Dellenhofen in Bewegung. Es kostete mich geraume Zeit, denn mein Bauch fühlte sich doch schon recht schwer an, und ich musste mit meinen Kräften haushalten.
    Die Kate war dunkel, Stille herrschte darin, und ich versuchte es damit, dass ich an der Tür kratzte. Das half wenig, sie war gut verschlossen. Also musste ich meine Kehle bemühen. Ich überlegte, wo Kristins Kammer war und stimmte ein lautes Kreischen unter ihrem Fenster an.
    Sie war ziemlich schnell wach, das muss man zugeben. Ihr Kopf erschien hinter dem Laden, und sie erkannte mich auch gleich.
    »Mirza? Tatsächlich Mirza?«
    »Mau!«
    »Willst du reinkommen? Es ist kalt.«
    Ich kreischte noch einmal aus Leibeskräften und machte ein paar Schritte weg vom Haus.
    »Ist etwas da draußen?«
    »Mau! Mirrrip!«
    Kristin sah sich um, doch in den Schatten von Bohnenstangen und Spalierobst konnte sie natürlich nichts erkennen. Menschen haben so bedauernswert schwache Augen.
    Als ich zum Haus zurückkam, stand auch Clemens neben Kristin und rätselte mit ihr über mein Verhalten.
    »Clemens, sie will uns etwas mitteilen. Und... ich habe Angst!«
    »Um Meinhard!«
    Kristins Stimme klang zitterig.
    »Ja. «
    »Ich ziehe mich an und sehe mich draußen mal um.«
    »Ich auch.«
    »Kristin...!«
    Aber sie hatte den Kopf schon zurückgezogen, und nicht lange danach traten die Geschwister

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