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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Melvinius erklärte: »Den Bernstein, warm in der Hand und voll wunderlicher Einschlüsse, nennt man in manchen Gegenden Luchsstein. Warum, weiß ich allerdings nicht.«
    »Nun, Pater, es gibt die Mär – und Ihr wisst, Jungfer Kristin, ich kenne viele davon –, dass die Luchse ihren Urin deshalb so sorgfältig vergraben, weil er erstarrt und zu durchsichtigen, heilenden Steinen wird.«
    »Und, stimmt das?«
    »Es stimmt, dass die goldenen Steine Heilwirkung haben, aber sie stammen nicht von den Luchsen. Ich habe die großen Katzen oft beobachtet. Sie verscharren ihren Unrat genau wie die kleinen Katzen, weil sie saubere Tiere sind. Aus keinem anderen Grund.«
    »Besitzt Ihr denn einen solchen Heilstein?«
    »Natürlich!«
    »Würde er Meiko, ich meine dem Herrn Meinhard, helfen?«
    »In diesem Fall wenig, er heilt Brustbeschwerden und starken Husten. Ihr habt ihm einen weit wirksameren Talisman gegeben, Jungfer Kristin!«
    Meinhard hatte schweigend zugehört und besann sich jetzt auf das, was er in der Hand hielt. Es war ein seltsamer Ausdruck auf seinem Gesicht, als er den Kristall mit dem Feenhaar bemerkte.
    »Der Stein, der den Streit auslöste!«, knurrte er. »Nehmt ihn weg!«
    »Aber Papa, er hilft dir, gesund zu werden.«
    »Jehan – er hat mir bisher nur geholfen, mich mit meinem Vater zu entzweien, mein Heim zu verlieren und mit meinem Bruder auf den Tod zu kämpfen.«
    Ärgerlich warf er den Kristall aus dem Bett.
    Kristin fing ihn auf und wollte ihn zurücklegen, aber die Druitgin nahm ihn aus ihrer Hand und sagte: »Er mag Recht haben. Auf diese Weise hilft er nicht.«
     
    Sie hatten Siverts Leichnam nach Rommerskirchen gebracht, um ihn in der dortigen Kirche bis zu seiner Bestattung aufzubahren. Meinhard hingegen wurde, wie befürchtet, von einem heftigen Fieber geschüttelt. Melvinius hätte ihn gerne in die Infirmerie bringen lassen, Jehan zum Clarenhof, aber die Druitgin warnte davor, ihn zu transportieren. Ich zog, um Jezabel nicht zu verärgern, zu Kristin und Clemens, aber wenn sie sich bei der Pflege des Kranken abwechselten, begleitete ich sie zur Druitgin und legte mich an Meikos Seite.
    In den folgenden zwei Tagen war er nicht ansprechbar, seine Haut wurde heiß und trocken. Er stöhnte inseinem unruhigen Schlaf, manchmal murmelte er unverständliches Zeug.
    »Das Fieber will nicht sinken«, flüsterte Kristin am Morgen des Montags, und auch die Druitgin sah recht sorgenvoll drein.
    »Ich habe alles getan, was mir möglich ist. Die Wunden schwären nicht, aber seine Schwäche ist sehr groß. Wir müssen es der Natur überlassen.«
    »Hättet Ihr etwas dagegen, wenn der Infirmarius des Klosters ihn auch untersucht?«
    »Wenn Ihr ihn überreden könnt, meine Hütte aufzusuchen.«
    Kristin konnte grimmig aussehen, wenn sie etwas durchsetzen wollte.
    »Ich werde ihn an seiner Kutte herzerren, wenn es sich als notwendig erweist.«
    Es war nicht notwendig, der Bruder Infirmarius kam freiwillig, wenn auch mit mürrischem Gesicht, von Clemens begleitet. Mich scheuchte er als erstes aus dem Bett, und Jezabel knurrte ein paar zornige Verwünschungen, denn auch sie hatte er missbilligend angestarrt. Immerhin – wenn er auch Katzen bestimmt nicht sonderlich schätzte, die Bösartigkeit Arnoldus’ war ihm fremd, und er schien auch etwas von seinem Fach zu verstehen. Widerwillig gab er nach seiner Untersuchung zu, die Druitgin habe alles so gemacht, wie es auch ihm angemessen erschien. Auch er verwies auf den Gang der Natur und zusätzlich auf Gottes Gnade, was den weiteren Verlauf der Heilung anbelangte. Dann verabschiedete er sich eilig.
    »Er hält mich für eine Kräuterhexe. Und er heißt einige meiner Kuren nicht gut. Aber soll ich den armenWeibern vorschlagen, ihre ungewollten Kinder auf den Kirchenstufen abzulegen und sie der Barmherzigkeit der hochherrschaftlichen Brüder anzuvertrauen?«
    Kristin schien nichts dazu sagen zu wollen, sondern betrachtete den still daliegenden Meiko mit besorgten Augen. Ich hatte mich wieder an seine Seite geschlichen. Auch ich wurde immer besorgter, denn im Laufe des Tages schien Meikos Körper heißer und heißer zu werden. Die beiden Frauen kühlten seine Stirn und versuchten, ihm Tränke einzuflößen, aber er versank tiefer und tiefer in seinen Fieberwelten. Im vergangenen Jahr hatte ich eine Katze getroffen, die durch einen Marderbiss verwundet worden war. Auch sie hatte Fieber bekommen. Erst war es nur leicht, dann konnte sie plötzlich nicht mehr auf den

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