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Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl

Titel: Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Pfoten stehen, stolperte und fiel immer wieder um. Schließlich lag sie bewegungslos da, wie jetzt Meiko, mit heißen Pfoten und glasigem Blick. Nach zwei Tagen war sie tot.
    Ich hatte Angst um meinen Menschen.
    Kristin auch.
    Sie blieb über Nacht.
    Es wurde nicht besser.
    »Jungfer Kristin, ruft seinen Priester!«, sagte die Druitgin am Morgen zu ihr.
    »Bitte, gibt es denn keine Hilfe mehr?«
    »Ich weiß keine. Glaubt mir, auch mir fällt es schwer, einen Menschen aufzugeben. Betet für ihn, aber lasst auch den Priester kommen.«
    »Pater Melvinius. Und Jehan. Oh, mein Gott, der arme Junge...«
    Der Pater und Jehan trafen um die Mittagszeit ein. Ich sah, dass der Junge tapfer die Tränen unterdrückte, und auch Melvinius schien erschüttert. Er hatte sein Priesterornat angelegt, und während er dem Kranken mit leisen Worten die Absolution erteilte, knieten Kristin und sein Sohn schweigend und verzweifelt betend am Fußende des Bettes. Die Druitgin hatte still den Raum verlassen.
    »Ich werde bei ihm wachen, Kristin. Ihr müsst ein wenig ruhen«, sagte Melvinius schließlich.
    Sie schüttelte störrisch den Kopf.
    »Ich bleibe auch.« Jehan hatte den Bettpfosten so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß wurden, und mit tonloser Stimme fragte er: »Pater Melvinius, Papa hat es nie glauben wollen, aber kann Beten ihm vielleicht noch helfen?«
    »Ach, mein Junge.«
    Es klang verzagt, und mein Herz sank ebenfalls.
    »Aber Ihr habt gesagt, es gibt Wunder. Darum seid Ihr Mönch geworden. Ihr habt das Wesen der Wunder studiert. Glaubt Ihr jetzt nicht mehr daran?«
    Die leidenschaftlich vorgebrachten Worte hatten eine seltsame Wirkung auf Melvinius. Es war, als flamme ein Fünkchen in seinen traurig blickenden Augen auf.
    »Doch, Wunder geschehen. Das stimmt. Aber man kann sie nicht beschwören.«
    Ich erhob mich von meinem Lager und machte einen Buckel, um mich nach dem langen Stillliegen wieder geschmeidig zu machen.
    Wunder. Nur ein Wunder könnte hier noch helfen. Man konnte sie in der Tat nicht herbeirufen, aber wirhatten ein Hilfsmittel. Es hatte bisher versagt, denn gegen die zerstörerische Macht des Fiebers und des Hasses war das Auflegen des Feensteins einfach zu schwach. Vielleicht war er auch zu lange in der Hand des Bösen gewesen. Oder es lag daran, dass Meiko so gar nichts von seiner Wirkung hielt. Dennoch – ich war davon überzeugt, dass man mit diesem Kristall ein Wunder wirken könnte. Auch wenn es das Letzte in dieser Welt war. Möglicherweise war das seine Bestimmung.
    Und ich ahnte, dass uns ein ganz besonderes Kapitel bevorstand.

Ein märchenhaftes Kapitel
    Ein bisschen steifbeinig machte ich ein paar Schritte zu dem Tischchen neben Meikos Bett hin, wo neben dem Krug mit dem Kräuteraufguss und dem feuchten Lappen noch immer der Kristall lag. Dumm, dass es mir nicht schon früher eingefallen war. Es lag doch so nahe bei der Pfote. Meine Sorge um Meiko hatte mich wohl blind gemacht. Aber jetzt wusste ich, was zu tun war!
    So fordernd wie möglich sah ich Melvinius an. Manchmal gelang es mir, allein durch meinen Blick einem anderen, ob Maus, Lurch, Huhn oder Mensch, meinen Willen aufzuzwingen. Es kostete große Anstrengung, und Pleiten hatte ich auch schon erlebt. Aber diesmal war es lebensnotwendig.
    Melvinius hielt meinem Blick stand und langsam bewegte sich seine Hand zu dem Amulett hin.
    »Pater Melvinius!« Jehan schrie beinahe. »Pater, wir müssen zur Quelle.«
    Melvinius betrachtete das Feenhaar.
    »Es ist nur ein Märchen«, flüsterte Kristin. Aber eine neue Erregung hatte auch sie ergriffen.
    »Nur ein Märchen, ja. Aber... Märchen haben oft einen wahren Kern.«
    »Druitgin!«
    Kristin rief leise nach der Heilerin. Sie kam herbeigeeilt.
    »Hat der Kranke...«
    »Nein. Aber schaut, dieses Amulett! Ihr habt mir doch von der Herrin der Quelle berichtet. Könnte es der Kristall mit dem Feenhaar sein, der das Wasser wieder süß und heilend macht, Druitgin?«
    Sie nahm den Stein in die Hand und betrachtete ihn lange.
    »Vielleicht. Die Beschreibung stimmt, er wird in den alten Geschichten so geschildert.«
    »Ich werde zur Quelle gehen und ihn hineinwerfen. Wenn das Wasser wieder süß fließt, wird es ihn auch heilen!«
    Ganz eifrig war Kristin geworden, und die Druitgin sah sie nachdenklich an.
    »Wisst Ihr denn, wo sich die bittere Quelle befindet?«
    Jehan war aufgestanden und hatte sich neben Kristin gestellt.
    »Ich weiß, wo sie ist. Bei den aufrechten Steinen, dem Hügelgrab,

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