Die Lauscherin im Beichtstuhl - Die Lauscherin im Beichtstuhl
ein Mittel bitten.«
»Ich kann so nicht...« Kristin wies auf ihre Männerkleidung.
»Dann werde ich mich darum kümmern, Kind. Ist sonst noch etwas geschehen?«
»Das ganze Haus wurde durchwühlt.«
»Wie schon einmal?«
Kristin nickte.
»Haben die Nachbarn nichts bemerkt?«
»Es war Markttag. Dann ist das Dorf immer wie ausgestorben. Wohl die beste Zeit, um einen Einbruch zu wagen.«
Melvinius nickte.
»Ist etwas gestohlen worden?«
»Nein... obwohl ich gestern nicht sehr gründlich nachgeschaut habe.«
»Glaubt Ihr, es war wieder der Mattes, der nach dem Schatz sucht?«
»Vielleicht. Aber... es gibt noch andere, die sich für die Habseligkeiten der Moen interessieren, Pater.« »Und wer sollte das sein?«
»Der Gärtnerbursche Meiko. Er kam gestern in der Kirche vorbei und stellte ein paar komische Fragen. Nach wertvollen Dokumenten, die die Moen vielleicht besessen hat.«
»Dokumente? So so. Aber das beweist nichts, Jungfer Kristin.«
»Er kam mir aber von Dellenhofen entgegen, als ich gestern Abend nach Hause ging.«
»Gewiss von Dellenhofen?«
»Nun, auf der Straße, die in diese Richtung führt.«
»Ich werde ihn fragen, was er dort getan hat, Jungfer Kristin. Es mag einen ganz harmlosen Grund haben.«
»Pater, Ihr wisst selbst, dass der Gärtner ein Geheimnis hütet. Was, wenn er ein Mörder und Dieb ist?«
»Je nun... Ihr habt sicher Recht, wir wissen nichts von ihm. Ich habe nur mein Gefühl. Und das sagt mir, er ist kein Mörder oder Dieb.«
Kristin senkte den Kopf. Sie schien in sich hineinzulauschen. Dann sah sie wieder auf.
»Nein, wahrscheinlich nicht. Mein Gefühl... dennoch, Pater Melvinius, fragt ihn, wo er gestern war. Man weiß nie.«
»Nein, man weiß nie! Nun geht zurück an Eure Arbeit und beendet, was heute noch beendet werden muss. Ich hole eine Arznei von unserem Infirmarius und bringe sie Euch. Danach geht Ihr nach Hause und pflegt Meister Clemens. So eilig kann es mit der Fertigstellung des Gemäldes nicht sein.«
Kristin lächelte den Pater an und schien ein wenig beruhigter zu sein.
»Ihr seid gut zu mir. Pater.«
»Ihr seid ein gutes Kind, Kristin.«
Fand ich auch und drückte mich noch einmal an sie. Dann begleitete ich Melvinius zum Hospiz. Dort bog ich jedoch ab in Richtung Räucherhaus.
Das rauchende Feuer war ausgegangen, und die Fische darin kühlten langsam ab.
Die hölzerne Tür war zwar ein wenig schwer zu öffnen, aber wo ein Wille ist, findet sich auch ein Einschlupf.
Es war ein Fest!
Dann an den Waldrand. Den Bauch knapp über den Erdboden geschleift.
Für Raguna war ich wohl ein bisschen spät dran. Sie hatte eine Weile auf ihrem Stein gesessen, aber ihre Fährte verlief sich dann im Dickicht. Ich folgte ihrnicht. Sie hatte, wie jede Katze, ein Recht auf ihr Privatleben. Stattdessen streunte ich ein wenig durch das Unterholz, in der vagen Hoffnung, die Quelle zu finden, an der einst die schöne Fee saß.
Fand sie aber nicht.
Dafür entdeckte ich Jehan und Meiko.
Und das war noch ein Fest.
Denn es brachte endlich Licht in die Angelegenheit.
Jehan trug ein adrettes grünes Wams, feine Stiefel und lederne Hosen. Seine lockigen Haare waren im Nacken zusammengebunden und schimmerten wie reifer Weizen. Ein hübscher Bursche, der Kleine. Er führte wieder sein kräftiges Pferdchen am Zügel und lächelte erfreut, als der Gärtner den schmalen Wildpfad entlang schritt. Der aber hatte seine grobe Arbeitskleidung an und trug wieder einen Stoppelbart.
»Papa!«, rief Jehan glücklich. » Mon père !«
Aha! So war das also!
»Jehan!« Meikos Stimme klang vorwurfsvoll. »Nicht, mein Junge!«
»Hier hören uns nur die Eichhörnchen und die Füchse, Papa.«
»Nein, Jehan, hier haben auch die Bäume Ohren. Ich bin Meiko für dich.«
»Wie Ihr wünscht, Papa.«
»Jehan!«
Der Junge hatte ein spitzbübisches Lächeln im Gesicht.
»Na gut, dann will ich dir gehorchen, Bursche!« Jetzt musste auch Meiko lachen und zauste dem Jungen die Haare.
»So respektlos darfst du nun auch wieder nicht sein. Immerhin bin ich ein ehrenwerter Klostergärtner, nicht wahr?«
Jehan schlang die Zügel des Pferdchens um einen jungen Baum, und die beiden suchten sich einen umgestürzten Baumstamm, um sich niederzulassen. Ich sprang hinter ihnen auf einen niedrigen Ast und wurde unsichtbar. Wie gesagt, ich mag nicht, wenn man meine Neugierde entdeckt. Aber neugierig war ich bis kurz vor dem Zerreißen.
»Wie steht es im Clarenhof, Junge?«
»Das hohlköpfige
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