Die Lautenspielerin - Roman
zum Herrn hatte, musste konvertieren. Was sollte daraus entstehen außer Verdruss und Hass auf die Herrschaft? Für Lutheraner und Hugenotten war der Sieg der Heiligen Liga gleichbedeutend mit einer Niederlage, wurde dadurch doch die katholische Übermacht in Europa gestärkt.
Jeanne biss in ihr Kissen. Nicht schreien! Arnauld und seine Frau ließen sie beobachten und belauschen und gaben jede Kleinigkeit in detaillierten Berichten an Cosmè weiter. Coline hatte den Hausherrn einmal in seinem Arbeitszimmer beim Schreiben eines solchen Berichts überrascht.
Die Krämpfe nahmen zu, die Schmerzen auch. Keuchend krallte Jeanne sich in den Laken fest. Eine fromme Hugenottin hätte in der Stunde der Not gebetet, doch Jeanne stieß die hässlichsten Flüche aus, und in jedem kamen der Name des Herzogs de Guise und der seiner boshaften Schwester vor.
In den frühen Morgenstunden kam es zu den ersehnten und gefürchteten Blutungen. Um möglichst wenig Spuren zu hinterlassen, hatte Jeanne das Bett mit alten Lumpen ausgelegt und ein verschlissenes Nachtgewand angezogen, das sie sich über die Hüften schob, während sie die unerwünschte Frucht in wehenartigen Krämpfen aus sich herauspresste. Sie vermied es zu sehen, was sie ihrem Körper entriss, und schlug die Tücher über dem blutigen Gekröse zusammen. Da sie keine Feuerstelle im Zimmer hatte, sondern nur ein Becken mit glühenden Kohlen, musste sie sich erheben und nach nebenan zu Colines Tür schleppen. Sie kratzte leise am Holz. Das Mädchen öffnete sofort und hielt einen Kerzenleuchter in die Höhe.
»Ihr seid bleich wie der Tod! Legt Euch wieder hin. Ich komme sofort.«
Jeanne drückte ihr das blutige Bündel in die Hand. »Verbrenn es unten im großen Feuer.« Die Sinne begannen ihr zu schwinden.
»Heilige Mutter Gottes«, entwich es Coline, doch keine der beiden Frauen gab etwas auf die Konfession der anderen. Hugenotten riefen weder die Heilige Jungfrau noch andere Heilige um Hilfe an. Coline setzte den Leuchter ab, packte Jeanne am Arm und half ihr ins Zimmer zurück, bevor sie mit dem verräterischen Bündel in die Halle hinunterging.
Erschöpft lag Jeanne auf ihrem Bett. Sie hatte sich notdürftig gewaschen und die Schüssel mit dem blutigen Wasser unter ihr Bett geschoben. Die Augen fielen ihr zu, und sie sank in einen Dämmerschlaf. Als sie erwachte, schien die Sonne hell in ihr Zimmer. Wo war Coline? Sie hatte doch sofort zurückkehren wollen? Böses ahnend strich sie sich die Haare aus dem Gesicht. »Coline?«, rief sie und schleppte sich zur Tür, doch die war verschlossen. Wütend rüttelte sie an dem Riegel und schlug gegen die Holzbretter.
Es dauert nicht lange, und jemand machte sich von außen an der Tür zu schaffen. »Beruhigt Euch, Madame! Wir haben Euch nur schützen wollen.« Arnauld und seine mausgesichtige Frau kamen herein.
»Vor wem denn? Redet keinen Unsinn! Wo ist Coline?« Ängstlich versuchte Jeanne, an den beiden vorbei auf den Korridor zu sehen.
»Oh, sie war nicht das richtige Mädchen für Euch«, sagte Madame Paullet mit einem zuckersüßen Lächeln. »Wir haben sie mit einem blutigen Bündel erwischt, das sie frühmorgens ins Feuer werfen wollte.«
»Das hat sie für mich getan! Ich hatte Blutungen, und sie hat die Tücher für mich fortgebracht!«, rief Jeanne aufgebracht. »Wo ist sie? Was habt Ihr dem armen Mädchen angetan?«
»Aber was denkt Ihr denn von uns? Wir haben ihr erklärt, dass wir ihre Dienste nicht länger benötigen, und sie ist auf dem Weg nach Paris.« Arnauld betrachtete Jeanne und ging zum Bett. Wohlweislich hatte sie die schmutzigen Tücher zusammengerollt und in die Truhe gestopft.
»Schert Euch aus dieser Kammer!«, fauchte Jeanne wütend. »Ihr hattet kein Recht, Coline fortzujagen. Sie ist ein herzensgutes Mädchen. Aber genau das ist es, was Euch stört, nicht wahr? Ihr duldet niemanden, der mir nahesteht.«
Arnauld und seine Frau warfen sich einen vielsagenden Blick
zu. »Sie spricht wirr. Lassen wir sie allein. Ein wenig Ruhe sollte ihr guttun.«
Bevor der Weinbauer und seine Frau die Tür schlossen, sagte Arnauld: »Ihr solltet Euch wie eine gute Hugenottin verhalten. Denkt an Euren Vater, Madame, er ist auf Hilfe angewiesen, und die Mildtätigkeit meines père ist nicht grenzenlos. Wir leben in harten Zeiten, und jedes zusätzliche Maul, das gestopft werden muss, belastet einen Haushalt. Marianne wird Euch gleich eine stärkende Suppe bringen.«
Zu schwach, um sich länger zu
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