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Die Lautenspielerin - Roman

Die Lautenspielerin - Roman

Titel: Die Lautenspielerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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seiner Rechten rührte sich etwas, der Schein einer Öllampe wurde sichtbar, und eine junge Dienerin erschien. Sie hatte tiefe Schatten unter den Augen.
    »Sag, Mädchen, bekommen wir noch etwas zu essen?«
    »Frag in der Küche«, sagte sie barsch, fügte dann aber freundlicher hinzu: »Verzeih, ich bin schrecklich müde. Seit fünfzehn Stunden bin ich auf den Beinen, von denen ich nichts mehr spüre.« Sie versuchte zu lächeln, hielt die Lampe höher und deutete auf eine eisenbeschlagene Tür, neben der drei Fässer an der Wand standen. »Dort ist die Küche. Weck den kleinen Ulf auf, wenn niemand mehr dort ist. Er kann dir etwas zubereiten. Wird der junge Herr durchkommen?«
    »Wir hoffen, dass Leander es schafft, aber es ist zu früh, um eine eindeutige Prognose zu wagen. Ist der Junge denn gut gelitten?«
    »Besser als sein Vater. Strenger als der alte Alnbeck kann ein Herr nicht sein.« Sie sah sich um und trat dicht an ihn heran. »Es gibt
kaum eine hübsche Magd, die er nicht geschwängert hat, und obwohl es verboten ist, besteht er auf dem Recht der ersten Nacht.«
    »Almut, was hast du zu tuscheln? Lass den jungen Medicus in Ruh und verschwinde in deine Kammer!«
    Gerwin drehte sich um und fand sich der Zofe Elisabeth von Alnbecks gegenüber. Adelia war auffallend hübsch mit ihren rosigen Wangen und den Locken, die sich unter ihrem weißen Häubchen hervorstahlen. Ihr Kleid schimmerte und schien aus weit edlerem Stoff gemacht als das einfache Kleid der Dienerin, die sogleich mit gesenktem Kopf davonhuschte.
    »Hat sie Euch belästigt?«, forschte Adelia nach und stellte sich so, dass das weiche Licht der Kerze, die sie in einem Halter trug, den schlanken Hals und das durchscheinende Musselintuch über ihrem Busen beleuchtete.
    Gerwin schluckte und fühlte sich wie ein Kaninchen im Blick des Habichts, kurz bevor er zuschlägt. »Nein«, stammelte er und atmete den Duft von Rosen oder Veilchen ein. Diese Frau verwirrte seine Sinne auf eine Art, die faszinierend und gefahrvoll zugleich schien.
    »Habt Ihr schon gegessen?« Mitfühlend legte Adelia ihm die Hand auf den Arm.
    »Nein.«
    »Dann sollten wir schleunigst Abhilfe schaffen.« Lächelnd führte sie ihn wie ein Kind in die Küche, stellte die Kerze auf einen Tisch und drückte ihn auf eine Bank. »Wartet hier.«
    Sie eilte hin und her, zündete eine Lampe an, stocherte in der Glut einer Feuerstelle und erhitzte einen Topf mit Fleischeintopf. Gebannt beobachtete er jede ihrer Bewegungen, vor allem den Schwung ihrer Hüften, und fühlte seine wachsende Erregung. Adelia schubste den Küchenjungen von einer Truhe, die ihm als Schlafstätte diente, und schickte ihn mit einem Tablett, auf das sie Brot, eine Schüssel Eintopf und einen Krug Wein gestellt hatte, zu Hippolyt.

    Dann reichte sie Gerwin ebenfalls einen Becher Wein und stellte ihm einen Teller mit warmem Eintopf hin. Gierig machte er sich darüber her, ohne die Augen von Adelia zu lassen, die sich ihm gegenübersetzte. Nachdem er den Teller zur Seite geschoben hatte und den kräftigen Rotwein würdigte, sagte er: »Ihr seid sehr liebenswürdig, Adelia. Hättet Ihr wohl noch ein frisches Hemd für den Meister und mich? Ihr seht ja selbst …« Er öffnete das Wams, und ihr Blick fiel auf das blutverschmierte Hemd.
    Erschrocken hielt sie sich die Hand vor den Mund. »Du lieber Himmel! Zieht es aus. Ich lasse es waschen und ein neues bringen.«
    Als Gerwin sich das Hemd über den Kopf zog, kam Ulf mit dem leeren Tablett zurück.
    »Ulf, bring das in die Waschküche. Dann geh zu Almut und sag ihr, sie soll frische Hemden ins Krankenzimmer bringen.«
    »Und wenn sie schläft?«, meinte Ulf mürrisch und rieb sich die roten Augen.
    »Dann weck sie!«
    Gerwin fröstelte und zog sein Wams wieder über, als er plötzlich Adelias warme Hände an seinem Nacken spürte.
    »Ich habe Euch beobachtet. Eure Hände sind die eines Gelehrten, eines Medicus.« Sie strich ihm durch die Haare.
    »Ich bin kein Medicus, Adelia, nur der Gehilfe von Meister Hippolyt. Wollt Ihr gar nicht wissen, wie es Leander geht?«
    »Das hat mir Wiklef schon berichtet. Ihr habt ihm den Arm abgenommen, und er hat viel Blut verloren. Armer kleiner Kerl. Kein leichtes Los, das einzige Kind von Ritter Alnbeck zu sein.«
    Ihre Hände wurden kühner und glitten unter sein Wams, was Gerwin durchaus genoss, auch wenn er ahnte, dass es nicht allein seine Männlichkeit war, die sie wollte. »Wie geht es dem Stallknecht?«
    »Er lebt noch.« Sie

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