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Die Lavendelschlacht

Die Lavendelschlacht

Titel: Die Lavendelschlacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Thewes
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Thomas sind bei einem gewissen Werner eingeladen.«
    Überrascht ließ ich meine Brüste in ihre normale Position zurückhüpfen. Werner Zander war ein Kumpel aus Thomas’ Skatrunde. Ich kannte ihn flüchtig. Aber woher wusste Mona von dieser Einladung? Ich fragte nach.
    »An dem Tag, als Kai euer Schlafzimmer renoviert hat, war ich mit ihm zusammen im Casablanca  ’nen Kaffee trinken.« Sie warf mir über ihr Sektglas hinweg einen vorwurfsvollen Blick zu. »Bei euch haben wir schließlich keinen bekommen.«
    »Na bravo!« Ich gab mir keine Mühe, mein Missfallen zu verbergen. Obwohl das natürlich ungerecht war, denn ich hatte den kleinen Kaffeeklatsch ja quasi selbst initiiert! Voller Reue dachte ich daran, wie rüde ich Monas Getränkewunsch abgebügelt hatte. Und das alles mal wieder nur wegen Thomas, diesem Blödmannsgehilfen! Nachdem er mich als hysterische Kuh beschimpft hatte, waren der Ofen und die Diskussion sowieso aus gewesen.
    Hoffentlich hatte Mona im Koffeinrausch keine vertraulichen Informationen an den Feind weitergegeben! Obwohl es streng genommen nicht allzu viel auszuplaudern gab, ging es mir gewaltig gegen den Strich, dass sie sich mit Kai gut verstand. Verflixt und zugenäht, ein bisschen mehr Solidarität konnte ich von meiner besten Freundin doch wohl erwarten, oder etwa nicht? Kai war nicht nur Amelies Sohn, was schon locker ausgereicht hätte, um mich gegen ihn aufzubringen, sondern auch Thomas’ Bruder. Im Stillen verfluchte ich den ganzen Vogel-Clan. Sollten sie doch alle miteinander in der Hölle schmoren!
    Ein Glück, dass dieses vermaledeite Jahr in ein paar Stunden endlich vorbei war. Das nächste konnte nur besser werden!
    Irgendwie gehört es Silvester einfach dazu, Bilanz zu ziehen. Was hat das letzte Jahr gebracht? Was ist gut gelaufen, was schlecht? Normalerweise hatte ich dabei nichts zu befürchten, denn als positiv denkender Mensch war ich gewöhnt, den einen oder anderen unerfreulichen Minusposten rückblickend in ein Plus zu verwandeln. Kreative Buchführung nennt man das wohl. Aber heute konnte ich mit den Vorzeichen so lange herumjonglieren, wie ich wollte, unterm Strich sah es ganz einfach beschissen aus.
    Aufgrund dieser niederschmetternden Bilanz war mir weniger nach Party als nach einem gepflegten Besäufnis zumute. Gott sei Dank hatten Mona, Frauke und ich einstimmig beschlossen, uns dem kollektiven Aufrüsten der Partyveranstalter zu entziehen und zu Hause zu feiern. Keine von uns hatte Bock, sich in einen schicken Fummel zu schmeißen, nur um mit lauter aufgetakelten fremden Menschen auf das neue Jahr anzustoßen. Wegen Tillmann hatten wir uns dafür entschieden, unsere kleine, intime Silvesterfeier bei Frauke abzuhalten. Nur wir Frauen. Und natürlich Tillmann, aber der zählte nicht.
    Wir machten es uns so richtig schön gemütlich. Ungeschminkt und im Gammellook. Nachdem wir uns beim Fondue die Bäuche voll geschlagen hatten, bis uns fast schlecht war, schauten wir im Fernsehen Dinner for one, wobei wir aus Mitgefühl für den armen Butler auch das eine oder andere Gläschen kippten. Prost, Miss Sophie! Dann spielten wir Tillmann zuliebe Bleigießen. Das Begleitheftchen war irgendwo im Chaos von Fraukes Küche abhanden gekommen, aber ich konnte in meinem Bleiklumpen ohnehin jedes Mal nur einen Haufen Scheiße erkennen, und um dieses Symbol zu interpretieren, brauchte ich nun wirklich keine Anleitung.
    Um Mitternacht lagen wir uns mit feuchten Äuglein in den Armen. The same procedure as every year ... Nein, nicht ganz, für mich war es nach sechs Jahren das erste Silvester ohne Thomas. Bei diesem Gedanken stieß es mir sauer auf. Kein Wunder, denn Thomas’ neue Bettgefährtin lag mir noch halb verdaut im Magen und gärte dort fröhlich vor sich hin.
    Bei jedem Böller und jeder Rakete, die am sternklaren Himmel explodierten, betete ich, dass die Knallerei die bösen Geister vertreiben möge, vor allem einen penetranten Hausgeist namens Thomas. Am vergangenen Wochenende hatte ich aus purer Langeweile die Wohnungsannoncen in der Zeitung studiert: Schöne, ruhig gelegene und zugleich erschwingliche Wohnungen waren Mangelware. Das hatte mich nur noch mehr in meinem guten Vorsatz fürs neue Jahr bestärkt: Komme, was da wolle, ich musste diesen Krieg gewinnen!
    Nachdem wir den ollen Fürst von und zu Metternich gekillt hatten, gingen wir der nächsten Sektflasche auf den Grund. Um es gleich vorwegzunehmen: Es sollte nicht die Letzte bleiben ... Unsere Stimmung

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