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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Verdrängung nicht zu. War sie erst einmal mit einem Rätsel konfrontiert, fand ihr Geist erst dann wieder Ruhe, wenn sie es gelöst hatte. Das machte sie zu einer der Besten in ihrem Job. Aber, wie sie selbst wusste, auch zu einer Geißel für jeden, der in solchen Situationen mit ihr arbeiten musste. Und Ben machte das nicht gerade besser dadurch, dass er ihr immer nur häppchenweise Informationen lieferte, obwohl klar war, dass er so viel mehr wusste.
    Wie aufs Stichwort sagte er dann auch tatsächlich: »Ich werde es Ihnen zu gegebener Zeit erklären. Jetzt müssen wir erst einmal den Stein finden.«
    »Ich brauche keinen Stein!«, herrschte sie ihn an, weil er sich anhörte wie eine Schallplatte mit Sprung. »Ich brauche ein Labor und Computer und Eiben und …«
    Ben unterbrach sie, indem er den ersten Teil der geheimen Nachricht laut vorlas. »Geborgen in der Schlafstatt der drei Wächter des Feuers wartet der Lapis Philosophorum, dir den Pfad zu zeigen der drei heiligen Orte zur Pforte der ewigen Jugend.«
    »Ben, Sie hören mir nicht zu«, begehrte sie auf.
    Mit grübelnd verschleiertem Blick sah er sie an. »Schlafstatt der drei Wächter des Feuers«, wiederholte er leise. »Ich glaube, ich weiß, wo das ist.«
    »Ben …«
    »Wir müssen los, Eve«, sagte er knapp. »Alles Weitere auf dem Weg.«
    »Ich mache keinen Schritt mehr, wenn Sie jetzt nicht anfangen, mit offenen Karten zu spielen!«, erklärte sie. »Wir bleiben hier, bis all meine Fragen beantwortet sind.«
    »Das können wir nicht«, widersprach er. »Wir müssen in Bewegung bleiben. Unsere Verfolger sind uns dicht auf den Fersen.«
    »Wie sollten sie uns hier finden?«
    »Sie haben keine Vorstellung von den Mitteln, die unseren Feinden zur Verfügung stehen«, sagte Ben finster. »Wir sind schon viel zu lange hier.«
    Bevor Eve etwas darauf entgegnen konnte, wurde, wie auf ein kosmisches Stichwort hin, genau in dem Moment die Höhle von einer gewaltigen Explosion erschüttert.

26
    Die ganze Halle erbebte unter der Explosion. Es hörte sich an wie der Herzschlag eines Riesen. Steinsand rieselte von der Decke, Vorhänge fielen herab, und Möbel stürzten um.
    »Zur hinteren Wand!«, rief Ben und lief selbst zu der Kommode, aus der er vorhin die Diamanten geholt hatte. Eve sah, wie er mehrere kleine Samtsäckchen hervorholte und sie in verschiedenen Taschen verstaute. Er öffnete eine der Türen unter den Schubladen und nahm einen Pilotenkoffer heraus.
    »Zur hinteren Wand, sagte ich!«, wiederholte er, als er sah, dass Eve noch immer wie angewurzelt dastand, während eine weitere Explosion die Höhle erschütterte. Er kam zu ihr gelaufen, hakte sich mit dem freien Arm bei ihr ein und zog sie mit sich. »Jetzt!«
    Bei der nächsten Detonation fielen erste größere Sandsteinbrocken von der Decke.
    »Schneller!«, brüllte Ben, und Eve beschleunigte ihren Lauf. Das hintere Ende der Halle war zwar weiter vom Zentrum der Explosionen entfernt, aber Eve fragte sich, was es bringen sollte, sich dorthin zu flüchten. So wie es sich anhörte, waren die Geheimtreppe und der Tunnelgang längst eingestürzt. Sie waren hier unten lebendig begraben. Abgesehen davon, dass oben ihre Verfolger waren, würde kein Baugerät der Welt sie aus dieser Tiefe herausholen können, ohne dafür den ganzen Hügel abtragen zu müssen. Falls man sie überhaupt suchen würde. Eve hatte keine Ahnung, wie viel an Lebensmitteln und Proviant Ben hier unten vorrätig hatte, aber der Sauerstoff würde ihnen sicherlich bald ausgehen.
    Die nächste Granate oder was immer es sein mochte ließ den Teil der Höhle einstürzen, in dem sie bis vor wenigen Minuten noch gesessen hatten. Eine Wolke aus dichtem Steinstaub holte sie ein und vernebelte die Luft. Er brannte höllisch in den Augen.
    »Schneller!«
    Sie erreichten die hintere Wand, und Ben ließ Eve los, um einen der Vorhänge herunterzureißen. Dann drückte er ihr den Pilotenkoffer in die Hand. »Halten Sie!«
    Er lehnte sich mit der Schulter gegen den nackten Fels und begann zu schieben. Zunächst geschah nichts. Eve sah die konzentrierte Anstrengung in seinem Gesicht, das nach wie vor so frei von Angst war wie im Kloster, als sie ihn zum ersten Mal kämpfen gesehen hatte. Er stemmte die Füße in den Boden und drückte den Rücken fester gegen den Fels.
    Ein weiterer Teil der Höhlendecke krachte herab, und wieder wurde Staub aufgewirbelt. Eve zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und bemühte sich, nur durch die Nase zu

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