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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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wissenschaftliches Verfahren. Nicht auf einen Gegenstand, einen echten Baum oder eine tatsächliche Quelle.«
    Margaret lachte. Leise und freundlich zwar, aber trotzdem fuchste es Eve.
    »Was gibt es da zu lachen?«
    »Du bist ein seltsamer Mensch, Eve.«
    »Das sagt die Richtige«, meinte Eve.
    »Ja, ich mag vielleicht seltsam erscheinen«, gab Margaret zu. »Aber du stehst mir da in nichts nach.«
    »Was meinst du?«
    »Ich meine, du entdeckst, dass ewiges Leben wirklich möglich und auch für dich erreichbar ist, und statt dich darüber zu freuen, ziehst du eine Schnute wie ein Mädchen, dem man zwar ein Pony schenkt, aber in der falschen Farbe. Dir genügt die Entdeckung nicht. Du musst wissen, wie es funktioniert.«
    »Ist das nicht verständlich?«, fragte Eve.
    »Nein«, sagte Margaret, »ist es nicht. Die meisten Menschen sind damit zufrieden, dass die Sonne ihnen Licht gibt und sie wärmt. Sie müssen nicht verstehen, wie sie funktioniert, um ihre Helligkeit und Wärme zu genießen.«
    »Guter Punkt«, gestand Eve. »Und näher betrachtet ist es genau das, worauf ich hinauswill. Also, diejenigen, die die Sonne verstehen und wie sie funktioniert, wissen, wie man mit ihrer Hilfe die Jahreszeiten bestimmt, wann man am besten pflanzt oder erntet, wie lange es noch dauert, bis die Sonne untergeht, oder wie man aus ihrer Kraft Energie gewinnt, um sich nicht nur in ihren Strahlen zu wärmen, sondern mit deren Kraft auch noch nachts zu heizen und Licht zu produzieren, wenn sie nicht mehr scheint.«
    »Da spricht die Seele einer Forscherin.« Margaret schmunzelte.
    »Ich bin Forscherin.«
    »Was du eigentlich sagen willst, ist, dass es dir sehr viel weniger wichtig ist, selbst ewig zu leben, als das Geheimnis an sich zu lösen.«
    Eve wollte etwas sagen, verstummte dann aber. War das so? Sie merkte, dass sie darüber noch gar nicht nachgedacht hatte.
    Wann auch während all der Ereignisse, die sich ja regelrecht überschlagen haben und dich keinen Moment zur Ruhe haben kommen lassen ?
    Sie war tatsächlich, wie Margaret sagte, losgezogen, das Geheimnis des ewigen Lebens zu enträtseln. Grundsätzlich. Nicht für sich selbst. Ihr fiel auf, dass alle um sie herum das so viel früher erkannt hatten als sie selbst. Das war schließlich der Grund, weshalb sie für die Aesirianer und auch den Orden eine Bedrohung darstellte
    »Ja«, sagte sie daher schließlich schlicht und ergreifend.
    »Siehst du«, sagte Margaret. »Und ich glaube, genau darum geht es in dem Rätsel. Die Suche nach den drei heiligen Orten stellt eine Art Hindernislauf dar, von Osiris so angelegt, dass nur die Suchenden, die sich durch ihre Ausdauer, ihre Selbstlosigkeit und ihr Verständnis auszeichnen, die Quelle letztendlich finden. Um sie weise zu nutzen und sie nicht zu missbrauchen.«
    »Was meinst du mit ›weise nutzen‹? Wie hast du sie genutzt, außer dazu, für dich selbst Unsterblichkeit zu erlangen?«
    »Oh«, sagte Margaret, »ich bin ein schlechtes Beispiel. In der Zwischenzeit habe ich zwar von dem Rätsel um die drei heiligen Orte gehört, aber ich selbst habe es nie lüften müssen.«
    Eve verstand nicht. »Wie hast du die Quelle denn dann gefunden?«
    »Ich habe sie rein zufällig entdeckt.« Sie kicherte. »Bin sozusagen darüber gestolpert.«
    »Du machst Witze.«
    »Nein«, entgegnete Margaret mit einem schelmischen Funkeln in den Augen, das ganz weit entfernt war von dem vorhin noch gespielten Irrsinn in ihrem Blick. »Ganz im Ernst, ohne jede Absicht. Vor allem aber ohne Ausdauer oder Weisheit.«
    »Wo?«
    »In Avalon.«

53
    »In Avalon?« Eve traute ihren Ohren nicht.
    »Ja. Aber wo genau dort, verrate ich natürlich nicht.«
    »Du weißt, wo Avalon liegt?«
    Margaret runzelte die jugendliche Stirn. »Natürlich weiß ich das. Jeder weiß das. Ich habe dort gelebt.«
    »In Wales oder Somerset? Soweit ich weiß, hat St. Margaret … äh, hast du in Schottland gelebt.«
    »Avalon liegt doch nicht in Wales. Und auch nicht in Somerset«, sagte Margaret irritiert. »Gibt es denn dort eine Mauer? Ich meine, eine richtige, eine große Mauer.«
    »Eine Mauer? Was für eine Mauer?«
    »Na, die Mauer, von der Avalon seinen Namen hat. Jenseits der Mauer . Ad Vallum in Latein. A’Fallan in Uotodin. Nördlich vom Hadrianswall, der von den Römern auf einer sehr viel älteren Mauer errichtet wurde.«
    »Uotodin?«
    Margaret schaute Eve prüfend an, ganz so, als glaubte sie, Eve würde sich absichtlich dumm stellen. »Uotodin. Gododdin.

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