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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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entlang nach Norden segeln und brachte uns nach Edinburgh zu Malcolm, dem König von Schottland.
    Zum Dank dafür, dass de Saint-Clair ihm die letzten Bluterben des englischen Königshauses überbracht hatte, beschenkte Malcolm den Normannen mit der Baronie Roslin und machte ihn damit zu einem seiner treuesten Kampfgefährten im Kampf gegen William und dessen Erben.
    In Edinburgh heiratete ich Malcolm. Kurz darauf fand ich die Quelle des ewigen Lebens.«
    Eve resümierte: »Hätte Guillaume de Saint-Clair dich nicht nach Edinburgh gebracht, wärst du nie Königin geworden, und du wärst bereits seit fast tausend Jahren tot. Könnte man das so sagen?«
    Margaret nickte. »Ihm verdanke ich mein Leben und meine Unsterblichkeit.«
    »Dann schuldest du ihm aber einiges, nicht wahr?«
    »Ich schulde ihm alles.«
    »Ihm und seiner Familie?«
    »Ihm und seiner Familie«, bestätigte Margaret. »Wieso fragst du?«
    Nun war es Eve, die schmunzelte. »Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich dir sage, wie ich heiße.«

54
    »Eve Sinclair ?« Margaret machte große Augen.
    Eve legte sich die Hand aufs Herz und deutete eine Verbeugung an. »Nachfahrin von Guillaume de Saint-Clair, Baron von Roslin.«
    »Die Götter haben wirklich eine seltsame Art von Humor. Uns beide zusammenzuführen. Von allen Flecken dieser Erde dann auch noch hier und unter diesen Umständen. Unglaublich.«
    »Vielleicht ist das gar kein Zufall«, überlegte Eve.
    »Glaubst du etwa an das Schicksal?«, fragte Margaret. »Weißt du, das mit den Göttern war nur so ein Spruch. Ich zweifle zwar nicht daran, dass sie existieren, aber ich halte es im Gegensatz zu unseren Kerkermeistern für ziemlich unwahrscheinlich, dass sie sich für unsere Belange interessieren oder sie sogar steuern.«
    »Nein, das Schicksal meine ich auch nicht«, sagte Eve. »Ich glaube eher an Ursache und Wirkung und an ganzheitliche Zusammenhänge der Dinge. Ich denke nicht, dass alles irgendeinen Sinn hat oder einem kosmischen Zweck dient, aber ich bin fest davon überzeugt, dass alles auf dieser Welt seine Konsequenzen hat, seine Reaktionen. Manchmal kleine, manchmal große.«
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Ich versuche, es dir zu erklären«, sagte Eve. »Weißt du, warum ich Medizinerin und Biologin geworden bin?«
    »Woher, bitte schön, soll ich das wissen? Wir kennen uns gerade einmal ein paar Stunden.«
    »Es ist sozusagen Familientradition«, sagte Eve. »Die Sinclairs und Roslins wurden schon immer mit der Gralslegende in Verbindung gebracht, mit der Suche nach dem ewigen Leben. Tatsächlich waren viele meiner Vorfahren Mystiker, Freimaurer und Tempelritter. Aber anders als die Legende behauptet, hat meine Familie das Geheimnis des ewigen Lebens nicht gehütet, sondern stets danach gesucht. Ich hielt das alles immer für groben Unfug und wollte damit weder etwas zu tun haben noch damit in Verbindung gebracht werden. Deshalb habe ich mich für die Wissenschaft entschieden. Aber wenn ich es jetzt genauer betrachte, habe ich damit die Familientradition nicht wirklich gebrochen, sondern genau genommen fortgesetzt. Ich habe mein Leben dem Kampf gegen Krankheit und Tod gewidmet. Dabei musste ich, ob nun durch die bewusste oder die unbewusste Erinnerung an die Besessenheit meiner Ahnen, früher oder später auf die Frage nach der Unsterblichkeit stoßen. Und während jeder andere sie vielleicht direkt wieder als vollkommen unsinnig verworfen hätte, bin ich ihr nachgegangen. Vielleicht sogar nur, weil mein Unterbewusstsein nicht akzeptieren wollte, dass meine Vorfahren allesamt Verrückte waren. Und wie es sich jetzt herausstellt, waren sie das wohl auch nicht. Es stellt sich also nur noch die Frage: Warum war meine Familie so besessen von dem Glauben, dass es die ewige Jugend oder das ewige Leben gibt? Und ich denke, dass du mir diese Frage beantworten kannst.«
    Margaret hatte die Augen geschlossen, rieb sich die Schläfen und nahm einen tiefen Atemzug, den sie laut und lange ausstieß. »Ja, ich glaube, das kann ich«, sagte sie.
    »Guillaume de Saint-Clair hat irgendwann bemerkt, dass du nicht älter wirst«, riet Eve.
    Margaret nickte. »Er hat mich immer und immer wieder nach meinem Geheimnis gefragt. Fast dreißig Jahre lang. Bis ich schließlich keinen anderen Ausweg mehr sah, als meinen Tod vorzutäuschen und Schottland zu verlassen.«
    »Das meinte ich«, sagte Eve. »Dass wir einander hier begegnen, erscheint vielleicht wie ein Zufall, tatsächlich aber ist es die

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