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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Votadini. Das Volk Eidyns … Odins … Wotans. Die Ureinwohner Englands.«
    »Du bringst da etwas fürchterlich durcheinander«, meinte Eve und stellte gleich wieder alles in Frage, was Margaret ihr bisher erzählt hatte. Vielleicht war sie doch einfach nur geistig umnachtet. Avalon war sicher mit den Legenden des ewigen Lebens sehr eng verknüpft, aber – und das sprach sie laut aus: »Die Ureinwohner Englands waren die Briten, ein keltisches Volk, das von den Römern unterworfen wurde. Die Völker, die Odin anbeteten, die Angeln und die Sachsen, strömten erst nach dem Weggang der Römer ins Land, im fünften und sechsten Jahrhundert.«
    Margaret schmunzelte. »Und als Nächstes erzählst du mir, Din Eidyn, Edinburgh, Odins Burg, die Hauptstadt Avalons, ist auch erst nach den Römern erbaut worden.«
    »Absolut.«
    »Papperlapapp«, sagte Margaret. »Schon der römische Mathematiker und Geograph Ptolemaeus schreibt im ersten Jahrhundert in seiner Geographia von den Uotodini und ihrer Siedlung in Edinburgh. Bist du wirklich so vermessen, mich die Geschichte meines Volkes lehren zu wollen?«
    Margaret hatte trotz des Schmunzelns mit einem solchen Ernst gesprochen, dass Eve erneut unsicher wurde, was ihren Geisteszustand betraf. Vielleicht war es klüger, sie erst einmal erzählen zu lassen. Eve hatte ihr Wissen aus Geschichtsbüchern und Romanen, Letztere meist sehr fadenscheinig gewoben und so gut wie nie objektiv geschrieben. Die junge Frau vor ihr jedoch war, falls sie nicht gestört war oder log, selbst Fleisch gewordene Geschichte. Wenn sie wirklich Margaret von Schottland war, musste sie vieles wissen, was inzwischen in Vergessenheit geraten war, entweder ganz natürlich im Laufe der Zeit oder indem man es totgeschwiegen hatte.
    »Lange bevor die Kelten aus Iberia nach England kamen, lebten wir Uotodini dort«, fuhr Margaret fort. »Als die Kelten kamen, empfingen wir sie zunächst freundlich, aber es wurden immer mehr. Sie strömten in unser Land und drängten uns und die Pikten allmählich weiter nach Norden, wo wir eine unserer Siedlungen zur Festung Edinburgh ausbauten. Aber das Land, das uns geblieben war, ernährte uns nicht alle, und so floh ein Großteil von uns in Schiffen nach Osten, nach Norwegen und Dänemark. Doch ehe die Kelten mein Volk vollständig von der Insel vertreiben konnten, kamen die Römer, und plötzlich waren sie selbst in Bedrängnis.
    Nach etwas mehr als vierhundert Jahren verschwanden die Römer wieder. Diejenigen meines Volkes, die in der Heimat geblieben waren, sandten Nachricht zu ihren Brüdern, und die bestiegen ihre Drachenschiffe, um zu ihrem alten Zuhause zurückzukehren. Es kam zu einem fast zweihundert Jahre langen Krieg zwischen uns Heimkehrern und den romanisierten Kelten, den aber schließlich wir gewannen.
    Doch sie haben immer versucht, es so darzustellen, als hätten wir ihnen ihr Land abgenommen. Dabei haben wir es uns nur zurückgeholt und wieder neu besiedelt. Bis die Normannen kamen. Also, im Grunde gehören die auch zur Familie, aber das würde jetzt zu weit führen. Ich will erzählen, wie ich die Quelle des Lebens in Avalon entdeckt habe.«
    Eve nickte nur.
    »Mein Vater Edward, mein Bruder Edgar und ich waren gerade aus dem Exil in Ungarn zurückgekehrt, die letzten Erben der englischen Herrscherlinie. Doch noch ehe mein Vater die Thronfolge antreten konnte, wurde er ermordet, und man erklärte Edgar zum König. Aber auch ihm war die Krone nicht vergönnt, denn noch bevor er den Thron besteigen konnte, stand William der Eroberer mit seinen Truppen in London, und viele jener, die meiner Familie die Treue geschworen hatten, wechselten nur zu bereitwillig auf seine Seite. Er hatte einfach die wesentlich größere Armee.
    William beauftragte einen seiner Generäle, Guillaume de Saint-Clair, Edgar und mich aufs Festland ins Exil zurückzubringen. Aber das war nur eine Farce, um die Engländer nicht gegen sich aufzubringen. In Wahrheit sollten wir gleich nach unserer Ankunft in der Normandie gemeuchelt werden.«
    »Guillaume de Saint-Clair?«, fragte Eve ungläubig.
    »Ja. Wieso?«
    Eve überlegte kurz, ob sie Margaret hier unterbrechen sollte, entschied sich dann aber dagegen. »Nichts. Ich erzähle es später.«
    »Gut«, sagte Margaret, die offensichtlich froh war, mit ihrem Bericht fortfahren zu können. »Also, statt uns in der Normandie den Meuchelmördern zu übergeben, ließ Guillaume de Saint-Clair sein Schiff von der Themsemündung aus die Küste

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