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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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es nur tiefer in die Katakomben«, sagte Margaret, »und den Weg dorthin versperrt eine schwere Eisentür.«
    »Ich weiß«, erwiderte Ben. »Kommt mit.«

62
    Ben holte die Taschenlampe hervor und schritt voran, weg vom eigentlichen Eingang zum Folterkeller, sich darauf verlassend, dass die beiden Frauen ihm folgen würden. In dem Tunnel, den er betrat, lag der Staub mehrere Zentimeter dick auf dem Boden. Hier war schon seit Jahrzehnten niemand mehr durchgelaufen.
    Nach etwa dreißig Metern stieß er auf eine uralte dicke Eisentür mit mehreren Riegelschlössern. Er nahm das mitgebrachte Schweißgerät und machte sich an die Arbeit.
    Den ersten Riegel hatte er durch, als Eve und Margaret zu ihm aufschlossen.
    »Magie!«, rief Margaret voller Erstaunen aus, als sie sah, wie die kleine fauchende Flamme in Bens Hand das alte Metall mit einer Leichtigkeit durchschnitt, als wäre es aus Butter.
    Eve hatte die zerrissenen Hälften ihres Shirt-Vorderteils in den Strickgürtel gestopft, um ihre noch immer schmerzenden Brüste zu bedecken. »Woher wusstest du von der Tür?«, fragte sie Ben. »Und woher weißt du, dass uns dieser Weg nach draußen führt?«
    »Ich war schon einmal hier«, antwortete Ben und schweißte den dritten Riegel entzwei.
    »Ich habe dich hier noch nie gesehen«, sagte Margaret argwöhnisch. Eve spürte das Misstrauen zwischen den beiden Unsterblichen.
    »Dann warst du wohl noch nicht hier, als ich hier war«, sagte Ben und machte sich an dem fünften Schloss zu schaffen.
    »Sie ist seit hundertsechzig Jahren hier«, erklärte Eve.
    »Sag ich doch«, antwortete Ben.
    »Dann bist du …?«
    »Nicht jetzt«, unterbrach er sie. »Hört ihr das?«
    »Hunde!«, sagte Margaret mit Panik in der Stimme. »Sie haben die Hunde losgemacht. Die finden uns überall. Wir kommen niemals hier raus!«
    »Ruhig Blut.« Ben richtete die Flamme des Schweißgeräts auf den vorletzten Riegel.
    Eve legte der kleinen Königin, die auf einmal am ganzen Leib zitterte, eine Hand auf die schmale Schulter. Doch sie ließ sich nicht beruhigen. Eve hörte, wie Margarets Zähne klapperten.
    Das Gebell der Hunde kam schnell näher. Sehr viel schneller, als Ben gedacht hatte. Zu schnell.
    Er leuchtete mit der Taschenlampe in die Richtung, aus der sie gekommen waren, dann stand er auf und drückte Eve die SIG Sauer in die Hand. »Hier entsicherst du sie.« Er zeigte ihr den kleinen Hebel neben dem Hahn. »Schieß auf alles, was sich bewegt. In der Enge des Tunnels kannst du sie kaum verfehlen. Aber wenn du feuerst, stütz dein rechtes Handgelenk mit der Linken, um den Rückstoß abzufangen.«
    Eve kam die Pistole sehr, sehr schwer vor. Sie mochte Waffen nicht. Waffen zerstörten Leben, während Eves ganzes Sein darauf ausgerichtet war, Leben zu erhalten. Der Gedanke, gleich töten zu müssen, um nicht selbst getötet zu werden, verursachte ihr ein flaues Gefühl in der Magengegend.
    Ben wandte sich an Margaret und drückte ihr die Taschenlampe in die zitternden Finger. »Ich nehme an, du hast keine Ahnung, wie man mit einer automatischen Pistole umgeht.«
    Margaret schüttelte den Kopf.
    Er reichte ihr den Stiefeldolch. »Aber damit kannst du sicher etwas anfangen, oder?«
    »Verlass dich drauf«, sagte sie grimmig.
    »Gut.« Ben wandte sich wieder der Tür und seinem Schweißgerät zu.
    Er hatte das vorletzte Schloss gerade durch, als die Hunde kamen.
    Bluthunde. Sechs Stück.
    Die schwarzen und braunen Leiber erschienen Eve riesig und schienen nur aus Muskeln und Zähnen zu bestehen. Keiner unter fünfzig Kilo. Sie stürmten in den Tunnel wie Dämonen durch den Höllenschlund.
    Eve drückte ab, und die Explosion des Schusses donnerte durch den Gang und brachte ihre Ohren zum Klingen. Einer der breitbrüstigen Hundekörper kam aus dem Takt, rannte aber weiter.
    Sie musste besser zielen.
    Eve ging in die Knie und legte an. Feuerte.
    Der zweite Schuss riss einen der Hunde von den Beinen, und der Schwung seines Laufs ließ ihn sterbend über den staubigen Boden nach vorn rutschen. Die anderen hetzten unbeeindruckt weiter auf sie zu. Sie waren keine zehn Meter mehr entfernt.
    Eve schoss in schneller Folge.
    Eins, zwei, drei Mal.
    Ein zweiter Hund brach zusammen.
    Sechs Meter. Vielleicht fünf. Eves Handfläche vibrierte bei jedem abgefeuerten Schuss, und die Luft stank beißend nach Pulver und den Exkrementen der getroffenen Hunde.
    Erneut drückte sie ab. Immer und immer wieder. Bis das Magazin leer war.
    Doch zwei der Hunde lebten noch.

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