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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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lächelte und nahm einen Bissen von seiner geschmorten Kalbshaxe, den Blick weiterhin in ihre Augen versenkt. Ihm dabei zuzusehen, wie seine kräftigen Wangenmuskeln arbeiteten, ließ sie wünschen, Margaret wäre schon im Bett in ihrem Zimmer. Noch nie hatte sie sich in Anwesenheit eines Mannes so klein gefühlt. So angenehm klein , relativierte sie in Gedanken. Ein unsterblicher Krieger mit dem Herzen eines Löwen, dessen Mission es war, sie zu beschützen – aus welchen Motiven heraus auch immer.
    Doch so sehr das romantische Mädchen und die begehrende Frau in ihr bereit, ja, gierig darauf waren, auf diesen Zug aufzuspringen, war da immer noch die kühl analysierende Wissenschaftlerin in einer Ecke ihres Inneren, und die schrie so laut über den Orkan all dieser tollen Gefühle hinweg, dass Eve nicht anders konnte als hinzuzufügen: »Du bist meiner Frage ausgewichen.«
    »Ich weiß«, antwortete er mit einem Schmunzeln.
    Sie konnte ihm nicht böse sein. Nicht in dieser Nacht.
    »Ich werde morgen früh noch einmal fragen«, stellte sie dennoch klar.
    Er lachte. »Auch das weiß ich.«

65
    Rom.
Villa Borghese.
    Diakon Wall lag in seinem Bett, bis unter die Hirnrinde vollgepumpt mit Schmerzmitteln. Die gebrochene Nase war gerichtet und geschient worden, die übrigen Verletzungen – kleinere Prellungen und Schürfwunden – versorgt und verbunden. Neben dem Bett stand noch der medizinische Versorgungstisch, und er war an einen Tropf angeschlossen. Im unteren Regalfach des Versorgungstisches lag seine Stahlprothese.
    »Was haben Sie sich dabei gedacht?«, zeterte Bischof Garden, der wütend vor Walls Bett auf und ab lief. Sein Kopf war rot, und er hatte die wurstartigen beringten Finger zu Fäusten geballt. »Nur eine Wache. Die Alarmanlage ausgeschaltet.«
    »Ich wollte ihm eine Falle stellen«, brachte der Diakon unter großer Anstrengung hervor. »Um ihn ein für alle Mal auszuschalten, nach all dem Schaden, den er angerichtet hat.«
    »Schwachsinn!«
    »Ich …«
    »Sie haben ihn einzig und allein in die Falle locken wollen, um Ihre ganz persönlichen, niederen Rachegelüste zu befriedigen«, stieß der Bischof anklagend hervor. »Und wohin hat das geführt? Jetzt sind wir nicht nur mit Doktor Sinclair und ihrem geheimnisvollen Beschützer wieder ganz am Anfang, wir haben zu allem Übel auch noch die Schottin verloren. Nach hundertsechzig Jahren, Wall!« Den letzten Satz schrie er. »Ich gehe in die Geschichte unseres Ordens ein als der Bischof, dem die ›Ewige Gefangene‹ entkommen konnte!«
    »Hätte mein Plan funktioniert …«
    »Er hat aber nicht funktioniert, Mann!«
    »Aber …«
    »Haben Sie überhaupt die geringste Vorstellung davon, was alles hätte passieren können, hätten die Anderen angegriffen, während wir so schutzlos waren? Wenn ein einzelner Mann so viel Schaden anrichten kann, was, glauben Sie, hätte dann ein ganzer Trupp dieser Bastarde der Nephilim angerichtet? Ich sage es Ihnen: Sie hätten uns ausgelöscht, bis auf den letzten Mann – und hätten dabei nicht einmal Verluste erlitten.«
    »Aber …«
    »Kein gottverdammtes ›Aber‹ mehr, Wall!«, donnerte der Bischof und schlug mit der flachen Hand so hart auf den Versorgungstisch, dass es schepperte. »Dort draußen laufen jetzt drei Kreaturen herum, die alles vernichten können, wofür unser Orden seit fast zweitausend Jahren kämpft.«
    »Dazu wird es ganz bestimmt nicht kommen«, krächzte Diakon Wall. »Ich werde …«
    »Sie werden gar nichts«, sagte Bischof Garden. »Hören Sie? Gar nichts! Sie sind mit sofortiger Wirkung von all Ihren Pflichten entbunden. Und auch von Ihren Privilegien.«
    »Was?«
    Der Bischof schüttelte den Kopf. »Und dabei habe ich wirklich gedacht, Sie hätten das Zeug zu einem herausragenden Strategen. Aber ganz offensichtlich habe ich mich in Ihnen getäuscht.« Er deutete auf die Waffenprothese neben dem Bett. »Schwer getäuscht. Sie sind und bleiben einfach nur ein dummes, blindes Tötungswerkzeug, ganz ohne jedwede Kreativität oder gar taktisches Denken.«
    Wall flüsterte etwas, aber der Bischof konnte ihn nicht verstehen. »Was sagen Sie? Reden Sie lauter.«
    Wieder flüsterte Wall.
    »Ich kann Sie nicht verstehen.«
    Diakon Wall sah noch um einiges schwächer aus als zu Beginn der Maßregelung. Er winkte den Bischof matt mit dem nackten Armstumpf zu sich heran. Der bückte sich genervt zu ihm herab, um sein Ohr näher an Walls Lippen zu bringen. »Was?«
    Da schnellte Diakon Walls

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