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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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sie mit seinen starken Händen. Sie fühlte sich wie in ihrem Traum, sicher und geborgen.
    »Entschuldige«, flüsterte sie immer wieder gegen seine warmen Lippen und spürte, wie auch ihr die Tränen über die glühenden Wangen liefen. Es kümmerte sie nicht, sie ließ ihnen freien Lauf. »Entschuldige, Ben.«
    Seine breite Brust drückte gegen ihre, und sie zog ihn noch fester an sich, in dem Wunsch, nie wieder irgendwo anders sein zu müssen als in seinen Armen. Sie hatte ihn verraten, doch er hatte sie trotzdem gerettet. Vielleicht nur, weil er sie brauchte, aber das spielte keine Rolle. Sein Kuss war ehrlich und zärtlich und zugleich kraftvoll verlangend.
    »Schon gut«, flüsterte er zurück und küsste sie noch einmal. Mit dem Daumen wischte er ihr die Tränen ab. Dann trat er einen Schritt zurück. »Wir müssen hier weg.«

64
    Rom.
Hotel Eden.
    Das Hotel Eden ist eines der führenden Luxushotels der Stadt. Es liegt an der Via Ludovisi, gerade mal ein paar hundert Meter von der Villa Borghese entfernt. Kristallspiegel mit vergoldeten Rahmen, schwere, wertvolle Kronleuchter, Polstermöbel aus poliertem Wurzelholz, edle Stofftapeten und Teppiche, in denen man versinken wollte. Durch die gekippten Fenster strömte der Duft von Jasmin. Ben hatte dort eine Suite gebucht. Die Hüter würden niemals vermuten, dass sie sich direkt in ihrer Nähe versteckten.
    Durch die Badezimmertür hindurch hörte Eve das Brausen der Dusche und Margarets fast kindliches Lachen.
    »Das gibt es überhaupt nicht«, sagte sie immer und immer wieder zu sich selbst. »Das gibt es überhaupt nicht.« Eve wusste, dass dies nicht das Eigenecho der Frau war, die jahrzehntelang eine Wahnsinnige gespielt hatte, um nicht wahnsinnig zu werden. Es war die pure Begeisterung eines Mädchens für etwas, das sie noch nie erlebt hatte – warmes Wasser aus einem Duschkopf. »Das ist wie Regen auf Bestellung.«
    Auch der Weg zum Hotel war von zahlreichen Verwunderungsausrufen Margarets begleitet gewesen. So viele Dinge, die die kleine Königin noch nie gesehen hatte: Autos, Vespas, Straßenlaternen, Leuchtreklamen, Flugzeuge am Himmel. Aber statt eingeschüchtert zu sein, war sie begeistert von all dem Fortschritt, von der Helligkeit bei Nacht und der ausgelassenen Lebendigkeit auf den Straßen.
    Sie war bereits seit fast einer halben Stunde unter der Dusche und kicherte. Eve und Ben hatten nacheinander in dem zweiten Badezimmer geduscht und saßen in weichen Hotelbademänteln aus Frottee am Tisch und machten sich heißhungrig über das Essen her, das der Etagenservice gebracht hatte.
    Ben hatte für sich eine riesige Portion Ossobuco alla Milanese mit geschmortem Gemüse und Weißweinrisotto geordert, Eve saß vor einem Saltimbocca, einem Kalbsschnitzel mit Parmaschinken und Salbei. Dazu hatte sie sich statt der angebotenen Beilagen eine Doppelportion Spaghetti mit zerlassener Butter bestellt.
    »Sie ist wirklich die heilige Margaret von Schottland«, sagte Eve, immer noch ein wenig fassungslos. Nun, da die Bedrohung, in der sie in den Katakomben geschwebt hatte, nicht mehr existierte, kamen ihr einige der Dinge, die Margaret gesagt hatte, erst richtig zu Bewusstsein. »Und mein Ur-ur-ur-ur-zehn-oder-mehrmal-urgroßvater hat ihr das Leben gerettet. Unglaublich, oder?«
    Ben schmunzelte. »Aus deiner Sicht sicher. Aber du wirst dich an solche Zusammenhänge gewöhnen.«
    Eve zog fragend die Augenbraue hoch, und die Gabel aufgerollter Spaghetti, die sie sich gerade in den Mund hatte schieben wollen, verharrte.
    »Wenn du erst selbst einmal unsterblich bist«, erklärte Ben. »Die Dinge – Ereignisse und Menschen – sind alle immer miteinander verbunden. Irgendwie.«
    Wenn du erst selbst einmal unsterblich bist … Eve ließ sich den Gedanken durch den Kopf gehen. Eine atemberaubende Vorstellung. Die erst, nachdem sie Margaret kennengelernt hatte, richtig Form annahm.
    »Wie alt bist du, Ben?«, fragte sie, als sie den Mund wieder leer hatte.
    Er schaute sie an. »Ich möchte nachher gern dort weitermachen, wo wir am Fluss aufgehört haben.«
    Eves Herz machte einen Satz – und zugegebenermaßen spürte sie auch eine körperliche Reaktion, ein sehr angenehmes Kribbeln in ihrem Körper. Sie fühlte, dass sie rot wurde, und nahm schnell einen Schluck Wasser.
    »Ähm …« Sie räusperte sich. »Das wäre schön. Äh, ich meine … Ja, das möchte ich auch.« Das Wasser half kein bisschen, sie abzukühlen, sie wurde noch mehr rot. »Sehr gern.«
    Er

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