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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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zu ›sterben‹ und dann als meine Nichte mit einem anderen Schiff weiter zu Alfonso zu fahren. Keine große Sache.
    Teil eins des Plans funktionierte auch perfekt: Ich fiel im Hafen einfach vor Zeugen über Bord und tauchte nicht wieder auf. Weißt du, wir Unsterblichen können nämlich um einiges länger unter Wasser bleiben. Also tauchte ich so weit es ging und kam erst hinter einem anderen Schiff ungesehen wieder an die Oberfläche. Dann ging ich an Land, färbte mir die Haare, wechselte die Kleidung, schminkte mich anders und betrat das zweite Schiff mit Ziel Aragon.
    Wir segelten unbehelligt durch den Skagerrak in die Nordsee und an Friesland, Holland und der Normandie vorbei und nahmen gerade hinter der Bretagne Kurs nach Süden, als wir von Piraten überfallen wurden.«
    Eve sah, dass Margaret auf einmal versonnen lächelte.
    »Und die Prinzessin verliebte sich in den Piraten«, schlussfolgerte sie mit einem Augenzwinkern.
    Margarets eben noch schwärmerische Miene nahm einen empörten Ausdruck an. »In einen Piraten? Niemals! Ich hatte schließlich gerade zwanzig Jahre damit verbracht, ihresgleichen zu bekämpfen. Nein, aber in einen ihrer Gefangenen habe ich mich verliebt. In Rinaldo.« Und damit war ihr Blick wieder verklärt. »Er war fast so groß wie dein Ben …«
    »Er ist nicht mein Ben«, protestierte Eve.
    »So stattlich und so stark. Charmant, wie es nur die Südländer sein können, und ein verdammt kluger Kopf«, fuhr Margaret unbeirrt fort. »Ich begegnete ihm im Kerker der Festung von St. Malo, wohin die Piraten mich verschleppt hatten. Er war schon fast ein Jahr dort. Rinaldo war einer der Aesirianer, wie ich bald entdeckte, und so unsterblich wie ich. Er war Geldkaufmann im Dienste der Medici gewesen, die damals noch ganz frisch im Geschäft waren. Die Piraten waren seiner habhaft geworden, als er gerade auf dem Weg nach London war, um Henry IV. ein beachtliches Darlehen zu überbringen. Und da sie schon dieses Geld verloren hatten, waren die Medici nicht gewillt, auch noch Lösegeld für Rinaldo zu zahlen.
    Es stand schlecht um ihn, da die Jahresfrist fast abgelaufen war und die Piraten sich all der Gefangenen, für die nach einem Jahr noch kein Lösegeld bezahlt worden war, zu entledigen pflegten, und zwar mittels Enthauptung. Und das überlebt selbst ein Aesirianer nicht. Also habe ich auch für ihn das Lösegeld organisiert. Und auf den Thron von Aragon verzichtet.
    Dafür aber durfte ich die nächsten fünfzig Jahre an seiner Seite verbringen. Wundervolle Jahre. Wir haben die ganze damals bekannte Welt bereist, und es verging kein Tag, an dem wir uns nicht stürmisch geliebt haben.«
    »Und dann?«, fragte Eve, weil Margaret eine lange, versonnene Pause machte.
    »Dann geschah das, was den meisten Paaren nach so langer Zeit früher oder später passiert, auch den Unsterblichen. Unsere Liebe war verschwunden, von einem auf den anderen Tag. Die Zuneigung war noch da und auch die Freundschaft, das Verständnis füreinander und auch das Wohlwollen. Aber die brennende Liebe war weg.
    Ein paar Jahre lang haben wir noch versucht, sie wieder neu zu entzünden, aber ohne Erfolg. Und während in der Situation die meisten sterblichen Paare einfach zusammenbleiben, weil sie ohnehin nur noch eine Handvoll von Jahren oder zwei zu leben haben und einander so lange einfach noch guttun wollen, treibt es uns Unsterbliche weiter zu neuen Ufern. Weil wir von vorn anfangen können. Ohne Reue.«
    »Ein bisschen wehmütig klingst du schon«, stellte Eve fest.
    Margaret riss sich aus ihrer Melancholie. »Ein bisschen Wehmut bleibt zum Glück immer. Das zeigt uns, dass auch wir Menschen sind und die Liebe echt«, sagte sie zwinkernd. »Auf jeden Fall haben wir uns getrennt. Aber vorher habe ich Rinaldo noch geholfen, unsere Bank zu gründen.«
    Eve zeigte auf das Gebäude. » Eure Bank?«
    Margaret nickte. »Während unserer langen Reise durch die Welt erlebten wir mit, wie das Bankhaus der Medici unter Cosimo de’ Medici immer größer wurde und auch immer mächtiger. Ich realisierte, dass so eine Bank sogar mächtiger werden kann als ein Königreich. Besonders faszinierte es mich, dass so eine Bank im Falle eines Krieges mit allen beteiligten Seiten Bündnisse eingehen konnte, ohne selbst in den Krieg hineingezogen oder gar bekämpft zu werden, und dabei auch noch an allen Seiten verdiente: Geld von den Siegern, Schuldbriefe von den Verlierern. Die Bank gewinnt immer – und braucht dazu noch nicht einmal

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