Die Lazarus-Formel

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Autoren: Ivo Pala

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vorhat.«
    »Ah«, sagte Margaret. »Nun gut …« Sie stand auf. »Wir brauchen was zum Anziehen.«
    »Kriegen wir in der Boutique in der Lobby.«
    »Wo ist das denn?«
    Eve hätte beinahe lachen müssen. »Wirst du schon sehen. Komm.«

68
    Eine dreiviertel Stunde später saßen Eve und Margaret neu eingekleidet in einem Audi S5 von Avis und verließen die Ewige Stadt in Richtung Norden.
    »Ich finde diese neue Welt sagenhaft«, sagte Margaret, obwohl Eve ihr ansah, dass ihr die hohe Geschwindigkeit, mit dem sie den Wagen über die Straße lenkte, noch nicht wirklich geheuer war. »Kutschen ohne Pferde, Licht aus Kugeln, Kleidung aus kleinen Räumen mit Glasscheiben. Und alles so schön bunt.«
    Margaret hatte sich in der Boutique des Hotels eine schreiend orangefarbene Caprihose mit Blumenmuster und eine knallblaue Seidenbluse mit glitzernden Sternchen ausgesucht. Eine gruselige Kombination, wie Eve fand, aber Geschmäcker sind nun einmal verschieden, und Margaret hatte zu lange Zeit in der farb- und schmucklosen Dunkelheit der Katakomben verbracht, als dass Eve ihr die Freude an ihrer Wahl verderben wollte.
    »In dreihundert Metern bitte rechts abbiegen«, kam die Stimme des Navigationssystems aus dem Lautsprecher. Das Display zeigte 1609 Kilometer bis Rotterdam, dem, wie Eve berechnet hatte, von Rom aus am günstigsten gelegenen Hafen für eine Schiffüberfahrt nach Schottland.
    »Und Maschinen, denen man einfach sagt, wo man hin will, und die einen dann auch tatsächlich dorthin bringen«, fügte Margaret begeistert hinzu. »Das ist einfach unglaublich.«
    »Ich habe allerdings noch nicht die geringste Ahnung, wie wir ohne Pässe über die Grenzen zwischen hier und Holland kommen sollen«, gestand Eve. »Nach den Vereinbarungen der Europäischen Union müssten sie eigentlich alle offen sein, trotzdem gibt es immer wieder Zollkontrollen. Und wir müssen um die Schweiz herumfahren.«
    »Warum?«
    »Die gehört nicht zur Europäischen Union.«
    »Die Schweizer.« Margaret schüttelte den Kopf. »Selbst nach all den Jahren, die ich jetzt weggeschlossen war, kochen die immer noch ihr eigenes Süppchen.«
    »Die sind wie immer clever«, meinte Eve. »Lassen erst einmal alle anderen für die Kosten aufkommen, und wenn sich das System irgendwann einmal eingespielt hat, werden sie sich eingliedern.«
    »Warum nehmen wir dann nicht einfach eines dieser fliegenden Dinger?«, fragte Margaret. »Wie hast du sie gleich noch mal genannt?«
    »Flugzeuge.«
    »Ja, Flugzeuge«, sagte Margaret. »Mit einem von denen könnten wir doch über die Grenzen hinwegfliegen.«
    »Wenn es so einfach wäre«, antwortete Eve. »Aber ein Flugzeug hilft uns hier auch nicht. Es gibt Passkontrollen an allen Flughäfen. Was wir bräuchten, wären entweder gefälschte Pässe oder einen Schmuggler, der uns mit seinem eigenen Flugzeug nach England bringt.«
    »Dann lass uns das eine oder den anderen auftreiben«, schlug Margaret vor, als wäre es das Leichteste auf der Welt.
    »Ich habe keine Ahnung, wie man an gefälschte Pässe kommt«, sagte Eve. »Und Schmuggler kenne ich auch keine.«
    »Ich aber«, sagte Margaret mit einem kindlichen Kichern.
    »Du?«
    »Na ja, ich kenne zumindest jemanden, der ziemlich wahrscheinlich jemanden kennt, der wen kennt, der wiederum jemanden kennt. Ach, du weißt schon.«
    »Ich habe mal wieder keine Ahnung, wovon du gerade sprichst.«
    »Macht nichts.« Margaret grinste und deutete auf das Navigationssystem. »Sag der Maschine, sie soll uns nicht nach Rotterdam, sondern nach Siena bringen.«
    »Margaret, selbst wenn der, den du suchst, nach all der Zeit, die du in Gefangenschaft verbracht hast, noch leben sollte, reicht unser Geld ganz bestimmt nicht aus für falsche Pässe.«
    »Glaub mir, Eve«, erwiderte Margaret. »Wenn der, den ich suche, noch lebt, ist Geld überhaupt kein Problem.«
    Eve schüttelte den Kopf. Offenbar hatte sie die Heimlichtuerei Bens gegen die Geheimniskrämerei Margarets eingetauscht. Vielleicht wurde man automatisch so, wenn man unsterblich war.
    Sie seufzte und tippte S-I-E-N-A in das Navi.
    »Wo dort?«, fragte sie nach der genauen Adresse.
    »Zur Burg Rocca Salimbeni.«

69
    Siena.
Banca Monte dei Paschi.
    Die Banca Monte dei Paschi di Siena mit Hauptsitz im Palazzo Salimbeni, der früheren Burg Rocca Salimbeni, ist die älteste heute noch existierende Bank der Welt. Gegründet 1472 gehört sie heutzutage zu den größten Finanzunternehmen der Erde.
    Eve parkte ihren Audi am Rande der