Die Lazarus-Vendetta
Hal – und was diese Schießerei soll.«
Burke wölbte ironisch die Augenbrauen. »Warum machen Sie jetzt auf unschuldig, Kit? Sie sind kein Dummkopf. Und ich auch nicht, was das angeht. Haben Sie wirklich geglaubt, Sie können ein FBI-Observationsteam auf meinen Besitz einschleusen, ohne dass ich das mitkriege?«
Sie schüttelte verzweifelt Kopf. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden. Niemand ist mit mir hierher gekommen – oder ist mir gefolgt. Ich war den ganzen Weg von D.C. hier raus sauber!«
»Lügen hilft Ihnen jetzt auch nicht mehr«, zischte er kalt. Sein rechtes Auge zuckte erneut, und das Lid flatterte, als sich sein Muskel kontrahierte und entspannte. »Genau genommen widert es mich nur an.«
Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte einmal. Ohne den Blick oder die Mündung seiner Pistole von ihr zu nehmen, griff er nach dem Hörer, bevor es ein zweites Mal klingeln konnte. »Ja?«, sagte er gepresst. Er hörte einen Moment lang zu, dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Ich habe die Situation hier unter Kontrolle. Sie können reinkommen. Die Türen sind offen.« Er legte auf.
»Wer war das?«, fragte sie.
Der CIA-Officer lächelte dünn und ohne jeglichen Humor. »Jemand, der Sie unbedingt kennen lernen möchte.«
Inzwischen bereute Kit Pierson ihre Entscheidung, Burke persönlich mit ihren Bedenken zu konfrontieren. Sie saß angespannt in dem Lehnstuhl und spielte hastig verschiedene Möglichkeiten durch, wie sie sich aus diesem Schlamassel befreien könnte, die sie jedoch ebenso schnell als undurchführbar oder selbstmörderisch oder beides wieder verwarf. Sie hörte, wie die Haustür geöffnet und dann wieder geschlossen wurde.
Ihre Augen weiteten sich, als ein sehr großer und sehr breitschultriger Mann in das Arbeitszimmer trat, der sich mit der raubtierhaften Anmut eines Tigers bewegte. Seine auffallend grünen Augen schimmerten kalt im matten Licht der Lampe auf Burkes Schreibtisch. Einen Moment lang glaubte sie, den Mann vor sich zu sehen, den Colonel Smith in seinem Bericht über die Geschehnisse nach der Katastrophe im Teller Institut beschrieben hatte: Der Anführer der Terroristengruppe, die den Überfall durchgeführt hatte. Dann schüttelte sie den Kopf. Das war nicht möglich. Der Anführer des Terrorkommandos war von den Nanophagen getötet worden, die durch die Bombenexplosionen in den Labors des Instituts freigesetzt wurden.
»Das ist Terce«, sagte Hal Burke schroff. »Er leitet eines meiner TOCSIN-Einsatzteams. Seine Männer hielten draußen Wache. Sie waren es, die Ihr Observationsteam entdeckt haben, als sie um das Haus herumschlichen.«
»Wer immer das da draußen ist, sie haben nichts mit mir zu tun«, versicherte Pierson noch einmal und bemühte sich, so viel Überzeugungskraft, wie sie aufbringen konnte, in ihre Stimme zu legen. Jedes FBI-Handbuch über die Psychologie konspirativer Vereinigungen wies ganz explizit auf die ihnen innewohnenden übersteigerten Ängste aller daran Beteiligter hin, von jemandem aus den eigenen Reihen verraten zu werden. Als Leiterin der Anti-Terror-Abteilung des FBI hatte sie sich diese Ängste oft zunutze gemacht, hatte sie mit vorsichtigem Kalkül geschürt, um mutmaßliche Terrorzellen aufzubrechen, und die Möchtegern-Terroristen aufeinander gehetzt wie in einem Käfig gefangene Ratten. Sie biss sich auf die Unterlippe und schmeckte den salzigen Geschmack ihres eigenen Bluts. Jetzt waren hier dieselben Mechanismen der Paranoia und gegenseitiger Verdächtigungen am Werk und bedrohten ihr Leben.
»Nein, Kit«, erwiderte Burke kalt. »Ich glaube nicht an Zufälle, und deshalb sind Sie entweder eine Lügnerin – oder ein Risiko. Und diese Operation kann sich keines von beiden leisten.«
Der Hüne namens Terce sagte zunächst nichts. Stattdessen beugte er sich hinab und hob ihre Pistole vom Boden auf. Er schob sie in die Tasche seiner schwarzen Windjacke und drehte sich dann zu dem CIA-Officer um. »Und jetzt geben Sie mir Ihre Waffe, Mr Burke«, sagte er sanft. »Wenn ich Sie darum bitten darf.«
Der CIA-Officer blinzelte verdutzt, offenkundig überrascht von dem Wunsch. »Was?«
»Geben Sie mir Ihre Waffe«, wiederholte Terce. Er machte einen Schritt auf Burke zu und blickte kalt auf den CIA-Officer hinab. »Es wäre – sicherer für uns alle.«
»Weshalb?«
Der Hüne mit den grünen Augen nickte in Richtung der halb leeren Flasche Jim Beam auf dem Schreibtisch. »Weil Sie ein bisschen mehr getrunken haben, als klug ist, Mr Burke, und im
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