Die Lazarus-Vendetta
reden, was wir als Nächstes tun werden.«
Die beiden anderen wandten sich ihm zu.
»Ich muss zugeben, dass die Lage ein bisschen schwierig ist«, sagte Peter nachdenklich und setzte sich in einen gepolsterten Lehnstuhl.
Randi starrte ungläubig in das wettergegerbte Gesicht des Engländers. »Ein bisschen schwierig?«, echote sie. »Herrgott noch mal, Peter, ich wäre dir dankbar, wenn du ein bisschen zurückhaltender wärst mit deiner ewigen Schönfärberei. Die Lage ist so ziemlich ausweglos, und das weißt du ebenso gut wie ich.«
»›Ausweglos‹ ist ein sehr starkes Wort, Randi«, sagte Smith mit einem gezwungenen Lächeln.
»Nicht von meinem Standpunkt aus«, schoss sie zurück. Sie schüttelte verzweifelt den Kopf, ohne ihr nervöses Auf-und-abTigern zu unterbrechen. »Zuerst kommt ihr beiden Helden daher und legt die Beweise dafür auf den Tisch, dass einige unserer eigenen Leute einen sehr schmutzigen und vollkommen illegalen Krieg gegen die Lazarus-Bewegung führen. Was alle – einschließlich den Präsidenten und den Premierminister – in Panik versetzt. Also stürzen sie sich zuerst mal auf die Nachrichtendienste und befehlen die sofortige Einstellung sämtlicher verdeckter Operationen, auch solche gegen Lazarus. Ganz zu schweigen von den jetzt folgenden Untersuchungen im Kongress beziehungsweise im Parlament, die sicherlich Monate, vielleicht sogar Jahre dauern werden.«
Die beiden Männer nickten.
Randi runzelte düster die Stirn. »Aber damit hab ich im Grunde genommen kein Problem. Jeder, der dumm genug ist, sich mit Hal Burke, Kit Pierson und den anderen einzulassen, verdient es, gekreuzigt zu werden. Mit stumpfen Nägeln.« Sie holte tief Luft. »Aber jetzt, ausgerechnet jetzt, wo wir von allen Seiten unter Beschuss genommen werden, wollt ihr beiden einfach hingehen und in das Haus der Lazarus-Bewegung einbrechen! Und nicht bloß in irgendein popeliges, altes Haus natürlich, sondern in die Schaltzentrale für alle ihre Aktionen in Paris und möglicherweise ganz Europa!«
»So ist es«, erwiderte Peter gelassen. »Hast du etwa einen anderen Vorschlag, wie wir sonst erfahren sollen, was sie da drin aushecken?«
»Du lieber Himmel«, murmelte Randi. Sie drehte sich zu Smith um. »Und du siehst das alles genauso?«
Er nickte ernst. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass jemand außerhalb der Nachrichtendienste Burke und die anderen manipuliert hat und nun ihren heimlichen Krieg gegen den Terrorismus als Tarnung für etwas noch viel Übleres benutzt, wie zum Beispiel das, was im Teller Institut passiert ist oder hier in Paris … nur hundertmal schlimmer«, sagte er. »Ich will herausfinden, wer – und warum. Bevor wir es auf die brutale Art und Weise erfahren.«
Randi biss sich auf die Lippe und dachte darüber nach. Sie ging ans Fenster und starrte auf den kleinen Hof hinter dem Hotel hinab.
»Ob nun wirklich die Lazarus-Bewegung dahintersteckt oder nicht, zumindest einige der Leute, die in der Rue de Vigny Nummer 18 arbeiten, wussten, dass der Nanophagen-Anschlag auf La Courneuve passieren würde«, fuhr Smith fort. Er beugte sich in seinem Sessel nach vorn. »Deshalb haben sie die Sensoren und Messgeräte installiert, die ihr gesehen habt. Deshalb waren sie entschlossen, jeden zu töten, der ihnen dabei in den Weg kam.«
»Aber Lazarus ist eine Anti-Technologie-Bewegung – vor allem eine Anti-Nanotechnologie-Bewegung!«, rief sie hitzig. »Weshalb würden Lazarus-Anhänger jemandem dabei helfen, einen Massenmord zu verüben, mit Mitteln, die sie zutiefst ablehnen? Das ergibt keinen Sinn!«
»Es könnte aber auch bedeuten, dass Jons geheimnisvoller Jemand – vielleicht sollten wir ihn der Kürze halber Mr X nennen – die Lazarus-Bewegung als Tarnung für seine wirklichen Absichten benutzt«, gab Peter zu denken. »So ähnlich wie er ein paar Narren in der CIA und im FBI benutzt hat. Und im MI6.«
»Du traust diesem Mr X ja eine ganze Menge zu«, bemerkte Randi eisig. Sie wandte sich vom Fenster ab und funkelte Peter mit trotzig vorgerecktem Kinn an. »Zu viel, wenn du mich fragst.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Smith, und ein grimmiger Ausdruck trat in sein Gesicht. »Wir wissen bereits, dass Mr X – dahingestellt, ob es sich um eine Person oder eine Gruppe handelt – über enorme finanzielle Mittel verfügt. Um hunderte Milliarden von Nanophagen zu entwickeln und zu produzieren, sind gewaltige finanzielle Mittel nötig. Dafür braucht man mindestens hundert Millionen Dollar, wahrscheinlich
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